Energie- und Ressourceneffizienz
Effiziente und ressourcenschonende Produkte und Lösungen – und damit die Reduktion von Treibhausgasen – stehen seit jeher im Fokus der KION Group. Das entsprechende Handlungsfeld im KION Nachhaltigkeitsprogramm wird derzeit überarbeitet und mit entsprechenden Leistungsindikatoren hinterlegt. Durch die einzelnen Organisationseinheiten und Marken werden konzernweit zahlreiche Projekte vorangetrieben, die die weitere Optimierung der Energieeffizienz der Fahrzeuge zum Ziel haben. So wird beispielsweise an besonders robusten geschalteten Reluktanzmotoren gearbeitet, die auch gegen kurzzeitige Überlastung tolerant sind. Zudem steht die Erweiterung des Angebots an Fahrzeugen mit Lithium-Ionen-Antrieb im Fokus.
Im Geschäftsjahr 2017 haben Linde und STILL die Lithium-Ionen-Technologie auf wesentlich mehr Fahrzeuge ausgedehnt. So können Kunden von Linde auf über 30 Lagertechnikmodelle zurückgreifen, darunter Hochhubwagen, Doppelstockbelader, Kommissionierer sowie Schubmaststapler, die mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet sind, und so nahezu alle Logistikaufgaben im Lager mit dieser Technologie abdecken.
Energie sparen, Emissionen senken
Durch die getriebelose Kraftübertragung kommen Linde Gabelstapler mit deutlich weniger Bauteilen aus als herkömmliche Gabelstapler, benötigen seltener einen Ölwechsel und zeichnen sich im Branchenvergleich durch einen besonders niedrigen Kraftstoffverbrauch aus. Zudem benötigen Linde Flurförderzeuge durch den hydrostatischen Antrieb keine Betriebsbremse, wodurch Feinstaub vermieden wird. STILL hat bereits vor 15 Jahren die Gegengewichtsstapler mit wartungsfreien, nasslaufenden Lamellenbremsen ausgerüstet, sodass auch hier kein Feinstaub auftritt.
Im Bereich der Dieselstapler wird aktuell an der Umsetzung der Abgasnorm Euro V der Europäischen Union gearbeitet, die ab 2019 gelten wird und Fahrzeuge zwischen 19 und 56 Kilowatt betrifft. Gegenüber der aktuell noch zugelassenen Norm III A reduziert die neue Norm die Schadstoffgrenzwerte teilweise um 98 Prozent.
Schon heute zählen Dieselstapler von Linde und STILL in allen Traglastklassen zu den emissionsärmsten Fahrzeugen am Markt. Ein Beispiel: Der Schadstoffausstoß eines Linde-Dieselstaplers H25 bis H35 EVO liegt bei der Partikelmasse um 84 Prozent unter dem gesetzlich geltenden Grenzwert, bei den Kohlenwasserstoffen (HC) und Stickoxiden (NOx) sind es 26 Prozent und bei Kohlenmonoxid (CO) sogar 99 Prozent. Ähnlich herausragende Ergebnisse erreichen STILL Dieselstapler der Baureihe RX70. Kunden und Umwelt profitieren dabei gleichermaßen: Die Kraftstoffeinsparungen im Vergleich zu den Wettbewerbern nach dem in der VDI Richtlinie 2198 definierten Arbeitsspiel betragen bis zu 17 Prozent.
Im Bereich der Elektrostapler haben Linde-Produkte branchenweit die höchste Umschlagsleistung bei niedrigstem Verbrauch, das wurde durch ein vom TÜV Nord zertifiziertes Prüfverfahren für die Leistungsfähigkeit von Gabelstaplern bestätigt. Grundlage für das Verfahren sind definierte Arbeitsabläufe, die von verschiedenen Fahrzeugen dreimal unter gleichbleibenden Bedingungen gefahren werden. Gemessen werden der reale Verbrauch sowie die benötigte Zeit.
