Geschäftsverlauf im Konzern

Deutliche Belastungen durch gesamtwirtschaftliches Umfeld und Unsicherheiten

Der Geschäftsverlauf der KION Group war im Berichtsjahr durch die Entwicklung der Material-, Energie- und Logistikkosten sowie die Engpässe in den Beschaffungs­märkten stark beeinträchtigt. Die bereits zum Jahresbeginn angespannte Situation hat sich durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine sowie Corona-Lockdowns insbesondere im asiatischen Raum deutlich zugespitzt.

Im Segment Industrial Trucks & Services (ITS) verlängerten sich die Lieferzeiten an die Kunden wegen der eingeschränkten Teile- und Materialverfügbarkeit deutlich. Dies führte auch zu höheren Logistikkosten aufgrund der wachsenden Zahl unfertiger Flurförderzeuge. Den deutlich gestiegenen Herstellungskosten wurde mit unterjährigen dynamischen Preiserhöhungen für Neugeräte begegnet, die sich aber aufgrund des hohen Auftragsbestands und der längeren Lieferzeiten noch nicht spürbar auf Umsatz und Ergebnis des Segments ITS im Geschäftsjahr 2022 auswirkten. Zusätzlich wurden noch nicht ausgeführte Aufträge im Auftragsbestand mit diversen Kunden in der Region EMEA erfolgreich nachverhandelt. Durch die Flexibilisierung der Produktion, die Bildung von Puffern bei kritischen Teilen, ein Redesign bei Elektronikkomponenten sowie die Verbreiterung der Basis an verlässlichen Lieferanten konnte der Bestand an unfertigen Staplern, bei denen nur einzelne Komponenten fehlten, bis zum Jahresende wieder deutlich abgebaut werden.

Im Segment Supply Chain Solutions (SCS) stiegen die im langfristigen Projektgeschäft erwarteten Gesamtprojektkosten massiv an – geprägt durch die höheren Zulieferpreise, die eingeschränkte Verfügbarkeit wichtiger Teile und Ressourcen an den Projektstandorten und die daraus entstehenden Ineffizienzen aufgrund von Projektverzögerungen. Diese Mehrkosten konnten für Bestandsaufträge nur zu einem geringen Teil an die Kunden weitergegeben werden, weshalb im dritten Quartal ein deutlich negativer Ergebniseffekt für diese langfristigen Projektaufträge erfasst wurde. Um die gestiegenen Kosten während des gesamten Projektzyklus effektiver steuern zu können, wurden umgehend Gegenmaßnahmen eingeleitet. So wurden geänderte Preisanpassungsklauseln in Neuverträgen aufgenommen sowie die Erweiterung der Lieferantenbasis ebenso wie wichtige Verbesserungen in der Projektausführung und im Projektmanagement angestoßen. Im vierten Quartal konnte für das Segment SCS ein nahezu ausgeglichenes EBIT bereinigt erzielt werden.

Infolge des Kriegs in der Ukraine wurde die Geschäftstätigkeit in Russland im Geschäftsjahr 2022 unter Einhaltung der geltenden internationalen Sanktionen auf die lokalen Vertriebsaktivitäten beschränkt und wurden sämtliche Produktlieferungen nach Russland und Belarus in beiden operativen Segmenten eingestellt. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere Vermögenswerte der russischen Tochterunternehmen im Segment ITS zu einem wesentlichen Teil wertgemindert. Der Vorstand der KION GROUP AG hat darüber hinaus entschieden, dass sich der Konzern schnellstmöglich vollständig aus dem Russlandgeschäft zurückziehen wird. Im Zuge der laufenden Verkaufsverhandlungen für das Russlandgeschäft von ITS wurden die zur Veräußerung stehenden Vermögenswerte und Schulden gesondert in der Konzernbilanz ausgewiesen. Das lokale Geschäft von Supply Chain Solutions wurde bereits zu einem großen Teil rückabgewickelt. Im Berichtsjahr minderten die Effekte im Zusammenhang mit dem Russlandgeschäft von ITS und SCS das Konzernergebnis insgesamt um 36,8 Mio. €.

