Managementansatz Produkte und Lösungen
Das Geschäftsmodell der KION Group deckt über leistungsfähige Produkte und maßgeschneiderte Dienstleistungen alle Bereiche der Intralogistik ab, die für eine umfassende Betreuung von Kunden weltweit erforderlich sind: Produktentwicklung, Produktion, Vertrieb und Logistik, After Sales, Miet- und Gebrauchtgerätegeschäft, Flottenmanagement, System- und Softwarelösungen sowie Finanzdienstleistungen. So kann das Unternehmen seinen Kunden immer die passenden Lösungen für ihre spezifischen Anforderungen in Sachen Intralogistik bieten. Weitere Informationen zum Angebotsspektrum der KION Group finden Sie im Geschäftsbericht.
Im KION Nachhaltigkeitsprogramm adressieren drei Handlungsfelder die produktbezogenen Nachhaltigkeitsaspekte. Ein Handlungsfeld ist der Energie- und Ressourceneffizienz der Produkte gewidmet, um insbesondere der Entwicklung alternativer Antriebe und Technologien auf Basis von Lithium-Ionen-Batterien oder Brennstoffzellen zusätzliche Impulse zur Reduzierung von Treibhausgasen zu geben. Schon heute sind mehr als 80 Prozent der Flurförderzeuge im KION Produktmix elektrisch angetrieben. Aber auch die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von Gegengewichtsstaplern mit Verbrennungsmotor bleibt aus Nachhaltigkeitssicht ein zentrales Thema für die Produktentwicklung im KION Konzern. So sind rund 11 Prozent des Budgets für die Produktentwicklung im Segment Industrial Trucks & Services (ITS) für das Thema Abgasverordnungen reserviert, um den regionalen gesetzlichen Bestimmung zu entsprechen. Zentrale Herausforderungen sind hier die stets sinkenden Grenzwerte und damit steigende Anschaffungs- und Herstellungskosten.
Im Handlungsfeld Produktverantwortung steht neben der sicheren Nutzung der Produkte auch die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften und Standards im Fokus, ebenso wie die Anforderungen in Bezug auf Servicemöglichkeiten und (De-)Montage. Traditionell stehen KION Produkte für ein Höchstmaß an Sicherheit und Ergonomie im Betrieb. Die Flurförderzeuge im Segment ITS zeichnen sich durch weit über die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinausgehende Sicherheitseigenschaften sowie auf ein Mindestmaß reduzierte Humanschwingungen aus. Die weitere Optimierung der genannten Aspekte ist dabei eine kontinuierliche Herausforderung. Im Segment Supply Chain Solutions (SCS) gilt es, hocheffiziente Arbeitsabläufe vor dem Hintergrund einer möglichst ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung sicherzustellen. Auch an der Verringerung der Lautstärke der Anlagen sowie einem sicheren und bequemen Wartungszugang wird kontinuierlich gearbeitet.
Das Handlungsfeld Innovation und Kundennutzen zielt schließlich auf die kundenorientierte Weiterentwicklung des KION Produktportfolios ab. Nachhaltigkeitsaspekte spielen hier eine immer größere Rolle. Im engen Dialog mit den Kunden und anderen Stakeholdern, beispielsweise Universitäten und Forschungseinrichtungen, sollen so innovative Lösungen entstehen, maßgeschneidert für die Anforderungen der entsprechenden Zielgruppen. Dabei stehen sowohl Prozessoptimierungen im Fokus als auch neue oder zusätzliche Dienstleistungen, etwa im Bereich des Flottenmanagements. Ziel ist stets ein Mehr an Effizienz, Sicherheit und Ressourcenschonung, von dem Kunden und Umwelt gleichermaßen profitieren. Siehe Kapitel Unternehmensführung, Nachhaltigkeitsprogramm
Produktstrategie – Plattformprogramme sichern Effizienz
Mit der Weiterentwicklung der Mehrmarkenstrategie der KION Group geht eine umfassende Steuerung des Produktportfolios auf Basis einer globalen Plattform- und Modulstrategie im Segment Industrial Trucks & Services einher. Dazu wurden die technischen Funktionen Forschung und Entwicklung (F&E), Einkauf, Qualität und Produktionssystem in einer zentralen KION Organisation unter dem Vorstandsressort des Chief Technology Officers (CTO) gebündelt. Im Verlauf des Berichtsjahres wurde auch Dematic eingebunden.