Im Berichtszeitraum konnten im Segment Industrial Trucks & Services erneut wichtige Meilensteine bei der Verbesserung der Effizienz der jeweiligen Fahrzeuge erreicht werden. Das Lithium-Ionen-Angebot von Linde wurde um E-Stapler im Bereich von 1,8 bis 3,5 Tonnen Tragfähigkeit sowie Schubmaststapler erweitert.
Linde Material Handling hat im Jahr 2017 auch einen Lithium-Ionen-Kalkulator entwickelt, mit dessen Hilfe die Kunden eine sehr spezifische Empfehlung zum Einsatz der Lithium-Ionen-Technologie erhalten. Die Berechnung umfasst neben Einsatzprofilen und der entsprechenden Simulation dedizierte Aussagen über die Rentabilität und Wirtschaftlichkeit der Anwendung.
Bei den Intralogistiklösungen von Dematic geht es außer um Kosteneffizienz und Umweltschutzaspekte immer auch um das Ausloten von Effizienzpotenzialen. Die zweite Generation der Dematic Multishuttle-Lagersysteme für die Ein- und Auslagerung von Gegenständen erlaubt daher eine deutlich höhere Verdichtung der Lager und einen höheren Volumennutzungsgrad gegenüber der Vorgängergeneration.
Mit dem neuen AutoStore-Lagersystem setzt Dematic einmal mehr Maßstäbe in Bezug auf die Energieeffizienz. Zehn der im System eingesetzten Roboter verbrauchen zusammen weniger Energie als ein handelsüblicher Staubsauger. AutoStore ergänzt die bestehenden Systeme der Dematic optimal. Über eine noch höhere Lagerdichte lassen sich weitere Energieeinsparungen durch verminderten Raumbedarf erzielen mit entsprechend positiven Effekten auf die Gesamtbetriebskosten.
Weitere Fortschritte im Berichtsjahr sind die Markteinführung der 24-Volt-Variante der Motorrolle für leichte bis mittlere Fördergutgewichte. Zudem wurde für die Dematic Multishuttles ein sogenannter Sleep-Mode in die Firmware integriert, der die Shuttles in den Stand-by-Modus versetzt, wenn gerade keine Fahraufträge vorliegen. Für die europäischen Fördertechnik-Baukästen BK10 und BK25 wurden die Getriebemotoren auf die neue Energieeffizienzklasse IE3 umgestellt.
Innovative Antriebstechnologien
Im Mittelpunkt der Entwicklung neuer Antriebstechnologien im Segment Industrial Trucks & Services stehen Lithium-Ionen-Batterien. Herausforderungen auf diesem Gebiet bestehen unter anderem bei der Entwicklung entsprechender Produkte für Einstiegsmärkte und der allgemeinen Verfügbarkeit von geeigneten Batteriezellen auf den Beschaffungsmärkten. Auch für den Vertrieb von Lithium-Ionen-Lösungen stellen sich neue Aufgaben: So spielen künftig Themen wie Energieberatung und -management eine größere Rolle, ebenso wie die Entwicklung entsprechender Modelle zur Fahrzeugmiete.
Lithium-Ionen-Batterien bieten eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Blei-Akkumulatoren. Zusätzlich zu deutlich geringeren Ladezeiten sowie einer drei- bis viermal längeren Lebensdauer ist der Energiegehalt dieser Batterien deutlich höher: Der Wirkungsgrad liegt bei über 90 Prozent. Damit sparen die Kunden im Vergleich zu einer konventionellen Batterie-Ladegerät-Kombination rund 30 Prozent an Energie und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) ein. Auch die Rüst- und Wartungskosten verringern sich. Zudem werden durch die verkürzten Ladezeiten völlig neue und flexiblere Betriebskonzepte möglich. Und weil beim Ladevorgang keine Ausgasungen auftreten, werden auch keine speziellen Laderäume mehr benötigt.
