Nachhaltige Beschaffung

GRI-Indikatoren

Das Nachhaltigkeitsverständnis der KION Group umfasst die gesamte Wertschöpfungskette und bezieht auch Lieferanten und Geschäftspartner mit ein. Um dieses Verständnis noch stärker zu betonen, hat die KION Group im Berichtsjahr im zentralen technischen Einkauf eine neue Funktion geschaffen, die sich hauptsächlich mit Nachhaltigkeitsthemen befasst.

Im Jahr 2018 wurde im Einkauf eine konsequente Segmentorientierung umgesetzt. Die Einkaufsorganisation der KION Group ist nun in den beiden Segmenten ITS und SCS global aufgestellt und arbeitet mit einer marken- und regionenübergreifenden Materialgruppenstruktur. Zentral geführt und gesteuert, ist das Ziel der Organisation, übergreifende Synergien zu identifizieren, etwa durch die Bündelung von Einkaufsvolumina, Know-how oder Ressourcen.

Übergreifende Warengruppenstrategien werden künftig im Global Commodity Strategy Committee verabschiedet, das im Jahr 2018 ins Leben gerufen wurde. Ebenfalls im Berichtsjahr wurde das Global Sourcing and Awarding Committee gegründet, das abteilungsübergreifende Vergabeentscheidungen trifft. Mit den beiden neuen Gremien sollen in den Segmenten gemeinsam abgestimmte Entscheidungen vorangetrieben sowie eine verbindliche Kommunikation in alle Abteilungen erreicht werden. Zudem wurde 2018 auch das strategische Commodity-Management verstärkt.

Es werden beispielsweise Verbrennungs- und Elektromotoren, Akkumulatoren, Industriereifen oder Hydraulikteile sowie Hilfs- und Betriebsstoffe und diverse Finanz- und Logistikdienstleistungen oder Informationstechnik bezogen. Den größten Teil des Einkaufsvolumens bildet Materialaufwand in Höhe von rund 3,7 Mrd. € (2017 3,6 Mrd. €).

Partnerschaftliche Zusammenarbeit als Ziel

Mit leistungsstarken und wettbewerbsfähigen Lieferanten strebt die KION Group langfristige Geschäftsbeziehungen an, um so die Voraussetzung für qualitativ hochwertige und innovative Produkte zu schaffen. Vergleichbare Produkte werden stets aus dem Land mit dem günstigsten Paket aus Kosten, Technik, Innovation und Leistung bezogen. In die umfassende Betrachtung werden auch Transportkosten oder Zölle einbezogen. Vor diesem Hintergrund ist die KION Group bestrebt, durch lokale Lieferantenstrukturen Transportwege zu reduzieren und die Verfügbarkeit von Materialien und Teilen (just-in-time, just-in-sequence) zu optimieren. Nicht zuletzt werden so auch die Umweltauswirkungen beim Transport der Güter verringert. 

Die KION Group bezieht einen wesentlichen Anteil der benötigten Materialien und Komponenten lokal, also aus dem jeweiligen Inland. Je nach Produktionsstandort liegt der Anteil zwischen 30 und 95 Prozent. Rund 91 Prozent ihres Einkaufsvolumens bezieht die KION Group aus Europa und Nordamerika, den Rest aus Asien sowie aus anderen Regionen der Welt.

Unverändert bilden Stahlblech und Metallkomponenten (zum Beispiel Guss- und Schmiedeteile) mengenmäßig die größten Materialfraktionen im Einkauf der KION Group. Wesentliche Komponenten der Gabelstapler und Lagertechnikgeräte im Segment ITS werden in Eigenregie gefertigt, insbesondere Hubgerüste, Achsen, Gegengewichte und Chassis. Kunden können damit auf eine hohe Qualität und Liefersicherheit sowie eine zuverlässige Ersatzteilversorgung setzen. Weitere Bestandteile, etwa Hydraulik-Komponenten, Elektronikbauteile, Akkumulatoren, Motorkomponenten und Industriereifen, werden über ein globales Beschaffungswesen hinzugekauft.

