Markt und Einflussfaktoren

Der Material-Handling-Markt, der Flurförderzeuge und Supply-Chain-Lösungen einschließlich Services umfasst, hat nach Einschätzung der KION Group in den zurückliegenden Jahren (2017 bis 2022) trotz der Auswirkungen von Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und den anhaltenden Lieferkettenstörungen mit einer durchschnittlichen wertmäßigen jährlichen Wachstumsrate von rund sieben Prozent das globale reale Wirtschaftswachstum übertroffen.

Vom relevanten Marktvolumen entfallen nach Einschätzung der KION Group rund 60 Prozent auf den Umsatz mit Flurförderzeugen und damit verbundenen Services, die einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung globaler und regionaler Produktions- und Lieferketten branchenübergreifend leisten.

Der übrige Teil des Marktvolumens entfällt auf Materialflusslösungen und Serviceleistungen, deren Wachstum maßgeblich von der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung von Produktions- und Logistikprozessen in unterschiedlichen Industrien getrieben wird.

Der Material-Handling-Markt wurde in der Vergangenheit in großem Maße von makroökonomischen Faktoren beeinflusst. Die konjunkturelle Entwicklung in den verschiedenen Regionen und die Wachstumsraten des Welthandels stellen wesentliche Einflussfaktoren für die Investitionsbereitschaft der Kunden dar. Ein bedeutender Wachstumstreiber bleibt, trotz der von der Corona-Pandemie ausgelösten Regionalisierung einiger Lieferketten, die Globalisierung vieler Industriezweige. Darüber hinaus treiben globale Megatrends wie zum Beispiel Automatisierung, demografischer Wandel, Urbanisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit das Wachstum des Material-Handling-Markts voran.

Diese Entwicklungen und Trends erhöhen nach Einschätzung der KION Group den Bedarf an dezentralisierten Lager- und Logistikkapazitäten für die Verzahnung immer stärker fragmentierter Wertschöpfungs- und Lieferketten sowie die Nachfrage nach kleineren Lagern und Micro-Fulfillment-Lösungen. Die Digitalisierung erhöht die Konnektivität und erweitert Big-Data-Funktionen von Intralogistiklösungen, um der wachsenden Nachfrage nach vernetzten Fahrzeugen und Systemen, vorausschauenden Wartungstools und Selbstüberwachung von Geräten sowie Virtual-Reality-Lösungen und Automatisierung gerecht zu werden. Das Interesse an automatisierten und digitalen Lösungen ist nach Einschätzung der KION Group im Jahr 2022 weiter gestiegen, da sie zur Sicherheit und Widerstandsfähigkeit intralogistischer Prozessabläufe beitragen.

Historisch weist das Marktsegment Industrial Trucks & Services im Neugeschäft eine sehr hohe Korrelation zur Entwicklung von breiten wirtschaftlichen Indikatoren wie dem Bruttoinlandsprodukt und der Industrieproduktion auf. Demgegenüber ist das Marktsegment Supply Chain Solutions aufgrund längerer Projektlaufzeiten von oftmals bis zu mehreren Jahren, aber auch aufgrund der langfristig stabilen Nachfrage nach E-Commerce-Fulfillment-Strategien in der Tendenz weniger zyklisch. Serviceleistungen entwickeln sich in beiden Segmenten grundsätzlich stabiler als das Produkt- oder Projektgeschäft, da sie auf der Basis von installierten Fahrzeugen und Systemen über deren gesamte Lebensdauer erbracht werden. Die wirtschaftliche Lage wird ferner durch die jeweilige Wettbewerbssituation sowie die Entwicklung von Rohstoffpreisen und Wechselkursen beeinflusst. Daneben ist die wirtschaftliche Entwicklung in einzelnen Kundenbranchen ein bedeutender Einflussfaktor. Wichtige Branchen sind dabei das produzierende Gewerbe, die Nahrungsmittelindustrie, der allgemeine Waren- und der Lebensmittelhandel, Logistikdienstleister sowie reine E-Commerce-Anbieter.

