Managementansatz Produkte und Lösungen

Das Geschäftsmodell der KION Group deckt über leistungsfähige Produkte und maßgeschneiderte Dienstleistungen alle Bereiche der Intralogistik ab, die für eine umfassende Betreuung von Kunden weltweit erforderlich sind: Produktentwicklung, Produktion, Vertrieb und Logistik, Ersatzteilgeschäft, Miet- und Gebrauchtfahrzeuggeschäft, Flottenmanagement, System- und Softwarelösungen sowie Finanzdienstleistungen. So kann das Unternehmen seinen Kunden immer die passenden Lösungen für ihre spezifischen Anforderungen in Sachen Intralogistik bieten. Die wichtigsten Bestandteile dieses Angebots zeigt > Abbildung 9.

Abbildung 9 Angebotsspektrum der KION Group

Angebotsspektrum der KION Group (Grafik)
1 z.B. AS/RS (AS/RS = Automated Storage & Retrieval Systems)
2 Gabelstapler mit Verbrennungsmotor
3 SW = Software
4 Automated Guided Vehicle (Fahrerloses Transportsystem)
5 Gabelstapler mit elektrischem Antrieb

Im Rahmen der KION Nachhaltigkeitsstrategie adressieren drei Handlungsfelder die produktbezogenen Nachhaltigkeitsaspekte.

Ein eigenes Handlungsfeld ist der Energie- und Ressourceneffizienz der Produkte gewidmet. Damit sollen vor allem für die Entwicklung alternativer Antriebe und Technologien auf Basis von Lithium-Ionen-Batterien oder Brennstoffzellen Impulse gegeben werden. Schon heute sind mehr als 80 Prozent der Flurförderzeuge im KION Produktmix elektrisch angetrieben (> Abbildung 10). Aber auch die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von Gabelstaplern mit Verbrennungsmotor bleibt aus Nachhaltigkeitssicht ein zentrales Thema für die Produktentwicklung im KION Konzern.

Im Handlungsfeld Produktverantwortung steht neben der sicheren Nutzung der Produkte auch die Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften und Standards im Fokus ebenso wie die Anforderungen in Bezug auf Servicemöglichkeiten und (De-)Montage.

Abbildung 10 KION Group Produktmix nach Antriebstyp (Auftragseingang 2016)

KION Group Produktmix nach Antriebstyp (Kreisdiagramm)

Das Handlungsfeld Innovation und Kundennutzen zielt schließlich auf die kundenorientierte Weiterentwicklung des KION Produktportfolios ab. Nachhaltigkeitsaspekte spielen hier eine immer größere Rolle. Im engen Dialog mit den Kunden und anderen Stakeholdern, beispielsweise Universitäten und Forschungseinrichtungen, sollen so innovative Lösungen entstehen, maßgeschneidert für die Anforderungen der entsprechenden Zielgruppen. Dabei stehen sowohl Prozessoptimierungen im Fokus als auch neue oder zusätzliche Dienstleistungen wie etwa im Bereich des Flottenmanagements. Ziel ist stets ein Mehr an Effizienz und Ressourcenschonung, von dem Kunden und Umwelt zugleich profitieren (siehe Kapitel Unternehmensführung, Tabelle Handlungsfelder).

Produktstrategie – Plattformstrategien sichern Effizienz

Mit der Weiterentwicklung der Mehrmarkenstrategie der KION Group geht eine umfassende Steuerung des Produktportfolios auf Basis einer globalen Plattform- und Modulstrategie einher. Dazu wurden die technischen Funktionen Forschung und Entwicklung, Einkauf, Qualität und Produktionssystem in einer zentralen KION Organisation unter dem Vorstandsressort des Chief Technology Officers (CTO) gebündelt, in die nach dem Erwerb im November auch Dematic eingebunden wurde.

So werden Komplexität und Vielfalt der Produkte reduziert und Entwicklungszeiten verkürzt. Auf Basis der zentral koordinierten und priorisierten Aktivitäten erarbeiten spezialisierte Produktentwicklungsteams an den weltweiten Entwicklungsstandorten kundenspezifische Lösungen für die einzelnen operativen Einheiten. Um Synergieeffekte zu nutzen und Wissen konzernweit zu bündeln, wird dabei zunehmend ein marken- und regionenübergreifender Entwicklungsansatz verfolgt.

Im Segment Industrial Trucks & Services arbeitet die KION Group außerhalb Westeuropas markenübergreifend mit kosteneffizienten Plattformen für Produktentwicklung und Produktion, die gleichzeitig eine starke regionale Ausdifferenzierung der Flurförderzeuge ermöglichen. Für Gabelstapler mit Verbrennungsmotor oder Elektroantrieb sowie für Lagertechnikgeräte wurden auch im Jahr 2016 neue Plattformen geschaffen und Produkte auf den Markt gebracht. Für das Volumen- und Economy-Segment ist dabei die fortlaufende Weiterentwicklung der Baoli Plattform und deren Lokalisierung für unterschiedliche regionale Märkte von besonderer Bedeutung. In Westeuropa werden die Marken Linde und STILL im Sinne einer stringenten Markendifferenzierung weiterhin grundsätzlich unterschiedliche Plattformen einsetzen, dabei allerdings verstärkt gemeinsame Module und Gleichteile nutzen.

