Forschung und Entwicklung*

Strategische Ausrichtung von Forschung und Entwicklung

Im Rahmen der Strategie „KION 2027“ werden Forschung und Entwicklung so ausgerichtet, dass sie die Position der KION Group als ein weltweit führender Anbieter von Flurförderzeugen gemessen an den verkauften Stückzahlen sowie integrierten und nachhaltigen Supply-Chain- und Mobile-Automation-Lösungen gemessen am Umsatz unterstützen. Neben kontinuierlichen Innovationen, die auf die Anforderungen der Kunden ausgerichtet sind, besteht ein weiteres Ziel der F&E-Aktivitäten darin, die Komplexität und Vielfalt der Produktpalette zu reduzieren und die Entwicklungszeiten für neue Produkte zu verkürzen. Die Schwerpunkte der F&E-Aktivitäten beziehen sich dabei auf die beiden strategischen Handlungsfelder „Automation und Software“ sowie „Nachhaltigkeit“.

Im Grundsatz sind die F&E-Aktivitäten marken- und regionenübergreifend ausgerichtet, was es erleichtert, Forschungsergebnisse und technologisches Know-how im gesamten Konzern auszutauschen. Die lokalen Produktentwicklungsteams erarbeiten, aufbauend auf globalen Plattformen, für die einzelnen Konzernmarken und Regionen kundenspezifische Lösungen.

Wesentliche F&E-Kennzahlen

Im Geschäftsjahr 2023 steigerte die KION Group ihre Ausgaben für F&E um 9,3 Prozent auf 351,0 Mio. € (Vorjahr: 321,3 Mio. €). Bezogen auf die Umsatzerlöse entspricht dies einem Anteil von 3,1 Prozent (Vorjahr: 2,9 Prozent). Die aufwandswirksam erfassten F&E-Kosten betrugen in Summe 235,1 Mio. € (Vorjahr: 203,3 Mio. €). Zusätzlich fielen planmäßige Abschreibungen auf aktivierte Entwicklungsleistungen in Höhe von 117,6 Mio. € (Vorjahr: 112,6 Mio. €) an, die in den Umsatzkosten ausgewiesen werden (siehe Konzernanhang, Textziffer [8]).

Forschung und Entwicklung (F&E)

in Mio. €

2023

2022

Veränderung

Forschungs- und Entwicklungskosten (GuV)

235,1

203,3

15,6 %

Aktivierung von Entwicklungskosten

116,0

118,0

–1,7 %

F&E-Gesamtausgaben

351,0

321,3

9,3 %

F&E-Anteil am Umsatz

3,1 %

2,9 %

Bezogen auf die Zahl der Vollzeitstellen lag die Zahl der Mitarbeiter in den F&E-Arbeitsbereichen zum Jahresende 2023 bei 2.101, was einem Anstieg um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2.000) entspricht. Um vor Nachahmungen geschützt zu sein, verfolgt die KION Group eine dezidierte Patentstrategie. Zum Jahresende 2023 verfügten alle Unternehmen der KION Group zusammen über 2.937 Patentanmeldungen und erteilte Patente (Ende 2022: 2.843). Im Berichtsjahr wurden 89 Patente erstmals angemeldet gegenüber 94 im Vorjahr.

F&E-Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2023

Automation & Software

Die KION Group entwickelt markenübergreifend Lösungen im Bereich von vernetzten Staplern und Autonomen Mobilen Robotern (AMR) einschließlich einer gemeinsamen Softwareplattform und integrierter Services kontinuierlich weiter.

STILL widmete sich der Weiterentwicklung fahrerloser Transportsysteme zur Deckung des wachsenden Kundenbedarfs an schnell realisierbaren und skalierbaren Automatisierungslösungen, die in die vorhandene Produktions- und Lagerstruktur integrierbar sein sollen. Insbesondere für den Mischbetrieb von manuellen und automatisierten Fahrzeugen entwickelt KION selbstlernende Stapler ebenso wie Autonome Mobile Roboter.

Darüber hinaus werden Forschung und Entwicklung im Handlungsfeld Automation & Software über Kooperationen vorangetrieben. So beteiligte sich STILL am kanadisch-deutschen Verbundvorhaben ARIBIC, das im November 2023 abgeschlossen wurde. Im Rahmen des Projekts wurde das Konzept eines digitalen Zwillings eines Lagerhauses entwickelt, der sich aus den Sensoren der Flurförderzeuge speist. Der Prototyp soll 2024 weiterentwickelt werden. Im Rahmen von CampusOS forscht STILL an offenen 5G-Funknetzwerken und der Entwicklung der dafür notwendigen Technologien in der Intralogistik. Mit der Technischen Hochschule Aschaffenburg wurde das Entwicklungsprojekt KAnIS abgeschlossen, bei dem ein Gegengewichtsstapler für den autonomen Betrieb in Gebäuden und im Freien ausgerüstet wurde.

