Interview Leiter Nachhaltigkeits­management

Interview mit Dr. Holger Hoppe, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement bei der KION Group, über Anspruch und Ziele des Unternehmens beim Aufbau eines konzernweiten Nachhaltigkeitsmanagements

Dr. Holger Hoppe
Leiter Nachhaltigkeitsmanagement KION Group

Herr Dr. Hoppe, KION hat sich in Sachen Nachhaltigkeit viel vorgenommen. Was macht Sie so zuversichtlich, dass Sie Ihre Strategie auch umsetzen können?

Dr. Hoppe: Wir haben eine lange Tradition in Bezug auf die Ausrichtung unseres unternehmerischen Handelns an Nachhaltigkeitsprinzipien. Vor diesem Hintergrund haben wir in den letzten Jahren ein konzernweites Nachhaltigkeitsmanagementsystem auf den Weg gebracht, um die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens konsequent weiter zu entwickeln. Angefangen bei der Formulierung der Nachhaltigkeitsstrategie und der Definition entsprechender Handlungsfelder, über die Ableitung erster Ziele und Messgrößen, bis hin zur Benennung von Verantwortlichen für die jeweiligen Handlungsfelder. Unsere Kompetenzen und Werte im Unternehmen lieferten dazu eine hervorragende Ausgangsbasis.

Die Geschwindigkeit und auch die Art und Weise, wie wir diese Schritte umgesetzt haben, machen mir Mut. Denn beides zeigt, dass Nachhaltigkeit schon heute fest im Unternehmen verankert ist – in den Köpfen der Mitarbeiter, die bereit sind, ihre Aufgaben verantwortungsvoll umzusetzen. Das beginnt beim Vorstand, der die Nachhaltigkeitsstrategie trägt und transparente Ziele vorgibt. Und es geht weiter über die Führungskräfte bis hin zu jedem Einzelnen im Unternehmen.

Wie sehen diese Beiträge konkret aus? Was kann der Einzelne bewirken?

Dr. Hoppe: Wichtig ist vor allem, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen direkt in die Unternehmensprozesse zu integrieren. Dazu brauchen wir die Führungskräfte, die für diese Prozesse verantwortlich sind. Wir bieten ihnen die nötigen Strukturen und Instrumente, so dass sie Nachhaltigkeitsaspekte bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. Aber auch die einzelnen Mitarbeiter wollen wir für das Thema sensibilisieren. Denn der Einzelne kann oftmals eine ganze Menge bewirken. Nehmen Sie zum Beispiel das Thema Arbeitsschutz. Hier hat Linde Material Handling eine fundamentale Maßnahme etabliert: den „Linde Sicherheitskontakt“, der jeder Besprechung vorangeht. Dabei können die Teilnehmer sicherheitsrelevante Aspekte, die ihnen aufgefallen sind, ansprechen – von der ungeprüften Leiter im Arbeitsbereich bis hin zu positiven Erlebnissen zur Arbeitssicherheit, die zum Nachmachen empfohlen werden. Die hohe Akzeptanz zeigt, dass die Mitarbeiter diese Maßnahme als wirkungsvoll erachten. Das ist also ein konkretes Beispiel, wie Nachhaltigkeit – in diesem Fall das Thema Sicherheit – vom einzelnen Mitarbeiter ausgeht und eine positive Wirkung entfaltet. Aber auch das Vorschlagswesen spielt hier eine wichtige Rolle, denn gute Ideen sind meist auch Ideen, die uns in Sachen Nachhaltigkeit voranbringen.

Welche Rolle spielen die operativen Einheiten für Ihre Arbeit?

Dr. Hoppe: KION ist ein junges Unternehmen – unsere Marken sind jedoch zum Teil bereits seit fast 100 Jahren erfolgreich am Markt. Auch in Sachen Nachhaltigkeit sind die operativen Einheiten dem Konzern in vielen Dingen bereits voraus. So haben wir in den vergangenen Jahren bei Linde Material Handling EMEA bereits ein Nachhaltigkeitsmanagement etabliert. Letztlich geht es im Nachhaltigkeitsmanagement um die Realisierung unseres eigenen Anspruchs und die Berücksichtigung der Anforderungen unserer Stakeholder. Das umfasst z.B. aufseiten von KION Anteilseigner, unsere Mitarbeiter in allen Einheiten und – eben auch – aufseiten der operativen Einheiten unsere Kunden. Es ist unser Ziel, einen übergreifenden Mehrwert zu generieren.

Linde Material Handling hat dazu 2015 schon in einem eigenen Sustainability Report berichtet …

Dr. Hoppe: Richtig. Ein Pilotprojekt, wenn Sie so wollen. Auf diesen Erfahrungen setzen wir nun bei KION auf. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass wir in kurzer Zeit bereits vieles erreicht haben. Und Linde Material Handling steht nicht allein. Auch bei STILL und unseren anderen operativen Einheiten laufen weltweit zahlreiche Maßnahmen, die uns voranbringen – auf Marken- und ebenso auf Konzernebene. Jetzt ist es wichtig, einheitliche Standards in der gesamten Gruppe zu etablieren, um eine systematische Steuerung unserer Nachhaltigkeitsleistung zu ermöglichen. Die operativen Einheiten haben dabei die Möglichkeit, individuelle Maßnahmen, beispielsweise zur gezielten Unterstützung ihrer Kunden, zu realisieren.

Mit dem Erwerb von Dematic hat KION ein neues Kapitel aufgeschlagen und ist für seine Kunden zum Komplettanbieter in Sachen Intralogistik geworden. Was bedeutet das für das Nachhaltigkeitsmanagement der KION Group?

Dr. Hoppe: Zunächst einmal gilt es wie in allen anderen Bereichen auch, Dematic in unsere Aktivitäten einzubinden. Gemeinsam sind wir stärker – und so wollen wir auch in Bezug auf Nachhaltigkeit die Aktivitäten von Beginn an in enger Kooperation vorantreiben. Dematic ist eine weitere wichtige Marke in unserem Portfolio – und ich bin sicher, von den Kollegen werden viele wichtige Impulse kommen.

Wo wollen Sie mit KION in Sachen Nachhaltigkeit bei Vorlage des nächsten Berichtes stehen?

Dr. Hoppe: Zunächst freut es mich, dass wir schon jetzt mit dem aktuellen Bericht beginnen, Transparenz über unsere Aktivitäten zu schaffen. Wir stehen als Konzern am Anfang mit unserem Nachhaltigkeitsmanagement. Aber ich glaube, man kann erkennen, dass es uns ernst ist mit unserem Bemühen um mehr Nachhaltigkeit. Und auch wenn die Veröffentlichung des nächsten Berichts aufgrund der EU-Berichtspflicht schon in Kürze ansteht: Wir wollen unseren Anspruch bereits im nächsten Bericht konkret belegen – mit der Vertiefung und Erweiterung unseres Nachhaltigkeitsprogramms und der Berichterstattung über das Erreichen der ersten Ziele.