Forschung und Entwicklung

Strategische Ausrichtung von Forschung und Entwicklung

Im Rahmen der Strategie „KION 2027“ werden Forschung und Entwicklung so ausgerichtet, dass sie den nachhaltigen Erfolg der KION Group als weltweit führender Anbieter von integrierten, automatisierten Supply-Chain- und Mobile-Automation-Lösungen bestmöglich unterstützen. Der Innovationsgrad des Angebots wird durch eine starke Fokussierung auf Automatisierungs- und Robotiklösungen, die auf einer übergreifenden Softwareplattform aufsetzen, deutlich erhöht. Im Geschäftsjahr 2018 hat die KION Group unter anderem die Einbindung autonomer Fahrzeuge und fahrerloser Transportsysteme in ganzheitliche Lösungen für Lagerhäuser vorangetrieben. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Weiterentwicklung des Warehouse Management Systems. Darüber hinaus hat die KION Group unter anderem mit dem KION Digital Campus die Integration von Forschung und Entwicklung in eine konzernübergreifende Digitalisierungsstrategie vorangetrieben. Dadurch können die Projekte zur Digitalisierung des bestehenden Kerngeschäfts wesentlich beschleunigt und konsequent am Bedarf der operativen Einheiten und deren Kunden ausgerichtet werden.

F&E wird dabei weiterhin – auch durch Nutzung agiler Prozesse – kosteneffizient gestaltet. Komplexität und Vielfalt der Produkte werden weiter reduziert und die Entwicklungszeiten für neue Produkte verkürzt. Im Kern ist die F&E marken- und regionenübergreifend ausgerichtet und dient damit dem konzernweiten Austausch von Forschungsergebnissen und technologischem Know-how. Darauf aufbauend erarbeiten lokale Produktentwicklungsteams für die einzelnen Konzernmarken und Regionen kundenspezifische Lösungen. In diesem Zusammenhang wurde die KION Group durch ein Konsortium unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT und der RWTH Aachen in einem Benchmarking zum Thema „Agile Invention“ zu einem der fünf „Successful Practice“-Unternehmen gewählt. Teilnehmer des Konsortium-Benchmarkings waren 159 deutsche und europäische Unternehmen.

Wesentliche F&E-Kennzahlen

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung summierten sich im Geschäftsjahr 2018 auf 221,7 Mio. € (Vorjahr: 212,4 Mio. €); dies entsprach 2,8 Prozent (Vorjahr: 2,8 Prozent) der Umsatzerlöse. Die F&E-Gesamtausgaben schließen 84,0 Mio. € aktivierte Entwicklungskosten (Vorjahr: 75,4 Mio. €) mit ein. Diesen standen Abschreibungen in Höhe von 76,6 Mio. € (Vorjahr: 69,0 Mio. €) gegenüber (siehe Konzernanhang, Textziffer [16]). Damit wurde ein Betrag von 137,7 Mio. € (Vorjahr 137,0 Mio. €) aufwandswirksam erfasst.

Die Zahl der Mitarbeiter in den F&E-Arbeitsbereichen in Vollzeitäquivalenten ist im Vergleich zum Jahresende 2017 nahezu konstant geblieben. > TABELLE 026

Forschung und Entwicklung (F&E)

026

in Mio. €

2018

2017

Verän­derung

Forschungs- und Entwicklungskosten (GuV)

137,7

137,0

0,5 %

Aktivierung von Entwicklungskosten

84,0

75,4

11,5 %

F&E-Gesamtausgaben

221,7

212,4

4,4 %

F&E-Anteil am Umsatz

2,8 %

2,8 %

Die KION Group schützt ihre Produktentwicklungen umfassend vor Nachahmung und verfolgt eine dedizierte Patentstrategie. Im Jahr 2018 wurden von den KION Gesellschaften insgesamt 105 Patente erstmals angemeldet (Vorjahr: 101). Die Unternehmen der KION Group verfügten am Jahresende 2018 über insgesamt 2.923 (Ende 2017: 2.808) Patentanmeldungen und erteilte Patente.

F&E-Schwerpunkte im Geschäftsjahr 2018

Energie

Die Lithium-Ionen-Technologie steht seit dem Berichtsjahr für praktisch alle Anwendungen von Intralogistik und Lagermanagement zur Verfügung. Die Vorteile des energieeffizienten Elektroantriebs liegen unter anderem in schnelleren Ladezeiten, geringeren Betriebskosten, höherem Energieinhalt und höchsten Sicherheitsstandards. Linde erweiterte die Verfügbarkeit von Lithium-Ionen-Batterien auf den Traglastbereich von sechs bis acht Tonnen und schloss damit die letzte Lücke im Bereich der Elektrostapler. Ein neues Mietkonzept unterstützt zudem die Nutzung der energiesparenden Antriebstechnologie. Kunden profitieren von Flexibilität und wirtschaftlicher Sicherheit über die gesamte Nutzungszeit.

Der neue Elektrostapler RX 20 von STILL wurde ebenfalls im Jahr 2018 mit einem neuen Batteriekonzept ausgestattet. Der RX 20 konnte beim diesjährigen IFOY Award die Auszeichnung „International Intralogistics and Forklift Truck of the Year“ gewinnen. In der Kategorie „Counter Balanced Truck“ überzeugte er durch kompakte Bauweise, Ergonomie, Leistung, Präzision sowie innovative Assistenzsysteme.