Regulatorische Rahmenbedingungen haben sowohl im Segment Industrial Trucks & Services als auch im Segment Supply Chain Solutions ebenfalls einen wesentlichen Einfluss auf das Geschäftsmodell. Die Unternehmen der KION Group müssen mit ihren Produkten und Dienstleistungen die spezifischen rechtlichen Vorgaben in den jeweiligen Märkten erfüllen. Die Übereinstimmung der Produkte und Dienstleistungen mit den unterschiedlichen Regelungen ist entsprechend zu verifizieren oder zertifizieren. Viele der gesetzlichen Anforderungen werden in produktspezifischen und anderen Normen (beispielsweise EN, ISO oder DIN) konkretisiert. Die Managementsysteme der KION Group sind auf diese Anforderungen ausgerichtet.

Die Errichtung und der Betrieb von Produktionsanlagen unterliegen ebenfalls rechtlichen Anforderungen, unter anderem zur Vermeidung von Luftverschmutzung, zur Lärmreduktion, der Produktion von Abfällen und zu deren Entsorgung sowie zum Sicherheits- und Gesundheitsschutz. Hinzu kommen rechtliche Vorschriften, die an das Export- sowie das Finanzierungsgeschäft gestellt werden.

Einflussfaktoren im Segment Industrial Trucks & Services

Der Weltmarkt für Flurförderzeuge einschließlich Services ist nach Einschätzung der KION Group in den zurückliegenden Jahren (2017 bis 2022) wertmäßig durchschnittlich um rund sieben Prozent jährlich gewachsen.

Aufgrund verbandsseitig geänderter Regularien für die Veröffentlichungstermine von Marktdaten zum Auftragseingang für Flurförderzeuge liegen für den gesamten Berichtszeitraum keine Angaben zum Gesamtmarkt vor.

Stückzahlenbasiert machten Gegengewichtsstapler mit Verbrennungsmotor in den ersten neun Monaten des Berichtszeitraums insgesamt rund 30 Prozent des Weltmarkts aus, während Elektrostapler etwa 17 Prozent und die Lagertechnik 53 Prozent beitrugen.

Nachhaltigkeit und Elektrifizierung gehören zu den Haupttreibern auf dem Markt für Flurförderzeuge und Dienstleistungen. Kunden fordern zunehmend Lösungen für umweltfreundliche Lieferketten und dabei hauptsächlich elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Folglich entfiel in den letzten Jahren bis einschließlich der ersten neun Monate des Berichtszeitraums das stärkste Marktwachstum im Neufahrzeuggeschäft auf Stapler und Lagertechnikgeräte mit Elektromotor. Ein Großteil des zusätzlichen Marktvolumens für neue Flurförderzeuge ist auf die Elektrifizierung von manuellen Hubwagen zurückzuführen, die durch elektrifizierte Einstiegsgeräte in den unteren Gewichtsklassen ersetzt wurden. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Einzelpreise von Lagertechnikgeräten im Durchschnitt deutlich unter denen von Gegengewichtsstaplern liegen, sodass die wertmäßige Verteilung ein Übergewicht bei den Gegengewichtsstaplern zeigt. In Wachstumsmärkten entfiel in den ersten neun Monaten des Berichtszeitraums auf Gegengewichtsstapler mit Verbrennungsmotor nach wie vor ein vergleichsweise hoher, aber sinkender Anteil am Gesamtstückvolumen.

Ebenso wirken sich strengere Emissionsvorschriften und neue Energielösungen, insbesondere Lithium-Ionen-Batterien, aber auch Brennstoffzellen, positiv auf die Nachfrage nach Gegengewichtsstaplern mit elektrischem Antrieb und Lagereinrichtungen aus.

Darüber hinaus treibt die zunehmende Automatisierung von Lagern und der daraus resultierende Anstieg des Materialflusses die Nachfrage nach Flurförderzeugen mit elektrischem Antrieb an. Fahrerlose Transportlösungen als Hybridlösungen, die durch Hinzufügen von Automatisierungstechnologie mit Standard-Flurförderzeugen kombiniert werden, werden für Kunden immer attraktiver. Diese Produkte zielen darauf ab, Verletzungen von menschlichen Bedienern und Schäden an Gütern und Infrastruktur zu reduzieren und die Transportqualität, Zuverlässigkeit und Produktivität zu verbessern.

Die Digitalisierung hat zu einer wachsenden Nachfrage nach vernetzten Fahrzeugen geführt, beispielsweise nach Flottenmanagementsystemen sowie nach Produkten, die Big Data zur Unterstützung der Tools für die vorausschauende Wartung nutzen.