Ebenfalls vorangetrieben wird das europäische Forschungsprojekt IMOCO4.E. Ziel des Projekts ist die Weiterentwicklung von mobilen Robotern zum Einsatz in Lagerhäusern und Fabriken. Das bayerische Forschungsprojekt KI.FABRIK befasst sich ebenfalls mit der Weiterentwicklung mobiler Roboter zur autonomen Materialversorgung von Montagelinien, um einen automatisierten Materialfluss entlang der gesamten Produktionskette gewährleisten zu können. Zudem untersucht Linde Material Handling im Forschungsprojekt GRASS in Zusammenarbeit mit lokalen Forschungspartnern die Nutzung eines mobilen Roboterarms für Einsatzzwecke der mobilen Kommissionierung auf Paletten.

Bei drei weiteren Kooperationsvorhaben steht die Nutzung von künstlicher Intelligenz im Vordergrund. Über das Kooperationsprojekt AIGV mit der University of Edinburgh nutzt Dematic Methoden des Reinforcement Learning, um Schwärme von autonomen Transportrobotern in Zusammenarbeit mit Menschen beim Picken von Objekten zu koordinieren. Im Projekt AGENC beteiligt sich STILL zusammen mit Forschungs- und Unternehmenspartnern an der Erforschung grundlegender Methoden der künstlichen Intelligenz zur lernbasierten Modellierung cyber-physischer Systeme. Im Dezember 2023 wurde bei STILL das Projekt LernFFZ in Zusammenarbeit mit einem Konsortium aus Universitäten und Unternehmen gestartet. Dabei wird das Verhalten von Staplerfahrern mit Methoden der künstlichen Intelligenz analysiert und als Steuerungsmodelle auf autonome Flurförderzeuge übertragen.

Nachhaltigkeit

Die KION Group treibt die Neu- und Weiterentwicklung energieeffizienter Antriebskonzepte von Verbrennungsmotoren über verschiedene Elektroantriebe bis hin zur Brennstoffzelle voran.

Im Berichtsjahr entwickelte die KION Group eigene 24-Volt-Brennstoffzellensysteme für Lagertechnikgeräte und führte sie im November 2023 im Markt ein. Sie sollen zunächst in Kommissionierern und Schleppern und später auch in Niederhubwagen und Doppelstockbeladern zum Einsatz kommen. Bis zu 5.000 Brennstoffzellensysteme können jährlich in der neuen Produktionslinie im Hamburger Werk produziert werden. Das Investitionsvolumen dafür beläuft sich auf mehr als 11 Mio. €. Das Angebot umfasst neben Fahrzeugen und Brennstoffzellensystemen auch Serviceleistungen. Die Erweiterung des Brennstoffzellenportfolios auf ein 48-Volt-System ist für die kommenden Jahre geplant. Die werkseigenen Brennstoffzellenstapler am Standort Aschaffenburg werden mithilfe einer eigenen Infrastruktur für grünen Wasserstoff versorgt. Die Investition wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert.   

Auch in der Entwicklung nachhaltiger Konzepte für den gesamten Lebenszyklus von Lithium-Ionen-Batterien – einschließlich Lademanagement, Wiederaufbereitung und Batterierecycling – hat die KION Group im Geschäftsjahr 2023 Fortschritte erzielt. Seit September 2023 werden Lithium-Ionen-Batterien, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben, beim strategischen Partner Li-Cycle Holding Corp. in einem umweltschonenden Verfahren recycelt. Bis 2030 will die KION Group insgesamt bis zu 5.000 Tonnen an verbrauchtem Batteriematerial am Li-Cycle-Standort in Magdeburg fachgerecht aufbereiten lassen. Linde Material Handling weitete sein Angebot der X-Elektrostaplermodelle mit Lithium-Ionen-Batterien im April auf Traglasten von bis zu fünf Tonnen aus. Die neue Softwarelösung Linde Energy Manager soll Transparenz über die gesamte energetische Versorgungssituation im Unternehmen herstellen und so KI-gestützte Prognosen ermöglichen. Ziel ist die Vermeidung von Stromlastspitzen bei gleichzeitiger Energiekosteneinsparung und CO2-Reduzierung.

Ein weiteres Anliegen ist es, Stoffkreisläufe weitgehend zu schließen und in diesem Zusammenhang auch gebrauchte Flurförderzeuge aufzuarbeiten und in die Wertschöpfung zurückzuführen. Im September 2023 eröffnete STILL in der Türkei das bereits vierte Aufarbeitungszentrum für gebrauchte Stapler und Lagertechnikgeräte. Insgesamt können rund 8.000 Altfahrzeuge jährlich generalüberholt und für den Zweitmarkt zur Verfügung gestellt werden. Die Nachhaltigkeitsaktivitäten sind darüber hinaus auch auf die Vermeidung von Lärm ausgerichtet. Dematic kündigte im Juli 2023 die weltweite Einführung eines Portfolios zur Lärmreduzierung an. Anhand einer 3-D-Geräuschkartierung sollen so Maßnahmen zur Geräuschdämmung umgesetzt werden.

* Die Inhalte dieses Kapitels bzw. dieses Abschnitts sind freiwillige Angaben und daher nicht geprüft.

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