Das Portfolio der KION Group für die Elektrifizierung der Intralogistik wird über die strategische Partnerschaft mit EP Equipment auf Einstiegsgeräte der Lagertechnik ausgedehnt.

Digital

Im Mittelpunkt der Digitalisierung stehen softwaregesteuerte Lösungen für die Supply Chain unter Nutzung von Robotikapplikationen. Die Software Dematic iQ zur Echtzeitsteuerung von Materialflusslösungen wurde um das cloudbasierte Asset-Performance-Management-System Dematic iQ InSights erweitert, das die Lagereffizienz durch Integration in ein ganzheitliches Gebäudemanagement steigert. Dematic iQ InSights unterstützt mit in Echtzeit erhobenen Daten bei der Optimierung der Kapazitätsauslastung, der Verkürzung von Durchlaufzeiten und der Steigerung der operativen Performance.

Linde und STILL haben, unterstützt durch den KION Digital Campus, ebenfalls ihre digitalen Angebote mit einem Fokus auf das datenbasierte Flottenmanagement ausgebaut. Die Flottenmanagementlösung „connect“ von Linde ist jetzt für alle Flurförderzeuge – auch von Fremdherstellern – verfügbar und bietet damit auch für Mischflotten eine umfassende Lösung für Datenerfassung und -auswertung. Zugleich wurde „connect“ um zwei neue Assistenzsysteme erweitert. „Linde Safety Guard“ warnt Personen und Fahrer in individuell konfigurierbaren Warnzonen punktuell und frühzeitig mittels akustischer, optischer und Vibrationssignale vor sich nähernden Fahrzeugen, während „Zone Intelligence“ sensorbasiert unfallträchtige und damit potenziell kostspielige Situationen entschärft. Technisch realisiert werden die neuen Assistenzsysteme durch Nutzung der Ultra-Breitband-Technologie, welche die Kommunikation zwischen ortsfesten bzw. personenbezogenen und am Fahrzeug installierten Sensoren ermöglicht. Das hochreaktive Assistenzsystem Active Stability Control (ASC) von Linde und das Sicherheits- und Assistenzsystem Active Floor Compensation (AFC) von STILL gewährleisten überdies auch bei Bodenunebenheiten ein schnelleres und sicheres Fahren im Hochregal. Die innovative Applikation „Truck Mapping“ verbessert zudem die Kommunikation zwischen Flottenmanager und Fahrer und ermöglicht eine noch effizientere Auftragsverwaltung.

Eine weitere Neuerung ist das Onlineportal STILL neXXt fleet zur Optimierung von Flurförderzeugflotten, über das zahlreiche Prozesse des innerbetrieblichen Material- und Datenflusses digital gesteuert werden können – auch von mobilen Endgeräten aus. Der Betreiber erhält eine Übersicht mit klarer Visualisierung aller relevanten Fuhrparkdaten und Kennzahlen in einer Anwendung mit Onlinezugriff über jedes Gerät.

Automation

Die im Jahr 2018 gegründete Geschäftseinheit Robotics Center of Excellence bei Dematic brachte das weltweit erste Roboterkommissioniersystem (Roboter Piece Picking Module) auf den Markt, das selbstständig einzelne Artikel auswählt und bei sehr hohen Durchsatzraten in die vorgesehenen Behälter befördert. Mit dem bereits im Livebetrieb bewährten Modul stehen sämtliche Arbeitsschritte der Auftragserfüllung nunmehr vollständig automatisiert zur Verfügung. Ebenfalls entwickelt wurden ein Schmalgang-AGV und Robotiklösungen für den Einsatz in Kühlhäusern.

Dematic präsentierte darüber hinaus die zweite Generation des Taschensortiersystems, das insbesondere für den Einsatz in der Retourenabwicklung und Kommissionierung, beispielsweise im E-Commerce, geeignet ist. Mit der sicheren und wartungsarmen Lösung lassen sich sowohl Hänge- und Liegeware als auch flach verpackte Gegenstände und Kartons lagern, sortieren und zwischenpuffern. Daneben wurde eine verbesserte Ware-zur-Person-Kommissionierlösung eingeführt. Durch die Kombination der Vorteile des Dematic Multishuttle mit der patentierten Inter-Aisle-Transfer-Technologie wird eine intelligentere, schnellere und ergonomische Auftragsabwicklung von hohen Stückzahlen erreicht.

Die Segmente Industrial Trucks & Services und Supply Chain Solutions legten einen besonderen Fokus auf Produktentwicklungen zur besseren Automatisierung und Vernetzung von Lager- und Logistiklösungen. Linde trat mit dem neuen autonomen Linde C-MATIC in das Segment der Unterfahrschlepper ein. Der C-MATIC manövriert selbstständig durch den Lagerbereich und leistet einen wichtigen Beitrag zur Standardisierung der Abläufe in der Produktionslogistik. Ebenfalls erweitert wurde das Robotikportfolio durch den autonomen Schubmaststapler R-MATIC, der palettierte Waren bis 1,6 Tonnen Gewicht vollautomatisch in Hochregale ein- und auslagert. Neue Fahrersitzhubwagen im Traglastbereich von 1,2 bis 2,5 Tonnen ermöglichen einen noch komfortableren und produktiveren Warentransport bei gleichzeitiger Vernetzung mit dem modularen Datensystem von „connect“. Für leichte Transportaufgaben wurden zudem drei neue Hochhubwagen und ein Handgabelhubwagen auf den Markt gebracht.