Grundsätze und Ziele des Finanzmanagements
Durch ein angemessenes Finanzmanagement stellt die KION Group GmbH jederzeit eine ausreichende Liquidität sicher und begrenzt die finanziellen Risiken für Unternehmenswert und Ertragskraft. Der Konzern als weltweit agierendes Unternehmen ist den Währungs-, Zinsänderungs-, Kurs- sowie Kontrahenten- und Länderrisiken ausgesetzt.
Die KION Group schafft den ausreichenden finanziellen Spielraum für das Grundgeschäft, optimiert die Finanzbeziehungen zu Kunden und Lieferanten, versorgt die Konzerngesellschaften mit der notwendigen Liquidität und managt die gewährten Sicherheiten. Die Basis der Fremdfinanzierung der KION Group stellt eine internationale Banken- und Investorengruppe bereit. Zudem wurden durch die Emission einer Unternehmensanleihe im April 2011 auch erstmals die Finanzierungsmöglichkeiten des öffentlichen Kapitalmarkts in Anspruch genommen. Innerhalb des Konzerns wird nach dem Grundsatz der internen Finanzierung gehandelt. Entsprechend sammelt die KION Group Liquiditätsüberschüsse der Konzerngesellschaften in zentralen oder regionalen Cashpools und deckt den Finanzierungsbedarf von Tochtergesellschaften nach Möglichkeit über interne Darlehensbeziehungen ab. Diese zentrale Finanzierung ermöglicht ein einheitliches Auftreten der KION Group an den Kapitalmärkten und stärkt die Verhandlungsposition gegenüber Kreditinstituten und anderen Marktteilnehmern.
Vereinzelt vereinbart der Konzern zusätzliche Kreditlinien mit lokalen Banken und Leasinginstituten zu Gunsten der Konzerngesellschaften, um rechtlichen, steuerlichen oder sonstigen Gegebenheiten Rechnung zu tragen.
Der wesentliche Kreditvertrag (SFA) und die Vertragsbedingungen aus der Begebung der Unternehmensanleihe verlangen unter anderem die Einhaltung bestimmter Verpflichtungen, so genannter „Undertakings“ bzw. „Covenants“. Das SFA verlangt zusätzlich die Einhaltung einzelner Kennzahlen, so genannter „Financial Covenants“, während der Vertragslaufzeit. Die Financial Covenants legen Relationen für die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage der KION Group fest. Diese werden in Form von Kennzahlen mit Bezug auf den Netto-Fremdkapitalverschuldungsgrad, die verfügbare Liquidität, die Höhe des EBITDA, den Betrag der gezahlten Zinsen sowie die Ausgaben für Investitionen gefordert. Diese Kreditbedingungen wurden 2009 unter breiter Zustimmung der Kreditgeber an die aktuelle Marktsituation angepasst. Für die Anpassung der Covenants wurde den Kreditgebern eine Erhöhung des Zinsaufschlags gewährt, der überwiegend endfällig zu zahlen ist und damit die Liquidität der KION Group vorerst nicht zusätzlich belastet. Werden Verpflichtungen oder „Financial Covenants“ nicht eingehalten, kann dies unter anderem das Recht zur Kündigung des SFA durch die Kreditgeber bzw. zur vorzeitigen Fälligstellung der Unternehmensanleihe durch die Anleihegläubiger nach sich ziehen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden sämtliche „Financial Covenants“ eingehalten.
Zusätzlich stellten Fonds, die von Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. und Goldman Sachs Capital Partners beraten werden, der KION Group einen Nominalbetrag von € 100 Mio. als Kredit zu den Bedingungen des Senior Facility Agreement (SFA) zur Verfügung, um die strategische Flexibilität der KION Group zu erhöhen. Der Kredit und daraus resultierende Zinsen sind endfällig zu leisten. Zur Finanzierung setzt die KION Group ebenfalls in geringem Umfang auf Factoring. Das Volumen des echten Factoring belief sich per Ende 2011 auf € 18 Mio. (Vorjahr: € 20 Mio.); unechtes Factoring nutzt die KION Group nur vereinzelt. Zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit sowie der finanziellen Flexibilität verfügt die KION Group über eine Liquiditätsreserve in Form von freien, fest zugesagten Kreditlinien und Barmitteln.
Cashflow
Die Steuerungsgröße hinsichtlich der Liquidität bei der KION Group ist der Free Cashflow vor Steuern, bei dem Steuerzahlungen und Zinsen aus der Finanzierungstätigkeit sowie Zinsaufwendungen und
-erträge aus Leasingverträgen nicht berücksichtigt werden. Weitere Informationen zum Free Cashflow vor Steuern und weiteren Kennzahlen zur Konzernsteuerung finden Sie im Kapitel 4.5 „Finanzielle Leistungsgrößen der Unternehmenssteuerung“.