In enger Zusammenarbeit der Segmente Industrial Trucks & Services und Supply Chain Solutions gilt es momentan vor allem, die verschiedenen Angebote an fahrerlosen Transportsystemen (FTS) auf einer Technologie-Plattform zu synchronisieren. Perspektivisch wird die segmentübergreifende Software-Integration mithilfe von Dematic iQ von besonderer Bedeutung sein. Diese proprietäre, offene Software-Plattform lässt sich einfach in die bestehende Anwendungsumgebung des Kunden integrieren und dient der datenbasierten Optimierung sämtlicher Abläufe für eine reibungslose Auftragsabwicklung.

Produktentwicklung – vom Bedarf zum Produkt

Die Forschung und Entwicklung (F&E) der KION Group ist im Kern segment-, marken- und regionenübergreifend ausgerichtet und sichert so den konzernweiten Austausch von Forschungsergebnissen und technologischem Know-how. Der CTO-Organisation kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Sie koordiniert und bündelt die Entwicklungsvorhaben, die das Produktmanagement der operativen Einheiten abhängig vom Bedarf in ihren jeweiligen Märkten formulieren. Grundlage dafür sind die Erkenntnisse aus Kundengesprächen, Marktforschung sowie Wettbewerbsanalysen. In sogenannten Product Strategy Councils (PSC) werden die Entwicklungsprogramme diskutiert, abgestimmt und dem Group Executive Committee (GEC), das aus den Mitgliedern des KION Group Vorstands und den Presidents der operativen Einheiten besteht, zur Entscheidung vorgelegt. Die KION Produktstrategie liefert dabei die entsprechende Orientierung aus Konzernsicht. Zweimal jährlich wird so geprüft, ob die Vorschläge der Entwicklungsteams den strategischen Zielen und Budgetvorgaben im Konzern entsprechen. Die verabschiedeten Entwicklungsprojekte werden dann weiterführend in der CTO-Organisation geplant und umgesetzt.

Die Bewertung und Priorisierung der Projekte folgt dabei einem klar strukturierten Prozess, der für alle Organisationseinheiten in gleicher Form angewandt wird. Ziel ist eine konzernweite Harmonisierung der für die Produktentwicklung relevanten Perspektiven nach Inhalt und Format. So entsteht auf Basis vergleichbarer Informationslagen ein abgestimmtes Bedarfsprofil für ein markt- und zielkonformes KION Group Portfolio.

Über allen Aktivitäten steht das Ziel, den Kundennutzen in allen Marktsegmenten und Absatzregionen zu steigern. Konkret bedeutet dies, durch den konsequenten Einsatz von Modul- und Plattformstrategien eine hohe Qualität und Produktleistung zu einem wettbewerbsfähigen Preis anbieten zu können.

Nachhaltigkeitsaspekte werden in der Produktentwicklung der KION Group über die verschiedenen Ziele und Entwicklungsschwerpunkte hinweg in vielfacher Weise berücksichtigt. So ist das Streben nach möglichst geringen Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) für alle Produkte im Segment Industrial Trucks & Services untrennbar mit der Entwicklung von möglichst umweltschonenden und effizienten Antriebstechnologien verbunden. Auch im Segment Supply Chain Solutions liegt der Fokus auf möglichst energie- und platzsparenden und damit sowohl kosteneffizienten als auch umweltschonenden Lösungen.

Höchste Ansprüche an Sicherheit und Ergonomie der Produkte der KION Group ermöglichen es den Kunden zudem, ihren Mitarbeitern ein Maximum an Sicherheit zu bieten und durch ergonomische Arbeitsabläufe den betrieblichen Gesundheitsschutz zu optimieren. Auch daraus ergeben sich langfristig Kosten- und somit Wettbewerbsvorteile für Kunden. Nicht zuletzt führen auch die gesetzlichen Anforderungen, beispielsweise zu Umweltschutz, Arbeitssicherheit oder Ergonomie, dazu, dass Nachhaltigkeitsaspekte kontinuierlich in den Entwicklungsprozess einfließen.

Die Ausgaben der KION Group für Forschung und Entwicklung summierten sich im Geschäftsjahr 2016 auf 147,1 Mio. € (Vorjahr: 130,5 Mio. €), was 2,6 Prozent der Umsatzerlöse entspricht (siehe > Abbildung 11).