Auf Basis der zentral koordinierten und priorisierten Aktivitäten erarbeiten spezialisierte Produktentwicklungsteams an den weltweiten Entwicklungsstandorten kundenspezifische Lösungen für die einzelnen operativen Einheiten. Um Synergieeffekte zu nutzen und Wissen konzernweit zu bündeln, wird dabei zunehmend ein marken- und regionenübergreifender Entwicklungsansatz verfolgt.
Im Berichtsjahr wurde auf Basis unterschiedlicher Betrachtungszeiträume weiter an der nachhaltigen Entwicklung der Produkt-Roadmap gearbeitet. Die Festlegung konzernweiter Maßstäbe und Rahmenbedingungen soll dabei helfen, die Innovationsstärke und die strategische Ausrichtung des Produktportfolios besser bewerten zu können.
Aktuell laufen unter dem Dach der CTO-Organisation unterschiedliche Programme zur Effizienzoptimierung. Das Programm KION Variant Complexity Optimization (KVCO) zielt beispielsweise auf die Optimierung der Variantenlandschaft. So werden Komplexität und Vielfalt der Produkte reduziert, Entwicklungszeiten verkürzt und Effizienzpotenziale freigesetzt.
Produktentwicklung – vom Bedarf zum Produkt
Die Ausgaben der KION Group für F&E summierten sich im Geschäftsjahr 2017 auf 212,3 Mio. € (Vorjahr: 147,1 Mio. €). Dies entspricht 2,8 Prozent der Umsatzerlöse des Konzerns. Der Anstieg der Ausgaben ist vorrangig auf die nunmehr vollständige Einbeziehung von Dematic ab dem Geschäftsjahr 2017 zurückzuführen.
Die KION Group schützt ihre Produktentwicklungen umfassend vor Nachahmung und verfolgt eine konsequente Patentstrategie. Im Jahr 2017 wurden von den Gesellschaften der KION Group inklusive Dematic insgesamt 101 Patente erstmals angemeldet (Vorjahr: 93). So verfügte der Konzern am Jahresende 2017 über 2.808 (Ende 2016: 2.689) Patentanmeldungen und erteilte Patente.
Die Zahl der Vollzeitstellen in den F&E-Arbeitsbereichen erhöhte sich gegenüber dem Jahresende 2016 um 3,8 Prozent auf 1.533, wobei der Anstieg vor allem auf den Ausbau der Bereiche Automatisierung und Digitalisierung zurückzuführen ist (siehe Kapitel Forschung und Entwicklung im Geschäftsbericht 2017).
Konzernumfassender Ansatz
Die F&E der KION Group ist im Kern marken- und regionenübergreifend ausgerichtet und sichert so den konzernweiten Austausch von Forschungsergebnissen und technologischem Know-how. Durch einheitliche Standards und die globale Koordination der technischen Aktivitäten sollen künftig mehr Produktvarianten mit weniger Aufwand und kürzeren Entwicklungsprozessen angeboten werden.
Der CTO-Organisation kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie koordiniert und bündelt die Entwicklungsvorhaben, die das Produktmanagement der operativen Einheiten abhängig vom Bedarf in ihren jeweiligen Märkten formuliert. Grundlage dafür sind die Erkenntnisse aus Kundengesprächen, Marktforschung sowie Wettbewerbsanalysen. Wesentliche Trends sieht die KION Group derzeit in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung, Energieeffizienz sowie Robotiklösungen.
In sogenannten Product Strategy Councils (PSC) werden die Entwicklungsprogramme diskutiert, abgestimmt und dem Vorstand zur Entscheidung vorgelegt. Die KION Produktstrategie liefert dabei die entsprechende Orientierung aus Konzernsicht. Dreimal jährlich wird so geprüft, ob die Vorschläge der Entwicklungsteams den strategischen Zielen und Budgetvorgaben im Konzern entsprechen. Die verabschiedeten Entwicklungsprojekte werden dann weiterführend in der CTO-Organisation geplant und umgesetzt. Ziel ist eine konzernweite Harmonisierung der für die Produktentwicklung relevanten Perspektiven nach Inhalt und Format. So entsteht auf Basis vergleichbarer Informationslagen ein abgestimmtes Bedarfsprofil für ein markt- und zielkonformes KION Group Portfolio.
