Chancenbericht
Grundzüge des Chancenmanagements
Das Chancenmanagement ist ebenso wie das Risikomanagement zentraler Bestandteil der Unternehmenssteuerung. Die Gesamtchancensituation stellt sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert dar. Insbesondere das Überwinden der Corona-Pandemie birgt marktseitige Chancen für den Konzern. Daraus resultierende Volumensteigerungen sorgen für eine bessere Auslastung in den Fabriken und können in Verbindung mit der Umsetzung des Kapazitäts- und Strukturprogramms zu einer deutlichen Steigerung der Profitabilität führen. Die einzelnen Chancenfelder werden im Rahmen des Strategieprozesses identifiziert. Im Einklang mit der Konzernstrategie werden die Chancen dezentral erhoben und gesteuert.
Das Reporting über die Chancensituation erfolgt monatlich im Zuge eines im Konzernreporting integrierten Regelprozesses. Auf diese Weise wird zeitnah erkannt, ob Markt- und Wettbewerbsentwicklungen oder konzerninterne Ereignisse eine Neubewertung einzelner Chancenfelder erfordern. Dies kann eine Reallokation der Budgets nach sich ziehen, die für die Wahrung von Chancen bereitgestellt werden. Die Entscheidung darüber fällt anhand des Chancenpotenzials, wofür Erfahrungswerte zugrunde gelegt werden. Ein der Risikosteuerung vergleichbares Managementsystem wird für die Evaluation der Chancen nicht eingesetzt.
Chancenkategorisierung
Unter Chancen werden positive Abweichungen von den im Prognosebericht geäußerten Erwartungen an das wirtschaftliche Umfeld sowie an die Geschäftslage der KION Group verstanden. Dabei werden drei Chancenarten unterschieden:
- Marktseitige Chancen beschreiben die Potenziale aus Entwicklungen im Markt- und Wettbewerbsumfeld sowie auf regulatorischer Seite.
- Strategische Chancen beruhen auf der Umsetzung der Konzernstrategie. Daraus können positive Effekte erwachsen, welche die Planungsannahmen übertreffen.
- Leistungswirtschaftliche Chancen sind mit operativen Maßnahmen, beispielsweise Restrukturierungen und Kostensenkungsmaßnahmen, entlang der Wertschöpfungskette verbunden.
Chancensituation
Marktseitige Chancen
Die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds kann im Jahr 2021 die positiven Erwartungen nochmals übertreffen. Nach der Marktzulassung von Impfstoffen und mit den seit der Jahreswende 2020/21 anlaufenden Impfprogrammen – in Verbindung mit einer verbesserten Therapie von Infektionen – ist eine baldige Überwindung der Corona-Pandemie wahrscheinlicher geworden. Auch wenn die weitere Entwicklung nach wie vor mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet ist, könnte dies positive Effekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette der KION Group auslösen. Positiv beeinflusst würden insbesondere die Sicherheit von Lieferketten und Produktionsprozessen und die Investitionsbereitschaft der Kunden in beiden operativen Segmenten. In einem makroökonomischen Positiv-Szenario könnten Auftragseingänge und Umsätze über die Zielkorridore hinaus ansteigen, was auch die Ertragssituation positiv beeinflussen würde.
Zusätzlich können im Wettbewerbsumfeld jederzeit Entwicklungen eintreten – wie beispielsweise Qualitätsprobleme bei Wettbewerbern oder Konsolidierungseffekte –, die die Nachfrage nach Produkten der Marken der KION Group verstärken. Darüber hinaus können neue, heute noch nicht absehbare regulatorische Initiativen, insbesondere die Verschärfung von Gesundheitsschutz- oder Emissionsrichtlinien, eine wachsende Nachfrage nach Produkten der Marken der KION Group auslösen. Auf den Beschaffungsmärkten können sich die Rohstoffpreise im Jahresdurchschnitt günstiger darstellen als erwartet. Darüber hinaus können bei einer Euro-Schwäche auch positive Währungseffekte eintreten, die in der Planung nicht berücksichtigt werden.
Mittel- bis langfristige marktseitige Chancen ergeben sich insbesondere aus
- der wachsenden Nachfrage nach Intralogistikprodukten, Lösungen und Dienstleistungen im Zuge der Globalisierung, Industrialisierung und Fragmentierung von Lieferketten sowie den erforderlichen Effizienzsteigerungen aufgrund begrenzter Lagerflächen und veränderter Konsumentenbedürfnisse,
- einem hohen Bedarf an Ersatzinvestitionen, insbesondere in entwickelten Märkten,
- einem Trend zum Outsourcing von Servicefunktionen bei Flurförderzeugen bzw. der Auslagerung kompletter Logistikprozesse im Bereich Supply Chain Solutions sowie einer wachsenden Nachfrage nach Finanzierungslösungen,
- dem verstärkten Einsatz elektromotorgetriebener Flurförderzeuge und Lagertechnikgeräte, bei denen die KION Group besondere Stärken hat, dies auch mit Blick auf die Lithium-Ionen-Technologie,
- einem durch die Corona-Pandemie verstärkten Trend zu Onlinekäufen, der zu noch höheren Wachstumsraten im E-Commerce führt,
- einer im Zusammenhang mit dem stark wachsenden E-Commerce-Sektor sowie der Realisierung von vernetzten Intralogistikkonzepten steigenden Nachfrage nach Automatisierungs- und Flottenmanagementlösungen einschließlich vernetzter fahrerloser Transportsysteme und branchenspezifischer Systemlösungen und
- der voranschreitenden Digitalisierung und Automatisierung von Produktions- und Lieferketten unter Nutzung von Robotiklösungen sowie deren Einbindung in die jeweilige Softwareanwendungsumgebung.