(Verkürzte) Kapitalflussrechnung | |||||
Mio. € |
2011 |
2010 |
Veränderung | ||
| |||||
|
|
|
| ||
EBIT |
213 |
35 |
>100% | ||
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit |
387 |
199 |
94,1% | ||
Cashflow aus Investitionstätigkeit |
-153 |
-123 |
-23,8% | ||
Free Cashflow |
234 |
76 |
>100% | ||
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit |
-115 |
-290 |
60,5% | ||
Währungseinflüsse Liquide Mittel |
1 |
4 |
-71,1% | ||
Veränderung der Zahlungsmittel |
121 |
-211 |
>100% | ||
Netto-Finanzschulden¹ |
2.657 |
2.641 |
0,6% |
Der operative Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit verbesserte sich 2011 deutlich um € 188 Mio. auf € 387 Mio. (Vorjahr: € 199 Mio.). Basis für diese Entwicklung war das gestiegene Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) in Höhe von € 213 Mio. (Vorjahr: € 35 Mio.). Der mit den gestiegenen Geschäftsvolumina verbundene Aufbau des Working Capital von € 661 Mio. im Vorjahr auf € 668 Mio. im Berichtsjahr fiel unterproportional zum Umsatzwachstum aus, was sich ebenfalls positiv auf den operativen Cashflow auswirkte.
Der Mittelabfluss aus der Investitionstätigkeit des Konzerns erhöhte sich 2011 um 24% und betrug € 153 Mio. (Vorjahr: € 123 Mio.). Grund hierfür waren gestiegene Investitionen in langfristige Vermögens- und Sachanlagen (Capex), deren Auszahlungen insgesamt € 133 Mio. betrugen (Vorjahr: € 123 Mio.). Die Auszahlungen aufgrund von Akquisitionen stiegen im Berichtsjahr um € 25 Mio. auf € 33 Mio. Hierbei handelte es sich im Wesentlichen um Auszahlungen von € 16 Mio. im Zusammenhang mit dem Erwerb der Voltas Material Handling in Indien, sowie Auszahlungen von € 10 Mio. im Zuge des Erwerbs der restlichen Anteile (51%) an dem UK-Händler Linde Sterling. Neben einem kleineren Unternehmenserwerb in Italien wurde 2011 darüber hinaus mit € 5 Mio. hauptsächlich in das Geschäft der Liftec in Russland investiert.
Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit (Mittelabfluss) betrug 2011 insgesamt € -115 Mio. (Vorjahr:
€ -290 Mio.). Die Einzahlungen aus der Emission der Unternehmensanleihe wurden zur Refinanzierung des Senior Facility Agreements (SFA) in Höhe von € 483 Mio. verwendet. Außerdem fielen in der Berichtsperiode Auszahlungen im Rahmen der Emission in Höhe von € 12 Mio. an. Zusätzlich wurden € 54 Mio. für die planmäßige Tilgung der Kreditlinie (Capex Facility) verwendet. Die Zinszahlungen sind aufgrund von höheren Zinsen aus den Finanz- und Kapitalmarktverbindlichkeiten um € 13 Mio. auf € 147 Mio. gestiegen. Gegenläufig wirkte mit € 133 Mio. eine Inanspruchnahme der Revolving Credit Facility unter dem SFA. Zusätzlich fielen im Geschäftsjahr 2011 Auszahlungen für Fremdwährungssicherungsgeschäfte in Höhe von € 14 Mio. an. (2010: 0).
Der Bestand an Zahlungsmitteln in der Bilanz betrug zum Bilanzstichtag € 373 Mio. (Vorjahr: € 253 Mio.).
Zu internen Steuerungszwecken wird der „Free Cashflow“ als Summe aus Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit und Investitionstätigkeit deutlich enger definiert.
Überleitung zur Steuerungsgröße Free Cashflow vor Steuern | |||||
Mio. € |
2011 |
2010 |
Veränderung | ||
| |||||
|
|
|
| ||
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit |
387 |
199 |
94,1% | ||
Cashflow aus der Investitionstätigkeit |
-153 |
-123 |
-23,8% | ||
Free Cashflow |
234 |
76 |
>100% | ||
Gezahlte Steuern |
43 |
13 |
>100% | ||
Zinsen Leasingforderungen/-verbindlichkeiten |
12 |
10 |
18,2% | ||
Finanzforderungen inkl. Zinserträge |
-6 |
-2 |
<-100% | ||
Mittelabfluss aus Erwerb von |
-1 |
-10 |
90,0% | ||
Sonstige Einzelsachverhalte |
-1 |
-4 |
75,0% | ||
Free Cashflow vor Steuern¹ |
282 |
83 |
>100% |
Der Free Cashflow vor Steuern, welcher als Kennzahl zur Unternehmenssteuerung herangezogen wird, berücksichtigt im Vergleich zum Free Cashflow von € 234 Mio. keine Zahlungsströme aus gezahlten Ertragsteuern (€ 43 Mio.) und keine Zinszahlungen aus dem Leasinggeschäft (€ 12 Mio.). Im Geschäftsjahr 2011 wurden darüber hinaus Einzahlungen aus Finanzforderungen und Zinserträgen (€ 6 Mio.) sowie sonstige Einzelsachverhalte umgegliedert, welche gemäß IAS 7 unterschiedlich behandelt werden. Unter Berücksichtigung dieser Effekte ergibt sich ein Free Cashflow vor Steuern von € 282 Mio. – ein deutlicher Anstieg um € 199 Mio. gegenüber dem Vorjahr.