Chancenbericht

Grundzüge des Chancenmanagements

Das Chancenmanagement ist ebenso wie das Risikomanagement zentraler Bestandteil der Unternehmenssteuerung. Die einzelnen Chancenfelder werden im Rahmen des Strategieprozesses identifiziert. Im Einklang mit der Konzernstrategie werden die Chancen dezentral erhoben und gesteuert.

Das Reporting über die Chancensituation erfolgt monatlich im Zuge eines im Konzernreporting integrierten Regelprozesses. Auf diese Weise wird zeitnah erkannt, ob Markt- und Wettbewerbsentwicklungen oder konzerninterne Ereignisse eine Neubewertung einzelner Chancenfelder erfordern. Dies kann eine Reallokation der Budgets nach sich ziehen, die für die Wahrung von Chancen bereitgestellt werden. Die Entscheidung darüber fällt anhand des Chancenpotenzials, wofür Erfahrungswerte zugrunde gelegt werden. Ein der Risikosteuerung vergleichbares Managementsystem wird für die Evaluation der Chancen nicht eingesetzt.

Chancenkategorisierung

Unter Chancen werden positive Abweichungen von den im Prognosebericht geäußerten Erwartungen an das wirtschaftliche Umfeld sowie an die Geschäftslage der KION Group verstanden. Dabei werden drei Chancenarten unterschieden:

  • Marktseitige Chancen beschreiben die Potenziale aus Entwicklungen im Markt- und Wettbewerbsumfeld sowie auf regulatorischer Seite.
  • Strategische Chancen beruhen auf der Umsetzung der Konzernstrategie. Daraus können positive Effekte erwachsen, welche die Planungsannahmen übertreffen.
  • Leistungswirtschaftliche Chancen sind mit operativen Maßnahmen, beispielsweise Restrukturierungen und Kostensenkungsmaßnahmen, entlang der Wertschöpfungskette verbunden.

Chancensituation

Marktseitige Chancen

Die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds kann im Jahr 2022 positiv von den Annahmen abweichen, die dem Prognosebericht zugrunde liegen. In einem makroökonomischen Positiv-Szenario könnten Auftragseingänge und Umsätze über die Zielkorridore hinaus ansteigen, was auch die Ertragssituation positiv beeinflussen würde.

Der IWF weist in seiner Prognose für das Jahr 2022 darauf hin, dass sich die genannten Wachstumshemmnisse in der zweiten Jahreshälfte reduzieren. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Auswirkungen der Pandemie bis Ende 2022 aufgrund höherer Impfraten und wirksamer Therapiemöglichkeiten auf ein niedrigeres Niveau zurückgehen. Dies habe einen positiven Effekt nicht nur auf die Wachstumsrate, sondern auch auf das Konsumentenvertrauen und die Investitionsbereitschaft.

Ferner habe die Pandemie den Trend zur Automatisierung und digitalen Transformation beschleunigt, was zu einer noch höheren Produktivitätssteigerung führen könne. Für die KION Group können zudem positive Abweichungen von der Prognose aus einer schnelleren Bewältigung der aktuellen Lieferengpässe erwachsen. Diese Entwicklung könnte mit einer Entspannung der Rohstoff- und Energiepreise einhergehen.

Zusätzlich können im Wettbewerbsumfeld jederzeit Entwicklungen eintreten – wie beispielsweise Qualitätsprobleme bei Wettbewerbern oder Konsolidierungseffekte, die die Nachfrage nach Produkten der Marken der KION Group verstärken. Darüber hinaus können neue, heute noch nicht absehbare regulatorische Initiativen, insbesondere die Verschärfung von Gesundheitsschutz- oder Emissionsrichtlinien, eine wachsende Nachfrage nach Produkten der Marken der KION Group auslösen. Überdies können positive Währungseffekte eintreten, die in der Planung nicht berücksichtigt werden.

Mittel- bis langfristige marktseitige Chancen für die KION Group ergeben sich insbesondere aus vier Megatrends:

  • Beschleunigt durch das veränderte Konsumentenverhalten im Zuge der Corona-Pandemie werden im E-Commerce hohe Wachstumsraten für die nächsten Jahre vorausgesagt. Der verstärkte Trend zu Onlinekäufen treibt die Nachfrage nach Lagerautomatisierungslösungen einschließlich vernetzter fahrerloser Transportsysteme und branchenspezifischer Systemlösungen an. In diesem Zusammenhang ist auch von einer starken Nachfrage nach Robotikanwendungen sowie deren Einbindung in die jeweilige Softwareanwendungsumgebung auszugehen.
  • Der Aufstieg der Schwellenländer, insbesondere von China, treibt das erwartete Wachstum bei Flurförderzeugen und darauf aufbauenden Services in der Region APAC an. Besondere Chancen bestehen im wachstumsstarken Value-Segment, in dem die KION Group über ihren Mehrmarkenansatz, eine modulare Plattform für Diesel- und Elektrostapler sowie den Ausbau lokaler Produktionsstätten das Marktwachstum übertreffen will.
  • Angesichts des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Drucks, die grüne Transformation voranzutreiben, steigen auch die Anforderungen an klimaneutrale Material-Handling-Lösungen. Dies fördert die Nachfrage nach elektromotorgetriebenen Flurförderzeugen und Lagertechnikgeräten, bei denen die KION Group besondere Stärken hat, insbesondere auch mit Blick auf die Lithium-Ionen-Technologie.
  • Der demografische Wandel führt zu einer Verknappung von Arbeitskräften. Dadurch werden verstärkt mobile Automatisierungs- und Robotiklösungen nachgefragt.