Im Segment SCS stammen die für jedes Kundenprojekt exakt spezifizierten Systemkomponenten – beispielsweise fahrerlose Transportsysteme, Palettierer oder Lagerungs- und Kommissionsausrüstung – überwiegend aus eigener Fertigung, teilweise auch von qualitätsgeprüften und von KION freigegebenen Drittanbietern.

Herausforderungen für den Einkauf

Herausforderungen für den Einkauf bei KION liegen vor allem im Management der weltweiten, immer komplexeren Lieferketten. Dabei gilt es, geopolitischen Risiken, Umweltrisiken oder Reputationsrisiken zu begegnen und flexibel auf Produktionsschwankungen oder sich verändernde Wechselkurse zu reagieren. Zudem steht die KION Group im Wettbewerb um die leistungsfähigsten und innovativsten Lieferanten. Um diesen Herausforderungen systematisch zu begegnen, wird konzernweit bereits an entsprechenden Programmen gearbeitet.

Weitere Informationen finden sich im KION Group Geschäftsbericht 2018 – Beschaffungsrisiken.

Klare Regeln für das Lieferantenmanagement

Konkrete Vorgaben und Regelwerke formulieren den Nachhaltigkeitsanspruch der KION Group auch gegenüber den Lieferanten des Unternehmens. Den Rahmen dafür setzen die 2015 vom Vorstand verabschiedeten KION Group Grundsätze des Lieferantenverhaltens, die – entsprechend den wichtigsten Beschaffungsmärkten – in acht Sprachen vorliegen und klare ökologische und ethische Leitlinien für das Lieferantenmanagement aufstellen. Dies umfasst auch die Erwartung an alle Lieferanten, die Menschenrechte zu achten und internationalen Sozialstandards Folge zu leisten. Dazu gehören insbesondere das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit gemäß den Vorgaben der International Labour Organization (ILO) sowie Mindeststandards im Bereich Arbeitsschutz (siehe KION Group Grundsätze des Lieferantenverhaltens).

Im Berichtsjahr ist der KION Group kein signifikanter Verstoß gegen diese Prinzipien bekannt geworden. Zudem hat das Unternehmen keine Anhaltspunkte, dass bei einzelnen Lieferanten Menschenrechte verletzt werden könnten, insbesondere bezüglich des Rechts auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen sowie des Verbots von Kinder- und Zwangsarbeit. Werden der KION Group Verstöße gegen diese Prinzipien bekannt, beispielsweise in Audits oder durch entsprechende Meldungen, kann dies zu einer Sperrung des betreffenden Lieferanten führen.

Auch der KION Group Code of Compliance enthält ein Kapitel mit spezifischen Verhaltensregeln für den Bereich Einkauf und Beschaffung. Hiernach müssen Einkaufsentscheidungen strikt am Unternehmensinteresse ausgerichtet werden.

Die Allgemeinen Einkaufsbedingungen wurden auf Konzernebene und auf Ebene der größten operativen Einheiten um Regelungen zum produktbezogenen Umweltschutz sowie zur Vermeidung von Konfliktmineralien ergänzt bzw. aktualisiert. Sie enthalten detaillierte Vorgaben, beispielsweise zur Erfüllung von Informationspflichten der Europäischen Chemikalienverordnung REACH sowie der EU-Richtlinie zur Verwendung gefährlicher Stoffe (RoHS). Auch Regelungen zur verantwortungsvollen Beschaffung sind enthalten (siehe Allgemeine Einkaufsbedingungen). Die Einhaltung der entsprechenden Regelwerke und Gesetze ist für die KION Group selbstverständlich und soll ab 2019 sukzessive zum festen Bestandteil der neuen Rahmenverträge mit Lieferanten werden.

Seit Dezember 2018 dient außerdem eine neue konzernweite Einkaufsrichtlinie als Grundlage für das Handeln aller Mitarbeiter im Einkauf. Sie ist modular aufgebaut und wird 2019 in einzelnen Bereichen noch weiter konkretisiert. Dann fließen auch Nachhaltigkeitsaspekte in die Standardprozesse des Einkaufs ein und werden zum festen Bestandteil der Vergabe- und Bewertungskriterien.