Die KION Group geht bei der Entwicklung der Lithium-Ionen-Technologie einen konsequenten Weg. Da die Batterien speziell auf die Fahrzeuge abgestimmt sind und über das intelligente Energiemanagement Batterie und Fahrzeug miteinander kommunizieren, lässt sich die vorhandene Energie fast zu 100 Prozent ausnutzen. Die Batterieanzeige im Fahrzeug weist dabei stets eine Prognose der verbleibenden Betriebsstunden aus. Gleichzeitig stellt die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Batterie sicher, dass der Fahrer rechtzeitig vor dem Abschalten der Batterie gewarnt wird und den Stapler in einen Kriechmodus versetzen kann. Ein Überladen oder zu hohe Entnahmen werden elektronisch verhindert.
Bereits heute bietet Linde Material Handling Lithium-Ionen-Modelle in allen Gabelstapler-Baureihen bis fünf Tonnen Tragfähigkeit an und deckt damit sämtliche Volumenfahrzeuge mit der Lithium-Ionen-Technologie ab. Aktuell wird das Portfolio um Hochhub-, Niederhub- und Doppelstockbelader-Modelle sowie E-Stapler mit 5 bis 8 Tonnen Tragleistung erweitert. STILL will bis Ende 2019 bereits 90 Prozent aller Fahrzeuge mit der neuen und umweltschonenden Technologie anbieten.
Linde Stapler beim Einsatz in der nachhaltigen Landwirtschaft in Kalifornien – Magazin VerANTWORTung
Auf Kundenwunsch werden bei Flurförderzeugen von Linde Material Handling EMEA und STILL EMEA auch Brennstoffzellen integriert. Diese Technologie erzeugt – nahezu emissionsfrei – direkt an Bord des Fahrzeugs die elektrische Energie, den die elektrischen Antriebe für Fahren, Hydraulik und die Nebenaggregate benötigen. Die bewährten elektrischen Antriebssysteme können somit übernommen werden. Dennoch bleibt der Eins-zu-eins-Ersatz von Blei-Säure-Batterien durch Brennstoffzellen in einem existierenden Seriengerät unverändert eine Herausforderung, der sich nur wenige Hersteller stellen. Auch die Haltbarkeit und Ausfallsicherheit der Systeme sowie die entsprechende Infrastruktur zur Betankung der Fahrzeuge stehen im Fokus der Entwickler. Einschränkend wirkt derzeit das begrenzte Angebot von Brennstoffzellen mit entsprechender Leistung. Zellen mit mehr als 10 Kilowatt sind derzeit nicht verfügbar.
Im Jahr 2018 wird im Segment ITS das bestehende Angebot an Fahrzeugen mit Brennstoffzellen auf E-Stapler bis 2 Tonnen sowie im 5-Tonnen-Bereich erweitert. Und auch im Warehouse-Bereich wird das Brennstoffzellen-Portfolio sukzessive ausgebaut. Hierbei ist der Kundenwunsch produktbestimmende Größe. Ziel von KION ist es, zur Lithium-Ionen-Technologie auch bei Brennstoffzellenfahrzeugen ein Vollsortiment anbieten zu können.
Dematic gehört ebenfalls zu den Vorreitern, wenn es um innovative Antriebstechnologien geht. Bereits seit 1995 werden Regalbediengeräte von Dematic standardmäßig mit Energierückspeisung ausgerüstet. So benötigen die neuen Regalbediengeräte UL1200-1 für ein Ein-/Auslagerspiel netto etwa 200 Watt, weil dem Hubmotor die Bremsenergie des Fahrantriebs direkt im Gerät zur Verfügung gestellt wird. Überschüssige Energie kann in das Netz zurückgeführt und für andere Zwecke eingesetzt werden. Durch Leichtbau und Rückspeisung werden Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent gegenüber Systemen ohne diese Charakteristika ermöglicht.
