Nachhaltige Beschaffung
Das Nachhaltigkeitsverständnis der KION Group umfasst die gesamte Wertschöpfungskette und bezieht auch Lieferanten und Geschäftspartner mit ein. 2017 betrug das weltweite Einkaufsvolumen der KION Group und ihrer operativen Einheiten 4,3 Mrd. € (2016: 3,7 Mrd. €). Insgesamt führt das Unternehmen weltweit rund 46.000 Lieferantennummern und bezieht Teile und Komponenten mit mehr als 235.000 Materialnummern. Über die Hälfte des Einkaufsvolumens der KION Group entfällt so auf direkte Produktionsmaterialien, knapp ein Viertel auf Hilfs- und Betriebsstoffe. Das übrige Viertel des Einkaufsvolumens umfasst beispielsweise Versicherungen, Dienstleistungen oder Ausgaben für IT.
Die Einkaufsorganisation der KION Group ist global aufgestellt und arbeitet mit einer marken- und regionenübergreifenden Materialgruppenstruktur. Zentral geführt und gesteuert, ist das Ziel der Organisation, übergreifende Synergien zu identifizieren, etwa durch die Bündelung von Einkaufsvolumina, Know-how oder Ressourcen. Dazu ist der Einkauf auch an den einzelnen Standorten präsent, unterstützt dort das laufende Geschäft sowie bei der Entwicklung neuer Projekte. Klare Prinzipien in der KION Einkaufsrichtlinie, die im Berichtsjahr neu erstellt wurde, regeln den Beschaffungsprozess des Unternehmens.
Eine stabile Partnerschaft mit den Lieferanten ist für die KION Group essenziell, um qualitativ hochwertige und innovative Produkte sicherzustellen. Mit entsprechend leistungsstarken und wettbewerbsfähigen Lieferanten strebt die KION Group langfristige Geschäftsbeziehungen an. Lieferantenwechsel erfolgen nur, wenn sich dadurch kommerzielle, technische oder qualitative Verbesserungen erreichen oder Lieferrisiken minimieren lassen. Dabei gilt stets der „Best-Cost-Country-Sourcing-Ansatz“. Dieser besagt, dass vergleichbare Produkte stets aus dem Land mit dem günstigsten Paket aus Kosten, Technik, Innovation und Leistung bezogen werden. Vor diesem Hintergrund ist die KION Group bestrebt, lokale Lieferantenstrukturen zu unterstützen und im Rahmen eines Partnerschaftsmodells zu fördern. Maßgeblich für Entscheidungen ist jedoch stets die Auswahl des technisch und kommerziell besten Partners. Aufgrund der Komplexität der Produkte lässt sich dieser Anspruch nicht immer regional oder lokal erfüllen. So hängt die Beschaffungsstruktur der Standorte maßgeblich von der Produktions- und Produktstruktur des jeweiligen Werks ab.
Je nach Produktionsstandort bezieht die KION Group 30 bis 95 Prozent der benötigten Materialien und Komponenten lokal, also aus dem jeweiligen Inland. Rund 80 Prozent ihres Einkaufsvolumens bezieht die KION Group aus Europa, rund 13 Prozent aus Nordamerika, 5 Prozent aus Asien sowie 2 Prozent aus anderen Regionen der Welt.
Stahlblech und Metallkomponenten (zum Beispiel Guss- und Schmiedeteile) bilden mengenmäßig die größten Materialfraktionen des Einkaufs der KION Group. Rund 80 Prozent des Netto-Einkaufsvolumens werden von 1.050 Kernlieferanten bezogen. Wesentliche Komponenten der Gabelstapler und Lagertechnikgeräte im Segment Industrial Trucks & Services werden in Eigenregie gefertigt, insbesondere Hubgerüste, Achsen, Gegengewichte und Chassis. Kunden können damit auf eine hohe Qualität und Liefersicherheit sowie eine zuverlässige Ersatzteilversorgung setzen. Weitere Bestandteile, etwa Hydraulik-Komponenten, Elektronikbauteile, Akkumulatoren, Motorkomponenten und Industriereifen, werden über ein globales Beschaffungswesen hinzugekauft.
Im Segment Supply Chain Solutions stammen die für jedes Kundenprojekt exakt spezifizierten Systemkomponenten – beispielsweise fahrerlose Transportsysteme, Palettierer oder Lagerungs- und Kommissionsausrüstung – überwiegend aus eigener Fertigung, teilweise auch von qualitätsgeprüften und von KION freigegebenen Drittanbietern.
Herausforderungen für den Einkauf bei KION liegen vor allem im Management der weltweiten, immer komplexeren Lieferketten. Dabei gilt es, geopolitische Risiken, Umweltrisiken oder Reputationsrisiken zu begegnen und flexibel auf Produktionsschwankungen oder sich verändernde Wechselkurse zu reagieren. Zudem steht die KION Group im Wettbewerb um die leistungsfähigsten und innovativsten Lieferanten.
Nachhaltigkeit im Lieferantenmanagement
Konkrete Vorgaben und Regelwerke formulieren den Nachhaltigkeitsanspruch der KION Group auch für die Lieferanten des Unternehmens. Den Rahmen dafür setzen die 2015 vom Vorstand verabschiedeten KION Group Grundsätze des Lieferantenverhaltens, die – entsprechend den wichtigsten Beschaffungsmärkten – in acht Sprachen vorliegen und klare ökologische und ethische Leitlinien für das Lieferantenmanagement aufstellen. Dies umfasst auch die Erwartung an alle Lieferanten, die Menschenrechte zu achten und internationalen Sozialstandards Folge zu leisten. Dazu gehören insbesondere das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit gemäß den Vorgaben der International Labour Organization (ILO) sowie Mindeststandards im Bereich Arbeitsschutz (siehe KION Group Grundsätze des Lieferantenverhaltens).
