Nachdem die konjunkturelle Erholung zum Jahresende 2011 an Fahrt verloren hat, steht die Widerstandsfähigkeit der Weltkonjunktur im Jahr 2012 auf dem Prüfstand, wobei die Risiken für einen Abschwung für viele Länder erhöht zu sein scheinen. Die vorherrschende Ungewissheit über die zukünftige Entwicklung zeigt sich vor allem auch in der Spannweite aktueller Wirtschaftsprognosen. Grundsätzlich stehen sich zwei wesentliche Entwicklungen gegenüber: Zum einen die in vielen Ländern erstaunlich robusten Daten der Realwirtschaft, zum anderen große politische und wirtschaftliche Unwägbarkeiten. Diese betreffen vor allem den Ausgang der Eurokrise, die weitere Entwicklung des Finanzsektors, die instabile Finanzpolitik in den USA sowie die sich abschwächende Wirtschaftsdynamik in den Wachstumsregionen.
Die konjunkturellen Risiken spiegeln sich in den niedrigeren Wachstumserwartungen der vergangenen Monate sowie in der Volatilität der Finanzmärkte wider. Inwieweit die in vielen Industrieländern angestoßenen zusätzlichen Konsolidierungsmaßnahmen greifen, ist derzeit noch ungewiss. Insgesamt deutet sich jedoch eine Dämpfung der Binnennachfrage in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften an. Auch die in den vergangenen Monaten sichtbar gewordene konjunkturelle Abschwächung in den Schwellenländern verbunden mit den zurückgehenden Impulsen aus dem Export impliziert eine geringere Dynamik der Weltkonjunktur. Im Zuge der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der nachlassenden globalen Handelsaktivität zeigen auch die Rohstoffpreise eine rückläufige Tendenz. Während die Preise für ölunabhängige Versorgungsstoffe weiter zu sinken scheinen, sind die Erwartungen für die Ölpreisentwicklung unter geopolitischen Aspekten weniger vorteilhaft.
Ausgehend von den genannten Belastungen und unter der Voraussetzung, dass keine weiteren Unwägbarkeiten die Konjunkturentwicklung beeinträchtigen, ist insgesamt von einer im Vergleich zu 2011 geringeren Dynamik der Weltkonjunktur im Jahr 2012 auszugehen. Unter der Bedingung, dass sich das wirtschaftliche Umfeld zeitnah stabilisiert, rechnen Experten mit einer stagnierenden europäischen Konjunktur im laufenden Jahr, wobei Deutschland, Frankreich und Großbritannien noch die besseren Konjunkturaussichten innerhalb Westeuropas haben dürften. Unter denselben Voraussetzungen und auf Basis jüngster Entwicklungen gestaltet sich die Perspektive für die USA bei gleichbleibender Dynamik 2012 im Vergleich zu den großen Industrieländern positiver. Die Nachfrage in den Schwellenländern dürfte sich zyklisch, jedoch auf hohem Niveau, weiter normalisieren und zu einer relativen Stabilität der Weltwirtschaft beitragen. Für das Jahr 2013 wird wieder mit einer anziehenden Konjunktur gerechnet.