Strategische Chancen
Positive Effekte aus den strategischen Maßnahmen im Rahmen der Strategie KION 2027 sind in den Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung der KION Group im Jahr 2020 bereits angemessen berücksichtigt. Dennoch können positive Effekte aus einzelnen Maßnahmen die Erwartungen übertreffen. Auch ist nicht auszuschließen, dass im Jahresverlauf etwa in Form von Akquisitionen und strategischen Partnerschaften neue strategische Chancen auftreten, die nicht Bestandteil der Planung sind.
Für das Segment Industrial Trucks & Services resultieren die mittel- bis langfristigen strategischen Chancen der KION Group im Wesentlichen aus
- der Erlangung einer weltführenden Markt- und Technologieposition im Bereich von Fahrzeugautomatisierung und innovativer Antriebstechnik als integrierter Bestandteil von automatisierten Warehouse-Lösungen,
- der verstärkten Präsenz im Economy- und Volumen-Preissegment, insbesondere durch die konsequente Umsetzung der segmentweiten Plattformstrategie,
- der verstärkten Teilhabe an der Elektrifizierung von Lager- und Logistikprozessen, auch durch die lückenlose Verfügbarkeit der Lithium-Ionen-Technologie und die Ausweitung des Marktanteils bei leichten Lagertechnikgeräten,
- dem weiteren Ausbau der stückzahlbezogenen führenden Marktposition in der Region EMEA sowie der Erlangung einer bedeutenderen Position in den Regionen APAC und Americas, insbesondere durch die Inbetriebnahme neuer Produktionsstandorte und Technologiezentren, die Stärkung der Technologieposition durch fokussierte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, den umfangreicheren Einsatz gemeinsamer Module sowie die Nutzung von Cross-Selling-Potenzialen, und
- dem Ausbau des Service- und Financial-Services-Angebots entlang des Produktlebenszyklus unter Nutzung der umfangreichen aktiven Geräteflotte und der installierten Basis an Lieferkettenlösungen.
Die mittel- bis langfristigen strategischen Chancen der KION Group im Segment Supply Chain Solutions liegen vor allem
- im weiteren Ausbau der Marktposition bei Intralogistiklösungen auf Basis einer wachsenden Akzeptanz von Automatisierungskonzepten,
- in der Entwicklung und Etablierung branchenspezifischer System- und Subsystemlösungen, die die Realisierung spezifischer Kundenanforderungen wie zum Beispiel das automatisierte und schnelle Fulfillment nah am Endkunden ermöglichen,
- in der weiteren Stärkung der Marktposition bei fahrerlosen Transportsystemen (AGV) sowie
- im Ausbau der Marktposition in den Regionen EMEA – insbesondere in Mittel- und Osteuropa – und APAC unter Nutzung gemeinsamer Vertriebs- und Produktionsstrukturen mit dem Segment Industrial Trucks & Services.
Leistungswirtschaftliche Chancen
Leistungswirtschaftliche Chancen resultieren zum einen aus den laufenden Modernisierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen in den Produktionsstätten der KION Group sowie der weltweiten Verzahnung des Produktionsverbunds. Durch die Investition in neue sowie die Erweiterung bestehender Standorte sollen die Produkte noch näher an den jeweiligen Absatzmärkten endgefertigt und konzernweit Skaleneffekte erzielt sowie Synergien ausgeschöpft werden. Zum anderen werden im Zuge der Strategie KION 2027 Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Exzellenz in Logistik, Technologie- und Produktentwicklung und Produktion sowie zur Senkung von Material- und Qualitätskosten, auch durch die Verringerung der Komplexität der Produktpalette, durchgeführt.
Eine Steigerung der Profitabilität kann aus folgenden Effekten resultieren:
- Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Exzellenz und Kostensenkung können dazu beitragen, das künftige Wachstum der KION Group mit einem unterproportionalen Kostenanstieg zu bewältigen. So kann die Umsetzung des Kapazitäts- und Strukturprogramms die Kostenstruktur deutlich positiv beeinflussen und dadurch die Wettbewerbsposition nachhaltig verbessern.
- Kontinuierliche Effizienzsteigerungen im Produktionsverbund, auch unter Einbeziehung zusätzlicher Standorte, können den Vertriebserfolg unterstützen und die Bruttomarge verbessern.
- Die konsequente Nutzung und zentrale Koordination der globalen Entwicklungskapazitäten kann positive Synergie- und Skaleneffekte nach sich ziehen.