Im Berichtsjahr ist der KION Group kein signifikanter Verstoß gegen diese Prinzipien bekannt geworden. Zudem hat das Unternehmen keine Anhaltspunkte, dass bei einzelnen Lieferanten Menschenrechte verletzt werden könnten, insbesondere bezüglich des Rechts auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen sowie des Verbots von Kinder- und Zwangsarbeit. Werden der KION Group Verstöße gegen diese Prinzipien bekannt, beispielsweise über Audits oder entsprechende Meldungen, kann dies zu einer Sperrung des betreffenden Lieferanten führen.
Der KION Group Code of Compliance enthält ein Kapitel mit spezifischen Verhaltensregeln für den Bereich Einkauf und Beschaffung. Hiernach müssen Einkaufsentscheidungen strikt am Unternehmensinteresse ausgerichtet werden. Dabei kommt es ausschließlich auf objektive Kriterien wie Qualität, Technik, Preis, Produktionsanforderungen und Logistik an. Persönliche Vorteilnahmen durch Einkaufsmitarbeiter als Gegenleistung für eine Bevorzugung sind explizit verboten; die Annahme von Geschenken und Einladungen wird auf ein absolutes Minimum beschränkt.
Generelle Einkaufsbedingungen auf Konzern- und Markenebene ergänzen die Prinzipien und enthalten detaillierte Vorgaben, beispielsweise zur Erfüllung von Transparenzverpflichtungen im Rahmen der Europäischen Chemikalienverordnung REACH sowie der EU-Richtlinie zur Verwendung gefährlicher Stoffe (RoHS). Die Einhaltung der entsprechenden Regelwerke und Gesetze ist für die KION Group selbstverständlich und fester Bestandteil der Rahmenverträge mit Lieferanten.
Für die Einhaltung der Richtlinien sind die jeweiligen Einkaufsabteilungen verantwortlich. Dezidierte Commodity Manager für die einzelnen Warengruppen sollen dabei künftig eine zentrale Rolle spielen, um Nachhaltigkeitsaspekte noch stärker zu berücksichtigen und im Fall abweichender Standards bei Lieferanten konkrete Lösungen zu erarbeiten. Als erster Schritt wurden 2017 die Führungskräfte im Einkauf von Linde Material Handling zu den für sie relevanten Nachhaltigkeitsaspekten geschult.
Um Lieferengpässe durch Rohstoffverknappungen oder wirtschaftliche Schwierigkeiten von Kernlieferanten zu vermeiden, setzt die KION Group auf eine hinreichende Diversifikation in ihrer Lieferkette. Aktuell läuft dazu eine konzernweite Kategorisierung der Lieferanten in Bezug auf ihre kommerzielle, qualitative, logistische und technische Leistungsfähigkeit. Dabei werden sowohl messbare Faktoren als auch subjektive Einschätzungen in die Analyse einbezogen. So kann diese auch Aufschluss darüber geben, wie die Lieferanten ihren Verpflichtungen aus den KION Group Grundsätzen des Lieferantenverhaltens in Hinblick auf Arbeitspraktiken, ökologische Kriterien und die Einhaltung der Menschenrechte nachkommen. Ziel ist zum einen eine erhöhte Transparenz bezüglich der Lieferanten und ihrer Leistungsfähigkeit, auch unter Nachhaltigkeitsaspekten, und damit eine bessere Marktbearbeitung durch den Einkauf. Zum anderen soll ein Lieferantenportfolio für die jeweiligen Materialgruppen erstellt werden, um Lieferanten- und Sourcingstrategien weiter zu optimieren.
Ein weiteres Ziel ist es, über eine entsprechende Lieferantenbeurteilung bestehende Risiken zu bewerten und diesen präventiv und zielgerichtet entgegenzuwirken. Konkrete Maßnahmen, insbesondere in Bezug auf das Monitoring von Reputations- und Compliance-Risiken, geopolitischen Risiken, Umweltrisiken und sonstigen potenziellen Ausfallrisiken (zum Beispiel Streiks, Ausfälle von Logistikknotenpunkten) entlang der Lieferkette, sind für 2018 vorgesehen. In einem ersten Schritt wurden im Berichtszeitraum Gespräche mit EcoVadis geführt. Das Unternehmen betreibt eine kollaborative Plattform, die CSR-Ratings von Lieferanten für globale Lieferketten bereitstellt. Mit den Bewertungen von EcoVadis will die KION Group die Transparenz über die Nachhaltigkeitsleistung der einzelnen Lieferanten erhöhen, Risiken und Chancen in Bezug auf die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten gezielter steuern und damit Wettbewerbsvorteile und Mehrwert für das Unternehmen generieren. In 2018 startet die Bewertung der strategischen Lieferanten durch EcoVadis. Einzelne Themen, etwa die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Warengruppenstrategien, werden derzeit bereits in Arbeitsgruppen weiter vertieft. Darüber hinaus unterstützt das Einkaufsmanagement die Lieferanten bei der Verbesserung der Produktionsprozesse und der Absicherung effizienter und leistungsfähiger Strukturen.