Forschung und Entwicklung

Strategische Ausrichtung von Forschung und Entwicklung

Im Rahmen der Strategie „KION 2027“ werden Forschung und Entwicklung so ausgerichtet, dass sie die Position der KION Group als ein weltweit führender Anbieter von integrierten, automatisierten Supply-Chain- und Mobile-Automation-Lösungen nachhaltig unterstützen. Der Innovationsgrad des Angebots wird durch eine starke Fokussierung auf Automatisierungs- und Robotiklösungen, die auf einer segmentübergreifenden Softwareplattform aufsetzen, deutlich erhöht.

F&E wird dabei weiterhin – auch durch Nutzung konzernweiter Synergien und agiler Prozesse – kosteneffizient gestaltet. Komplexität und Vielfalt der Produkte werden weiter reduziert und die Entwicklungszeiten für neue Produkte verkürzt. Im Kern ist die F&E marken- und regionenübergreifend ausgerichtet und dient damit dem konzernweiten Austausch von Forschungsergebnissen und technologischem Know-how. Darauf aufbauend erarbeiten lokale Produktentwicklungsteams für die einzelnen Konzernmarken und Regionen kundenspezifische Lösungen.

Wesentliche F&E-Kennzahlen

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöhten sich im Geschäftsjahr 2019 auf 237,3 Mio. € (Vorjahr: 221,7 Mio. €); dies entsprach 2,7 Prozent (Vorjahr: 2,8 Prozent) der Umsatzerlöse. Die F&E-Gesamtausgaben schließen 81,9 Mio. € aktivierte Entwicklungskosten (Vorjahr: 84,0 Mio. €) mit ein. Diesen standen Abschreibungen in Höhe von 82,1 Mio. € (Vorjahr: 76,6 Mio. €) gegenüber (siehe Konzernanhang, Textziffer [16]). Damit wurde ein Betrag von 155,3 Mio. € (Vorjahr: 137,7 Mio. €) aufwandswirksam erfasst. > TABELLE 025

Forschung und Entwicklung (F&E)025

in Mio. €

2019

2018

Veränderung

Forschungs- und Entwicklungskosten (GuV)

155,3

137,7

12,8 %

Aktivierung von Entwicklungskosten

81,9

84,0

–2,5 %

F&E-Gesamtausgaben

237,3

221,7

7,0 %

F&E-Anteil am Umsatz

2,7 %

2,8 %

Die Zahl der Mitarbeiter in den F&E-Arbeitsbereichen in Vollzeitäquivalenten erhöhte sich gegenüber dem Jahresende 2018 um 3,9 Prozent auf 1.583.

Die KION Group schützt ihre Produktentwicklungen umfassend vor Nachahmung und verfolgt eine dedizierte Patentstrategie. Im Jahr 2019 wurden von den KION Gesellschaften insgesamt 81 Patente erstmals angemeldet (Vorjahr: 105). Die Unternehmen der KION Group verfügten am Jahresende 2019 über insgesamt 2.912 (Ende 2018: 2.923) Patentanmeldungen und erteilte Patente.

F&E-Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2019

Energie

Die Verfügbarkeit der Lithium-Ionen-Technologie wurde im Berichtszeitraum weiter verbessert. Nahezu alle Produktneuerungen können nach Kundenwunsch mit dem neuen Batteriekonzept ausgestattet werden. Dazu zählt die neue Generation des Niederhubkommissionierers Linde N20 C, der kostenoptimierendes Kommissionieren im Traglastbereich von 1,2 bis 2,5 Tonnen ermöglicht, ebenso wie die neue E-Stapler-Baureihe RX 60-25/35 von STILL, die zugleich mit verbesserten Hubgeschwindigkeiten aufwartet. Von einem Fachmagazin wurde dem RX 60 als erstem Elektrostapler überhaupt eine höhere Produktivität bescheinigt als vergleichbaren Staplern mit Verbrennungsmotor.

Der Anteil der mit der Lithium-Ionen-Technologie ausgestatteten Flurförderzeuge ist auch infolge bedeutender Neuaufträge, zum Beispiel über die Lieferung einer energieeffizienten Hochhubwagen-Flotte von Linde, weiter angestiegen. Bedeutender Pluspunkt ist das sichere und qualitätsgeprüfte Gesamtsystem aus Fahrzeug, Batterie und Ladegerät. Dezentrale Ladegeräte ermöglichen ein regelmäßiges Zwischenladen, was Batteriewechsel überflüssig macht.

Das Brennstoffzellen-Portfolio wurde im Jahr 2019 ebenfalls erweitert. Die mit Wasserstoff betriebene Variante des Schleppermodells Linde P250 bietet die Vorteile extrem kurzer Betankungszeiten und einer langen Lebensdauer der Brennstoffzellen.

Digital

Die neue Emulations- und Simulationsplattform iQ Virtual von Dematic ermöglicht die Überprüfung von Systemkonfigurationen in einer virtuellen Umgebung. Durch die direkte Verbindung zur Dematic iQ Optimize Warehouse Execution Software kann der effiziente Systembetrieb damit vorab unter verschiedenen Betriebsbedingungen und Szenarien getestet werden. Das virtuelle Emulationsmodell verwendet die Graphics-Rendering-Technologie zur genauen Darstellung von Arbeitsproduktivität und automatisiertem Materialfluss. So leistet sie einen bedeutenden Beitrag zur Effizienzsteigerung in der Lagerhaltung mithilfe integrierter Softwaresteuerung. Das neue iQ Virtual eignet sich dabei sowohl für die Analyse und Optimierung der Konzeption neuer Anlagen als auch für die Optimierung bestehender, sich im Betrieb befindlicher Anlagen.