Ökobilanzen – den gesamten Produktlebenszyklus im Blick
Kunden von Linde Material Handling EMEA, die ihre eigene Umweltleistung bewerten und verbessern wollen, erhalten seit 2014 belastbares Datenmaterial, das im Jahr 2016 aktualisiert wurde. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) und zertifiziert vom TÜV Rheinland hat Linde eine eigene Methodik entwickelt, um die Umweltauswirkungen seiner Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu bewerten – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion jedes einzelnen Bauteils, die Nutzung durch den Kunden bis hin zur Verwertung am Ende des Produktlebenszyklus. Für 2018 sind die Aktualisierung der Bewertung und eine entsprechende Rezertifizierung vorgesehen.
Die Ökobilanzmethodik basiert auf den Anforderungen der ISO-Normen 14040 und 14044, die einen einheitlichen Ansatz und die entsprechende Transparenz der Umweltauswirkung gewährleisten. Die entsprechenden Ökobilanzen – ebenfalls vom TÜV Rheinland zertifiziert – werden auf Basis der entwickelten Methodik für sieben Produktgruppen erstellt, die die wesentliche Fahrzeugpalette abdecken.
In jeder Produktgruppe wurde ein Referenzmodell ausgewählt und detailliert bewertet. Im Regelfall war dies das in der Region Europa jeweils meistverkaufte Fahrzeug.
Über alle Produktgruppen hinweg zeigt sich, dass der Großteil der Umweltauswirkungen während der Nutzung der Fahrzeuge entsteht. Hier wird die meiste Energie verbraucht und so ist auch der Ausstoß an Treibhausgasen in dieser Phase am höchsten. Bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen spielt zudem das Batteriesystem eine entscheidende Rolle. Herstellung und Wartung der Flurförderzeuge fallen in etwa gleich stark ins Gewicht. 2017 wurde auf dieser Basis ein Bewertungstool für Produktuntergruppen in Bezug auf die besonders relevante Nutzungsphase erstellt.
Miet- und Gebrauchtfahrzeugkonzepte: Kosten senken, Ressourcen schonen
Kunden, die ein gebrauchtes Flurförderzeug erwerben wollen, bieten die operativen Einheiten seit einigen Jahren kostengünstige und für jeden Einsatzzweck passende Geräte an – von Diesel- und Treibgasstaplern über Elektrostapler, Lagertechnikgeräte, Schlepper und Systemfahrzeuge bis hin zu Schwerstaplern. So war 2017 jeder fünfte abgesetzte Stapler im Segment Industrial Trucks & Services ein Gebrauchtgerät. In der Regel handelt es sich hierbei um ehemalige Flottenfahrzeuge, die auf Basis eines Wartungsvertrags von Anfang an nach Herstellerempfehlung gewartet wurden. In einem standardisierten Prozess werden diese Fahrzeuge bei ihrer Rückgabe auf Herz und Nieren geprüft und je nach Zustand aufbereitet. Schadhafte Fahrzeugkomponenten werden repariert oder ausgetauscht, wobei nur Original-Ersatzteile zum Einsatz kommen. So ist sichergestellt, dass auch die gebrauchten Fahrzeuge jederzeit hohen Anforderungen entsprechen.
Nach Abschluss aller Arbeiten wird für jedes aufbereitete Fahrzeug eine Garantie ausgestellt, die den hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandard belegt. Sichtbares Zeichen dafür sind die Siegel „Approved Trucks“ von Linde bzw. die Gebrauchtgeräte-Klassifizierung in Gold, Silber und Bronze bei STILL. Somit erwirbt der Käufer ein zuverlässiges, leistungsfähiges Fahrzeug – und durch die Verlängerung der Nutzungsdauer wird ein wesentlicher Beitrag zur Ressourcenschonung geleistet. Wo möglich, werden auch gebrauchte Komponenten eingesetzt.