Geschäftsverlauf im Konzern
Die KION Group hat ihr zentrales Projekt zum Ausbau der Marktposition im langfristig wachstumsstarken chinesischen Material-Handling-Markt weiter fortgeführt und im August am ostchinesischen Standort Jinan mit dem Bau eines neuen Werks zur Fertigung von Gegengewichtsstaplern der Marken Linde und Baoli begonnen. Das Investitionsvorhaben, auf das ein geplantes Volumen von rund 100 Mio. € entfallen wird, soll im Jahr 2022 abgeschlossen sein. Bis 2025 sollen am Standort Jinan mehr als 800 neue Arbeitsplätze entstehen. Durch das neue Werk will die KION Group insbesondere von den Wachstumschancen im Value-Segment sowie der zunehmenden Elektrifizierung der Flurförderzeuge in China profitieren. Betreiber des neuen Werks wird die mit Weichai Power Co., Ltd. Anfang des Jahres gegründete KION (Jinan) Forklift Co., Ltd. sein, an der die KION Group 95,0 Prozent der Anteile hält.
Die neu geschlossene strategische Partnerschaft mit Quicktron, einem führenden chinesischen Hersteller von autonomen mobilen Robotern (AMR) mit Sitz in Schanghai, dient der Erweiterung des Produktportfolios nicht nur auf dem chinesischen Markt. Die im August 2020 unterzeichnete Vertriebsvereinbarung ermöglicht unmittelbar den weltweiten Vertrieb der mobilen automatisierten Lagerlösungen von Quicktron durch die globalen Sales- und Servicenetzwerke der KION Marken Linde, STILL und Dematic.
Mit dem Erwerb des spezialisierten britischen Softwareunternehmens Digital Applications International Limited (DAI) im März 2020 hat die KION Group ihr Softwareangebot im Segment Supply Chain Solutions signifikant erweitert. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf rund 120 Mio. €, wovon 98,0 Mio. € im Berichtszeitraum im Free Cashflow zahlungswirksam wurden. Mit den von DAI in den Bereichen Logistikautomatisierung und Supply Chain Engineering gebotenen Lösungen gewinnt Supply Chain Solutions infolge der Integration entsprechende Kapazitäten, um den Transport, die Lagerung und die Verteilung von Waren über die gesamte Lieferkette noch besser zu unterstützen.
Am Standort Stříbro (Tschechien) nahm die KION Group im September 2020 ihre dritte Produktionshalle in Betrieb. Für das Segment Supply Chain Solutions werden Förderbänder, Taschensortierer sowie Lager- und Sortiergeräte (Multishuttle-Systeme) für einen reibungslosen Warenfluss in Lagerhäusern und Verteilzentren hergestellt. Durch die Produktionserweiterung kann das Segment noch umfassender von der zunehmenden Nachfrage nach Omnichannel-Lösungen sowie dem starken Wachstum im E-Commerce profitieren.
Die im ersten Halbjahr im Segment Industrial Trucks & Services eingeleiteten kurzfristigen Maßnahmen zur Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie konnten im dritten Quartal zum Teil wieder zurückgefahren werden. Zugleich konnte die temporär ausgesetzte Fertigung an den wesentlichen Produktionswerken weitgehend wieder aufgenommen werden. Die Kapazitätsanpassungen wurden dabei weiterhin durch verschiedene Personalinstrumente wie den Abbau von Zeitguthaben und Kurzarbeit flexibel unterstützt. Neben der Produktion wurde auch die Zulieferlogistik an die veränderten Rahmenbedingungen, unter anderem mit Blick auf die Beeinträchtigungen der globalen Lieferketten, angepasst, sodass die im ersten Halbjahr in den Werken aufgebauten Puffer an Teilezulieferungen durch das Hochfahren der Produktion teilweise zurückgeführt werden konnten.
Im Bereich Supply Chain Solutions produzierten die Werke im Berichtszeitraum fast durchgängig auf hohem Niveau. Einschränkungen im Projektgeschäft durch regionale Zugangsbeschränkungen für Projektingenieure fielen im dritten Quartal nicht mehr ins Gewicht, sodass Projektverzögerungen zum Teil wieder aufgeholt werden konnten.
Zur vorsorglichen Sicherung der Finanzkraft vereinbarte die KION Group im Mai 2020 mit ihrer Kernbankengruppe unter wesentlicher Beteiligung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Bereitstellung einer syndizierten Liquiditätslinie mit einem Volumen von 1,0 Mrd. €; eine Inanspruchnahme ist bisher nicht erfolgt. Darüber hinaus wurde mit den finanzierenden Banken eine Covenant-Aussetzung unter der bestehenden Kreditlinie sowie der zusätzlichen Liquiditätslinie vereinbart. Zur weiteren Liquiditätsschonung wurde die Kürzung der Dividende auf 0,04 € je dividendenberechtigte Aktie von der Hauptversammlung am 16. Juli 2020 beschlossen.
Am 24. September 2020 hat die KION GROUP AG außerdem eine Unternehmensanleihe am Kapitalmarkt mit einem Gesamtvolumen von 500,0 Mio. € und einer Laufzeit von fünf Jahren ausgegeben, um den Finanzierungsspielraum des Konzerns langfristig zu erweitern. Die variabel verzinslichen Tranchen des Schuldscheindarlehens mit Fälligkeit Mai 2022 und einem Nominalwert von 653,5 Mio. € werden vorzeitig zum 30. Oktober 2020 getilgt.
Flankiert wurden die genannten liquiditätsbezogenen Maßnahmen von der Verschiebung der Investitionsausgaben für ausgewählte Projekte sowie diversen Kostensenkungsprogrammen. Im Zuge dieser Gegenmaßnahmen wurde im Jahresverlauf 2020 zur weiteren Stabilisierung des operativen Geschäfts und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ein Kapazitäts- und Strukturprogramm eingeleitet. Mit dem Programm, das hauptsächlich das Segment Industrial Trucks & Services betrifft, soll in der Region EMEA eine Reduzierung bzw. Optimierung der Organisationsstrukturen und Kapazitäten in Produktion, Vertrieb und Service erzielt werden, um dem erwarteten mittelfristigen Marktumfeld nach der Corona-Pandemie Rechnung zu tragen.