Für die Einhaltung der Richtlinien sind die jeweiligen Einkaufsabteilungen verantwortlich. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Commodity Manager. Sie achten auf die verstärkte Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten und erarbeiten im Fall abweichender Standards bei Lieferanten konkrete Lösungen.

2018 wurden alle Global Commodity Manager des Segments ITS und auch Mitarbeiter der relevanten Vertriebs- und Servicebereiche in Europa in der Nachhaltigkeitsbewertung sowie in der Anwendung des EcoVadis-Tools (siehe Lieferantenbewertung fördert Nachhaltigkeitsleistung) geschult. Es ist geplant, weitere Trainings im ersten Halbjahr 2019 durchzuführen.

Lieferantenbewertung fördert Nachhaltigkeitsleistung

Für die objektive und belastbare Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung ihrer wichtigsten Lieferanten setzt die KION Group auf die Plattform EcoVadis, die CSR-Ratings von Lieferanten für globale Lieferketten bereitstellt. So will die KION Group die Transparenz über die Nachhaltigkeitsleistung der einzelnen Lieferanten erhöhen, Risiken und Chancen in Bezug auf die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten gezielter steuern und damit Wettbewerbsvorteile und Mehrwert für das Unternehmen generieren. Im Bewertungsverfahren werden die Lieferanten aufgefordert, ihre Prozesse zur Sicherstellung der einzelnen Nachhaltigkeitskriterien darzulegen – insbesondere zu Umwelt, Arbeitsbedingungen, Menschenrechten, fairen Geschäftspraktiken und einer nachhaltigen Beschaffung. Gleichzeitig werden die Lieferanten für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisiert und können ihre Leistungsfähigkeit durch entsprechende Maßnahmen erhöhen.

Ziel der KION Group ist es, 25 Prozent des Einkaufsvolumens jeder operativen Einheit durch die EcoVadis-Bewertung abzudecken. Nach Erhebung der Ausgangsposition des einzelnen Lieferanten soll die Bewertung dann im dreijährigen Turnus aktualisiert werden. Maßgabe ist die Verbesserung der Performance in relevanten Aspekten analog der Wesentlichkeitsanalyse von KION. 2018 wurden über die Bewertung bereits bis zu 20 Prozent des Einkaufsvolumens der operativen Einheiten abgedeckt, mehr als ein Drittel der Top-100-Lieferanten der KION Group hat den Bewertungsprozess bereits durchlaufen.

Für ein umfassendes Bild reicht die aktuelle Datenbasis jedoch noch nicht aus. Während große, global agierende Lieferanten gut auf die Abfrage ansprechen, besteht bei kleinen und mittelständischen Unternehmen noch Handlungsbedarf.

Unabhängig von der EcoVadis-Systematik hat die KION Group im Vorjahr eine konzernweite Kategorisierung der Lieferanten in Bezug auf ihre kommerzielle, qualitative, logistische und technische Leistungsfähigkeit durchgeführt. Diese Kategorisierung wird nun im Rahmen des Risk Assessments im Bereich Supplier Capacity Management fortgeführt. 

In die Analyse werden sowohl messbare Faktoren als auch subjektive Einschätzungen einbezogen. Ziel ist eine erhöhte Transparenz bezüglich der Lieferanten und ihrer Leistungsfähigkeit und damit eine bessere Marktbearbeitung durch den Einkauf.

Bisher wurde so die Mehrheit der strategisch wichtigen Lieferanten überprüft und ermittelte Risiken anschließend gemeinsam in entsprechende Aktionspläne zur Risikominimierung überführt, die nun von den Lieferanten umgesetzt werden. Zukünftig sollen in diesen Prozess auch Nachhaltigkeitskriterien einbezogen werden.

Audits zu Beginn der Geschäftsbeziehung tragen bei besonders wichtigen Lieferanten ebenfalls zur Risikominimierung bei. Um auch hier Nachhaltigkeitskriterien stärker zu berücksichtigen, wird 2019, als Ergänzung zum bestehenden Fragebogen, ein entsprechendes Audittemplate entwickelt.