Strategische Chancen

Positive Effekte aus den strategischen Maßnahmen im Rahmen der Strategie „KION 2027“ sind in den Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung der KION Group im Jahr 2022 bereits angemessen berücksichtigt. Dennoch können positive Effekte aus einzelnen Maßnahmen die Erwartungen übertreffen. Auch ist nicht auszuschließen, dass im Jahresverlauf etwa in Form von Akquisitionen und strategischen Partnerschaften neue strategische Chancen auftreten, die nicht Bestandteil der Planung sind.

Für das Segment Industrial Trucks & Services resultieren die mittel- bis langfristigen strategischen Chancen der KION Group im Wesentlichen aus

  • der Erlangung einer weltführenden Markt- und Technologieposition im Bereich von Fahrzeugautomatisierung und innovativer Antriebstechnik als integrierter Bestandteil von automatisierten Warehouse-Lösungen,
  • der verstärkten Präsenz im Volumen-Preissegment, insbesondere durch die konsequente Umsetzung der segmentweiten, modularen Plattformstrategie (Global Value Platform),
  • der verstärkten Teilhabe an der Elektrifizierung von Lager- und Logistikprozessen, auch durch die lückenlose Verfügbarkeit der Lithium-Ionen-Technologie und die Ausweitung des Marktanteils bei leichten Lagertechnikgeräten,
  • dem weiteren Ausbau der stückzahlbezogen führenden Marktposition in der Region EMEA sowie der Erlangung einer bedeutenderen Position in den Regionen APAC und Americas, insbesondere durch die Inbetriebnahme neuer Produktionsstandorte und Technologiezentren, die Stärkung der Technologieposition durch fokussierte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, den umfangreicheren Einsatz gemeinsamer Module sowie die Nutzung von Cross-Selling-Potenzialen, sowie
  • dem Ausbau des Service- und Financial-Services-Angebots entlang des Produktlebenszyklus unter Nutzung der umfangreichen aktiven Geräteflotte und der installierten Basis an Lieferkettenlösungen.

Die mittel- bis langfristigen strategischen Chancen der KION Group im Segment Supply Chain Solutions liegen vor allem

  • im weiteren Ausbau der Marktposition bei Intralogistiklösungen durch die Fokussierung auf die wachstumsstärksten Marktsegmente mit einem balancierten Portfolio von kurz- und langfristigen Projekten,
  • in der Weiterentwicklung intelligenter und vernetzter Automatisierungslösungen unter Verzahnung von Software-, Robotik- und Technologieanwendungen sowie
  • in der Weiterentwicklung eines margenstarken, lebenszyklusorientierten Serviceansatzes.

Leistungswirtschaftliche Chancen

Leistungswirtschaftliche Chancen resultieren zum einen aus den laufenden Modernisierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen in den Produktionsstätten der KION Group sowie der weltweiten Verzahnung des Produktionsverbunds. Durch die Investition in neue sowie die Erweiterung bestehender Standorte sollen die Produkte noch näher an den jeweiligen Absatzmärkten endgefertigt und konzernweit Skaleneffekte erzielt sowie Synergien ausgeschöpft werden. Zum anderen werden im Zuge der Strategie „KION 2027“ Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Exzellenz in Logistik, Technologie- und Produktentwicklung und Produktion sowie zur Senkung von Material- und Qualitätskosten, auch durch die Verringerung der Komplexität der Produktpalette, durchgeführt.

Eine Steigerung der Profitabilität kann aus folgenden Effekten resultieren:

  • Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Exzellenz und Kostensenkung können dazu beitragen, das künftige Wachstum der KION Group mit einem unterproportionalen Kostenanstieg zu bewältigen. So kann die weitere Umsetzung des Kapazitäts- und Strukturprogramms die Kostenstruktur deutlich positiv beeinflussen und dadurch die Wettbewerbsposition nachhaltig verbessern. Ebenso leisten Effizienzsteigerungen in administrativen Bereichen einen Beitrag.
  • Kontinuierliche Effizienzsteigerungen im Produktionsverbund, auch unter Einbeziehung zusätzlicher Standorte, Automatisierungsvorhaben und Produktionsverlagerungen, können den Vertriebserfolg unterstützen und die Bruttomarge verbessern.
  • Eine gesteigerte Skalierbarkeit von Produkten und Lösungen über die Weiterentwicklung von Subsystemen und Standardmodulen, die Hardware, Steuerung und Software integrieren, kann zur Kostensenkung beitragen und die Qualität steigern.
  • Das Ausrollen eines „Hub and Spoke“-Modells für Software- und Projekt-Engineering und eine überarbeitete Beschaffungsstrategie können ebenfalls zur Effizienzsteigerung beitragen.
  • Die konsequente Nutzung und zentrale Koordination der globalen Entwicklungskapazitäten kann positive Synergie- und Skaleneffekte nach sich ziehen.