Systematischer Ausbau der Markt- und Technologieposition

Aufgrund der unbefriedigenden Entwicklung des EBIT bereinigt und des Free Cashflow hat die KION Group ihr Investitionsprogramm zeitlich gestreckt und sich im Berichtsjahr auf die zentralen Projekte fokussiert. Diese wurden trotz der angespannten Lage auf den Beschaffungsmärkten planmäßig fortgeführt. Im chinesischen Jinan (Provinz Shandong) nahm das neue Werk für Gegengewichtsstapler der Marken Linde und Baoli im Februar 2022 den regulären Betrieb auf. Das auf eine Kapazität von bis zu 40.000 Flurförderzeugen ausgerichtete Werk unterstützt den Ausbau der Marktposition im wachstumsstarken Value-Segment. Zusätzlich will die KION Group mit ihren neuen Produkten von den Wachstumschancen der zunehmenden Elektrifizierung der Flurförderzeuge in China profitieren. Betreiber des neuen Werks ist die gemeinsam mit Weichai Power Co., Ltd. gegründete KION (Jinan) Forklift Co., Ltd., an der die KION Group 95,0 Prozent der Anteile hält. Das Investitionsvolumen belief sich auf insgesamt rund 100 Mio. €. Im Berichtsjahr wurde an dem Standort auch das moderne Forschungs- und Entwicklungszentrum in Betrieb genommen.

Zudem startete in Jinan der Bau eines neuen Werks für Lieferkettenlösungen für die Warenlager und Distributionszentren der Kunden im Wachstumsmarkt Asien und insbesondere in China. Im neuen Werk sollen unter anderem Regale für das Multishuttle-System von Dematic, Komponenten für fahrerlose Transportsysteme sowie Förderanlagen bzw. -bänder hergestellt werden. Die Inbetriebnahme ist für das erste Quartal 2023 vorgesehen. Das erwartete Investitionsvolumen liegt bei knapp 40 Mio. €.

In Kahl am Main errichtet die KION Group ein modernes Verteilzentrum mit Hochregallagern und automatisierten, digitalisierten und intelligent vernetzten Abläufen für die Ersatzteilversorgung der beiden operativen Segmente. Auf einer Fläche von rund 31.000 Quadratmetern und bei einer Investitionssumme von rund 60 Mio. € soll das „Regional Distribution Center Kahl“ den Betrieb Anfang 2025 aufnehmen. Im November 2022 gab die KION Group zudem eine deutliche Kapazitätserweiterung ihres Werks in Reutlingen, des Standorts für das globale Geschäft mit Hochregalstaplern, bekannt.

Im Rahmen einer Erweiterungsinvestition nahm die KION Battery Systems GmbH (KBS) im April 2022 zudem eine zweite Produktionslinie für die eigene Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien in Betrieb, die in mobilen Lagertechnikgeräten zum Einsatz kommen.

Sicherung einer soliden Refinanzierung

Aufgrund der weiterhin bestehenden Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und der höheren Kapitalbindung im Konzern, insbesondere durch das hohe Net Working Capital, hat die KION GROUP AG zur bestmöglichen Absicherung ihres Finanzierungsbedarfs im Berichtszeitraum weitere Maßnahmen ergriffen. Das Commercial-Paper-Programm wurde im April 2022 um 250,0 Mio. € auf 750,0 Mio. € aufgestockt. Davon waren zum Jahresende 2022 305,0 Mio. € in Anspruch genommen.

Im Verlauf des Geschäftsjahres 2022 wurden insgesamt sechs bilaterale Darlehen mit Kreditinstituten über ein Gesamtvolumen von 600,0 Mio. € und mit Endfälligkeiten in den Jahren 2023, 2024 und 2026 aufgenommen. Diesen Kreditaufnahmen stand die planmäßige Rückzahlung des kurzfristigen Schuldscheindarlehens im Mai 2022 in Höhe von 92,5 Mio. € gegenüber.

Darüber hinaus wurde im September 2022 die Laufzeit der variabel verzinslichen syndizierten revolvierenden Kreditlinie Revolving Credit Facility – RCF mit einem Gesamtvolumen von 1.000,0 Mio. € um ein Jahr bis Oktober 2027 verlängert und im Dezember auf ein Volumen von insgesamt 1.385,7 Mio. € aufgestockt. Von dieser verfügbaren Kreditlinie waren zum Bilanzstichtag 114,6 Mio. € gezogen.

Unter Berücksichtigung der noch frei verfügbaren Kreditlinie, der zusätzlichen Kreditaufnahmen und der liquiden Mittel von insgesamt 318,1 Mio. € verfügte die KION Group zum Bilanzstichtag 2022 über einen gesicherten Finanzierungsspielraum und sieht sich damit hinsichtlich ihrer künftigen Finanzierungsfähigkeit aus heutiger Sicht weiterhin solide aufgestellt.

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