Dem Austausch von Wissen und Know-how zwischen den verschiedenen Segmenten und Marken kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz agiler Entwicklungsmethoden. Nachdem sie den Entwicklungsprozess bei Dematic bereits seit einigen Jahren prägen, kommen die entsprechenden Verfahren schrittweise auch im Segment ITS zum Einsatz. So erfolgt im Bereich Mobile Automation, der thematisch zwischen den beiden Segmenten ITS und SCS anzusiedeln ist, die Entwicklung für die Themenfelder Automatisierung und Connectivity komplett mithilfe agiler Methoden.
Über sämtlichen Aktivitäten steht das Ziel, den Kundennutzen in allen Marktsegmenten und Absatzregionen zu steigern. Konkret bedeutet dies, durch den konsequenten Einsatz von Modul- und Plattformstrategien eine hohe Qualität und Produktleistung zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten zu können.
Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung
Nachhaltigkeitsaspekte werden in der Produktentwicklung der KION Group über die verschiedenen Ziele und Entwicklungsschwerpunkte hinweg in vielfacher Weise berücksichtigt. So ist das Streben nach möglichst geringen Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) für alle Produkte im Segment Industrial Trucks & Services untrennbar mit der Entwicklung von möglichst umweltschonenden und effizienten Antriebstechnologien verbunden. Auch im Segment Supply Chain Solutions liegt der Fokus auf möglichst energie- und platzsparenden und damit sowohl kosteneffizienten als auch umweltschonenden Lösungen.
Höchste Ansprüche an Sicherheit und Ergonomie der Produkte der KION Group ermöglichen es den Kunden zudem, ihren Mitarbeitern ein Maximum an Sicherheit zu bieten und durch ergonomische Arbeitsabläufe den betrieblichen Gesundheitsschutz zu optimieren. Auch daraus ergeben sich langfristig Kosten- und somit Wettbewerbsvorteile für Kunden. Nicht zuletzt führen auch die gesetzlichen Anforderungen, beispielsweise bei Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Ergonomie, dazu, dass Nachhaltigkeitsaspekte kontinuierlich in den Entwicklungsprozess einfließen.
Um Nachhaltigkeitsaspekte künftig noch stärker in der Produktentwicklung zu berücksichtigen, laufen derzeit die Überlegungen, dem Themenfeld gleich zu Beginn des Produktentstehungsprozesses, dem sogenannten Stage-Gate-Prozess, einen eigenen Schwerpunkt einzuräumen.
Von den Kunden lernen
Die enge und intensive Einbeziehung der Kunden in den Produktentwicklungsprozess ist ein Charakteristikum für das Innovationsmanagement und die Produktentwicklung der KION Group und ihrer operativen Einheiten. Denn erst die genaue Kenntnis der Anforderungen in den jeweiligen Branchen und Märkten ermöglicht passgenaue und kosteneffiziente Lösungen. Die KION Group und ihre Gesellschaften setzen daher seit vielen Jahren auf unterschiedlichste Ansätze für den Dialog mit Kunden und Stakeholdern wie Universitäten oder wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen.
Um Kunden noch gezielter in den Produktentwicklungsprozess einzubinden, kommen bewährte Instrumente wie die Linde TruckClinic zum Einsatz. Auch Dematic und STILL setzen auf regelmäßige Kundenbefragungen, um die Anforderungen ihrer Kunden zu evaluieren. STILL EMEA nutzt bereits seit einigen Jahren ein umfangreiches Kunden-Feedback-System, das vor allem auf zwei Instrumenten basiert: Der Customer Satisfaction Index dient als tagesaktueller Maßstab für die Kundenzufriedenheit, während der weltweit erhobene Net Promoter Score zeigt, wie wahrscheinlich es ist, dass STILL von Kunden weiterempfohlen wird. Insgesamt werden so pro Monat durchschnittlich 2.300 Kunden zu ihren Erfahrungen mit Produkten und Services von STILL befragt und die Ergebnisse ausgewertet. Neuentwicklungen werden zudem in Testeinsätze gegeben, um über die Kundenbewertungen wichtige Erkenntnisse zur Akzeptanz der Produkte zu erhalten. Nicht zuletzt tragen Branchenmessen und Veranstaltungen wie das mehrwöchige Kundenevent „World of Material Handling“ von Linde Material Handling EMEA oder die Kundentage von STILL EMEA zum Informationsaustausch bei.