Bedeutende Fortschritte gab es ferner bei der Integration des Flottenmanagements auf eine einheitliche Softwareplattform und bei digitaler Vernetzung. So bieten die Gegengewichtsstapler H20–H35 der neuen Linde Baureihe 1202 dank serienmäßiger Datenübertragungseinheit die Möglichkeit digitaler Vernetzung. Zustand und Nutzung der Stapler lassen sich somit mittels Software analysieren sowie nötige Wartungen optimal planen und Kosten effizient kalkulieren. Linde stellte zudem eine neue Service-Manager-App vor, über die Serviceaufträge per Smartphone eingesteuert werden können.

Im Zuge der Digitalisierung interner Prozesse wurden Flottenmanagement-Lösungen von STILL (neXXt fleet) und Linde (connect:desk) sowie die Asset-Performance-Management-Plattform Dematic iQ InSights auf die Unternehmenscloud migriert. Dadurch können beispielsweise Software für die Kunden innerhalb weniger Minuten freigeschaltet sowie Echtzeitanalysen und -visualisierungen bereitgestellt werden. Über die KION Product Development Optimization (KPDO) wird überdies die Produktentwicklung auf mehr Effizienz, eine schnellere Markteinführung und ein weiter verbessertes Kundenverständnis ausgerichtet. Eines der Verbesserungsprojekte, das Virtual-Reality-System IC.IDO für die dreidimensionale Visualisierung integrierter Produkte, wurde bereits für STILL und Linde verfügbar gemacht. Dies verringert die Notwendigkeit physikalischer Prototypen. Weiterer, langfristiger Schwerpunkt im Bereich Digitalisierung ist die intensivierte Nutzung künstlicher Intelligenz für Produkte und Softwarelösungen.

Automation

Der Bereich „Mobile Automation“ ermöglicht unter anderem mit der neuen, fahrerlosen, modularen Automated-Guided-Vehicle-(AGV-)Lösung Dematic Compact den automatisierten Punkt-zu-Punkt-Transport von Paletten, Kufen, Regalen, Wannen und Rollen einschließlich Aufnahme, Transport und Rückgabe für niedrige bis mittlere Kapazitäten. Sie ist mit dem kompakten Design auch für enge Verhältnisse und unter anderem auch für sich wiederholende Materialtransportaufgaben im Mehrschichtbetrieb geeignet. Die fahrzeugseitige Steuerungssoftware ist für alle Fahrzeugformate standardisiert, um eine schnelle und einfache Konfiguration zu ermöglichen. Auch für das Segment Industrial Trucks & Services hat Mobile Automation die Automatisierung und Vernetzung von Lager- und Logistiklösungen über autonome Fahrzeuge als einen Schwerpunkt der Produktentwicklung vorangetrieben.

Pack-my-ride, das weltweit erste vollautomatisierte Lösungskonzept zur Paketverladung, revolutioniert die Paketabwicklung für die sogenannte letzte Meile. Das Subsystem greift die Pakete aus dem bestehenden Intralogistiksystem ab und transportiert sie in mobile Regaleinheiten, die mit fahrerlosen Transportsystemen kommunizieren. So können Zustellfahrzeuge vollautomatisch beladen werden, was für Paketdienstleister und Kunden anderer Industriebereiche eine enorme Zeit- und Kostenersparnis mit sich bringen sollte. Ein Testbetrieb in Kooperation mit dem Paketdienstleister DPD wurde erfolgreich abgeschlossen.

Das im vierten Quartal eingeführte Automatisierungssystem Dematic Micro-Fulfillment ist auf die Anforderungen von Omnichannel-Händlern mit hohen Durchsatzraten zugeschnitten. Aufträge werden innerhalb von höchstens einer Stunde vollautomatisch zusammengestellt. Die Micro-Fulfillment-Anlagen setzen sich aus erprobten Technologien wie dem Dematic Multishuttle und Ware-zu-Person-Kommissionierlösungen sowie einer speziell zugeschnittenen Dematic iQ Software zusammen. Durch die kompakte Bauweise des vollautomatischen Systems können Fulfillmentzentren nah am Endverbraucher installiert werden, was die Lieferzeiten weiter verkürzt.

Eine Effizienzsteigerung wird ebenso mit dem neuen, über die Dematic iQ Software gesteuerten Subsystem für das Retourenmanagement erzielt: Sämtliche Verarbeitungsschritte von Inspektion bis Wiederverpackung werden beschleunigt. Omnichannel- und E-Commerce-Händler können auf diese Weise täglich deutlich mehr Retouren bearbeiten und Kundenzufriedenheit sowie Produktivität steigern. Zusätzlich kommen in E-Commerce-Verteilzentren immer mehr Taschensortiersysteme zum Einsatz. Durch die neu entwickelte automatische Taschenentladung über einen dauerfesten, preisgünstigen, vollautomatischen Mechanismus zum Öffnen des Bodens der Tasche hat Dematic die Geschwindigkeit der platzsparenden Omnichannel-Lösung wesentlich gesteigert.

Für die breite Einführung von IoT-Services und verbesserten Angeboten zur vorbeugenden Wartung und damit einer weiteren Erhöhung der Verfügbarkeit werden neu entwickelte und überarbeitete Automationsprodukte seit 2019 standardmäßig mit entsprechenden Sensoren und Kommunikationseinrichtungen ausgestattet.