Unsicherheiten bleiben bestehen
Die Unsicherheiten über die weitere weltwirtschaftliche Entwicklung sind derzeit groß. Der Finanzsektor ist angeschlagen. Probleme im Immobiliensektor und Ausfallrisiken einzelner Staaten bergen das Risiko, dass der Druck im Jahr 2011 erneut steigt. Zudem ist noch nicht sicher abzusehen, welche Konsequenzen die Konsolidierungsbemühungen der wesentlichen Industriestaaten mittel- bis langfristig auf die wirtschaftliche Entwicklung haben werden. In den Schwellenmärkten dürften die Notenbanken aufgrund des sehr hohen wirtschaftlichen Wachstums zu einer etwas restriktiveren Geldpolitik übergehen und auch die Wachstumsdynamik bremsen. Je nach Umfang dieser Restriktionen dürften auch die Industrienationen eine Abschwächung ihres Wirtschaftswachstums verzeichnen. Daneben wird die stark expansive Geldpolitik der Notenbanken in den Industrienationen mittelfristig zu einer höheren Preisinflation und somit zu steigenden Rohstoffpreisen und Zinsen führen. Da der Aufschwung in 2010 in vielen Industrienationen am Arbeitsmarkt vorbeigegangen ist, war der private Sektor bislang noch nicht in der Lage wesentliche Impulse zu setzen.
Weltweites Wachstum setzt sich mit geringerer Dynamik fort
Vor diesem Hintergrund wird nach dem raschen Anstieg der volkswirtschaftlichen Leistung in 2010 in vielen Industrienationen mit einer etwas moderateren Expansion für 2011 gerechnet. Im Euroraum, dessen Wirtschaft 2011 um 1,5% wachsen wird, ist Deutschland weiterhin der Wachstumsmotor, wenngleich die Wachstumsrate mit 2,5% unter Vorjahr liegen wird. Das Bruttoinlandsprodukt Spaniens wird erstmals seit Beginn der Rezession wieder leicht zulegen. Insgesamt wird sich im Euroraum die Wachstumsdynamik etwas verlangsamen und die Wirtschaftsleistung um 1,6% zunehmen. In 2012 sollte sich die Wirtschaft im Euroraum mit einer ähnlichen Dynamik entwickeln und um weitere 1,6% wachsen.
In den USA werden eine Reihe der in 2008 und 2009 beschlossenen Konjunkturprogramme Mitte des Jahres 2011 auslaufen – das spricht dafür, dass die Dynamik voraussichtlich gebremst wird. Allerdings hat die US-Regierung befristete Steuerleichterungen für Arbeitnehmer und niedrigere Sozialabgaben sowie Maßnahmen in der Arbeitslosenhilfe verlängert beziehungsweise zeitlich befristete Vereinbarungen neu aufgesetzt. Zudem haben die USA ein Anreizprogramm für Unternehmensinvestitionen geschaffen. Diese Maßnahmen entsprechen 2,5% des Bruttoinlandsprodukts in den Jahren 2011 und 2012. Die Zentralbank wird ihre expansive Geldpolitik voraussichtlich im Wesentlichen fortsetzen. Nicht jede der beschlossenen Maßnahmen wird jedoch vollumfänglich Wirkung zeigen, da die hohe Verschuldung der privaten Haushalte als auch die strukturellen Probleme am Immobilienmarkt nach wie vor bestehen. Unter Berücksichtigung der momentanen Voraussetzungen dürfte die amerikanische Wirtschaft in 2011 um 3,2% wachsen. In 2012 könnte das Wachstum sogar noch etwas zulegen auf 3,3%.
Die chinesische Wirtschaft hat als erste Volkswirtschaft von der Erholung profitiert und ist in 2010 stark gewachsen. Die seitens der Geld- und Finanzpolitik eingeleiteten Maßnahmen, mit denen China einer konjunkturellen Überhitzung vorbeugt, können in 2011 ihre Wirkung zeigen und das Wachstum auf ein im Vergleich zu den vergangenen Jahren niedrigeres Niveau von 8,1% beziehungsweise 8,5% für 2012 zurückführen. Aufgrund der leichten Abschwächung der Konjunktur in China wird aller Voraussicht nach auch die Nachfrage nach Rohstoffen aus Lateinamerika sinken. Hinzu kommt, dass der Lageraufbauzyklus weitgehend abgeschlossen ist und die Unterstützung aus diesem Bereich abnimmt. Daher wird erwartet, dass der Aufschwung der brasilianischen Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr etwas schwächer ausfallen und auf 4,5% zurückgehen wird. 2012 sollte die Wirtschaft in einem ähnlichen Tempo wachsen – gestützt von einer stärkeren Weltkonjunktur und den Investitionen im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 sowie der Olympischen Spiele im Jahr 2016.