Der Markt für Flurförderzeuge profitiert unter anderem von steigenden Kundenanforderungen an Qualität, Effizienz und Umweltfreundlichkeit von Flurförderzeugen sowie von steigenden Anforderungen an den Kundenservice, die Ersatzteilverfügbarkeit oder flexible Mietlösungen. Dabei liegt der Kundenfokus verstärkt auf der Optimierung der Gesamtkosten entlang der Lebensdauer eines Fahrzeugs (Total Cost of Ownership) sowie zunehmend auf der Fähigkeit zur Integration in vollautomatische Intralogistiklösungen. Der Grad der Automatisierung wird dabei von den Kundenprozessen bestimmt und reicht von manuellen über halbautomatische bis hin zu vollautomatischen Lösungen. Gleichzeitig ist der globale Wettbewerbsdruck anhaltend hoch, da im Economy- und Volumen-Segment beheimatete Hersteller aus China seit einigen Jahren eine internationale Expansionsstrategie verfolgen. In den reifen Märkten und zunehmend auch in Wachstumsmärkten führt der große Bestand an Fahrzeugen überdies zu einem entsprechend hohen Ersatzbedarf und einer steigenden Nachfrage nach Serviceleistungen.

Einflussfaktoren im Segment Supply Chain Solutions

Der Markt für Supply-Chain-Lösungen wuchs in den zurückliegenden Jahren (2017 bis 2022) nach Einschätzung der KION Group aufgrund des zunehmenden Bedarfs in den zentralen Abnehmerbranchen schneller als der Markt für Flurförderzeuge und Services. Dazu trugen das Projektgeschäft (Business Solutions) sowie nachgelagerte Dienstleistungen (Customer Services) bei. Dabei profitiert das Dienstleistungsgeschäft von der wachsenden Anzahl installierter Systeme. Weiterhin machen die Komplexität der Systeme, die erhöhten Kosten von Ausfallzeiten und dynamische Kundenanforderungen regelmäßige Wartungen und Upgrades immer wichtiger.

Einen starken Einfluss auf die Nachfrage nach Lieferkettenlösungen, einschließlich Lagerautomatisierungen und Lösungen für Sortierung und automatisierten Warentransport, hatte in den zurückliegenden Jahren das Wachstum des E-Commerce. Nach Einschätzungen des Research Instituts eMarketer ist der globale Onlinehandel (B2C) in den letzten Jahren (2017 bis 2022) mit einer durchschnittlichen Rate von 19 Prozent gewachsen. Gleichzeitig ist eine zunehmende Verbreitung von Omnichannel-Ansätzen in allen Branchen zu beobachten, wobei der allgemeine Waren- sowie der Lebensmittelhandel die zentralen Wachstumstreiber sind. Dies hat nach Einschätzung der KION Group die Bereitschaft der Unternehmen erhöht, in die Neuausrichtung von Lieferketten hin zu mehr Automatisierung und Digitalisierung zu investieren. Unterstützt wird dieser Trend durch den noch geringen Automatisierungsgrad von Lagerhäusern sowie den Wunsch der Kunden nach Lieferung innerhalb eines Arbeitstages. Das erfordert kürzere Vorlaufzeiten, einen effizienteren Warenfluss, eine breitere Produktpalette und eine verbesserte Prozesssicherheit.

Ebenso wirkt sich der zunehmende Fachkräftemangel positiv auf die Nachfrage nach Automatisierungslösungen in der Intralogistik aus. Viele Unternehmen sehen sich gezwungen ihre Prozesse zu automatisieren, weil nicht genügend Fachpersonal zur Verfügung steht.

Insbesondere kleinere Auftragsgrößen in Kombination mit häufigeren Aufträgen erfordern effiziente, automatisierte Lösungen. Dies treibt die Nachfrage nach dezentralen und kleineren Lager- und Logistikkapazitäten in städtischen Gebieten voran, die schnellere Lieferungen ermöglichen und aufgrund automatisierter Prozesse die Personalkosten und die Flächenkosten reduzieren. Das Research-Institut Interact Analysis erwartet dementsprechend für den Markt im Bereich Micro-Fulfillment Automation in den nächsten Jahren ein überproportionales Wachstum. Gleichzeitig verlagert sich der Fokus des technologischen Fortschritts zunehmend auf Software- und Robotiklösungen. Interact Analysis geht in diesem Zusammenhang von einem überdurchschnittlichen Wachstum des Markts für autonome mobile Robotikanwendungen („AMRs“) und fahrerlose Transportlösungen („AGVs“) aus.

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