Umfassende Schulungen zu allen Produkten
Alle operativen Einheiten bieten ihren Kunden umfassende Schulungsmaßnahmen und Einweisungen zu den Produkten an, die teilweise deutlich über den gesetzlich vorgegebenen Rahmen hinausgehen. Beispielhaft dafür steht der im Berichtsjahr neu etablierte Linde Safety Scan, mit dem Linde Material Handling seine Erfahrung in Sachen Sicherheit auch für die Gestaltung interner Logistikprozesse zugänglich macht und die Kunden bei der Analyse und Beseitigung von Sicherheitsrisiken unterstützt. Speziell ausgebildete Experten, die Linde Safety Consultants, bewerten den innerbetrieblichen Personen- und Fahrzeugverkehr, erarbeiten gemeinsam mit dem Kunden konkrete Handlungsempfehlungen für organisatorische und technische Lösungen und unterstützen bei der Umsetzung. So hilft der Linde Safety Scan auf Basis langjähriger Erfahrung von LMH, in der Intralogistik die Sicherheit von Mitarbeitern und Fahrzeugen auf Kundenseite zu erhöhen und gleichzeitig die Produktionsleistung zu verbessern.
Qualitätsmanagement über die gesamte Wertschöpfungskette
Qualität ist ein zentraler Bestandteil des Leistungsversprechens für alle KION Group Produkte. Die Qualitätssicherung nimmt daher bereits am Anfang der Wertschöpfungskette einen hohen Stellenwert ein und reduziert mögliche Qualitätsrisiken im Rahmen der Leistungserstellung.
Die Qualitätsmanagementsysteme der KION Group und ihrer operativen Einheiten sind seit vielen Jahren ISO 9001 zertifiziert. So ist der STILL EMEA Produktionsstandort in Hamburg bereits seit 1995 nach ISO 9001 zertifiziert, die Linde Material Handling EMEA Produktionsstätten in Aschaffenburg seit 1996. Das Dematic Qualitätsmanagement erfüllt ebenfalls seit 2008 die Anforderungen nach ISO 9001. Rund 90 Prozent aller Produktionsstandorte sind durch die Zertifizierung erfasst, im Jahr 2017 kam das neue Werk im tschechischen Stříbro hinzu. Mit der Schaffung der zentralen CTO-Organisation haben sich auch zahlreiche Strukturen in der Produktentwicklung verändert. Im Rahmen der nächsten ISO 9001 Zertifizierung 2018 wird daher auch die CTO-Organisation zertifiziert.
Bei der Auswahl von Lieferanten legt das Unternehmen größten Wert auf Qualität und Zuverlässigkeit. So wird erwartet, dass die Lieferanten über ein etabliertes und anerkanntes Qualitätsmanagement verfügen und die entsprechenden Nachweise ihrer Leistungsfähigkeit in Sachen Qualität dokumentieren und archivieren. Neue Lieferanten bestätigen dies im Rahmen der Lieferantenselbstauskunft zu Beginn der Geschäftsbeziehung und werden von KION entsprechend auditiert. Sollten Lieferanten ihr Managementsystem nicht aufrechterhalten, kommt es im Regelfall zu einer Beendigung der Geschäftsbeziehung (siehe Kapitel Nachhaltige Beschaffung).
Durch anspruchsvolle Qualitätsmaßstäbe in der Entwicklung, intensive Prüfungen über die gesamte Prozesskette sowie enge Kunden- und Zuliefererkontakte grenzt die KION Group die Qualitätsrisiken deutlich ein. Dabei verfolgt die KION Group ehrgeizige Ziele: die Qualitätsausfallstatistik langfristig weiter optimieren, Stillstandzeiten von Fahrzeugen minimieren und weltweit standardisierte Prozesse zur Qualitätssicherung einführen. Um dies zu erreichen und die Ausfallquote im Feld so gering wie möglich zu halten, hat das Unternehmen 2017 die Initiative KION Quality Cost Optimization (KQCO) gestartet und dabei seine Qualitätsziele weiter konkretisiert.
Über transparente, stabile und nachvollziehbare Prozesse sind Kunden, Lieferanten und Kooperationspartner auch bei Dematic möglichst weitgehend in die Qualitätssicherung eingebunden. Produktsicherheit und produktbezogener Umweltschutz stehen dabei im Fokus. Alle Prozessebenen werden nach kunden- und produktspezifischen Kriterien geplant, überwacht und dokumentiert.