Abbildung 11 F&E Ausgaben1 (in Mio. € und % des Umsatzes)

Investitionen in F&E (Balkendiagramm)
1 F&E Kosten  (GuV) - Abschreibungen + aktivierte Entwicklungskosten = F&E-Gesamtausgaben

Die KION Group schützt ihre Produktentwicklungen umfassend vor Nachahmung und verfolgt eine konsequente Patentstrategie. Im Jahr 2016 wurden von den Gesellschaften der KION Group, inklusive Dematic, insgesamt 93 Patente angemeldet (Vorjahr: 70). So verfügt der Konzern am Jahresende 2016 über insgesamt 2.689 (Ende 2015: 1.641) Patentanmeldungen und erteilte Patente. Der markante Anstieg ist in erster Linie auf die erstmalige Einbeziehung von Dematic zurückzuführen.

Insgesamt waren zum Ende des Berichtsjahres in der KION Group 1.477 Mitarbeiter in den unterschiedlichen F&E-Bereichen beschäftigt. Im Vorjahresvergleich ergibt sich damit ein Anstieg von 39,8 Prozent, der überwiegend auf den Erwerb von Dematic zurückzuführen ist (siehe Kapitel Forschung und Entwicklung im Geschäftsbericht 2016).

Von den Kunden lernen

Die enge und intensive Einbeziehung der Kunden in den Produktentwicklungsprozess ist ein Charakteristikum für das Innovationsmanagement und die Produktentwicklung der KION Group und ihrer operativen Einheiten. Denn erst die genaue Kenntnis der Anforderungen in den jeweiligen Branchen und Märkten ermöglicht passgenaue und kosteneffiziente Lösungen. Die KION Group und ihre Gesellschaften setzen daher seit vielen Jahren auf unterschiedlichste Ansätze für den Dialog mit Kunden und Stakeholdern wie Universitäten oder wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen.

So wurde mit der Linde TruckClinic bereits vor einigen Jahren ein Format entwickelt, um Kunden noch gezielter in den Produktentwicklungsprozess einzubinden. Inzwischen ist die TruckClinic ein fester Bestandteil des Stakeholderdialogs von Linde Material Handling EMEA. Der mehrmonatige Prozess beginnt mit Marktanalysen und Gesprächen mit den Bedienern der Flurförderzeuge sowie mit Verkäufern und Lieferanten. Anschließend testen Kunden in einem neutral gestalteten Umfeld mehrere Stunden lang Wettbewerbsfahrzeuge verschiedener Hersteller sowie Linde-Fahrzeuge, bewerten sie anhand von Fragebögen und können dabei auch konkrete Anforderungen und Wünsche äußern. Im Fokus des Feedbacks stehen dabei überwiegend Ergonomie, Effizienz und Sicherheit der Fahrzeuge.

Auch bei STILL EMEA kommt bereits seit einigen Jahren ein umfangreiches Kunden-Feedback-System zum Einsatz, das vor allem auf zwei Instrumenten basiert: Der Customer Satisfaction Index dient dabei als tagesaktueller Maßstab für die Kundenzufriedenheit, während der weltweit erhobene Net Promoter Score zeigt, wie wahrscheinlich es ist, dass STILL von Kunden weiterempfohlen wird. Insgesamt werden so pro Monat durchschnittlich 2.300 Kunden zu ihren Erfahrungen mit Produkten und Services von STILL befragt.

Ergänzt durch Wettbewerbsanalysen sowie Markt- und Trendforschung wird das hier erhobene Feedback auch für die Produktentwicklung genutzt. Neuentwicklungen werden zudem in Testeinsätze gegeben, um über die Bewertung durch die Kunden wichtige Erkenntnisse zur Akzeptanz der Produkte zu erhalten. Weiteres Feedback der Kunden wird über regelmäßige Besuche, den Service-Helpdesk sowie im Rahmen des Beschwerdemanagements eingeholt. Auch Veranstaltungen wie das mehrwöchige Kundenevent „World of Material Handling“ von Linde Material Handling EMEA oder die Kundentage von STILL EMEA tragen zum Informationsaustausch bei.

Bei Dematic finden während der oft mehrere Jahre andauernden Implementierung von Anlagen kontinuierlich Kundenbefragungen statt, deren Ergebnisse nach Möglichkeit in den Prozessen berücksichtigt werden. Diese Transparenz erlaubt das frühzeitige Erkennen von Optimierungspotenzialen und eröffnet die Möglichkeit, Kundenwünschen zu entsprechen. Einen hohen Stellenwert haben bei Dematic zudem die regelmäßigen Marktforschungsumfragen in den einzelnen Weltregionen, mit denen das Unternehmen regelmäßig die Ansprüche seiner Kunden evaluiert und mit seinem Angebot abgleicht.

Qualitätsmanagement über die gesamte Wertschöpfungskette

Qualität ist ein zentraler Bestandteil des Leistungsversprechens für alle KION Group Produkte. Die Qualitätssicherung nimmt daher bereits am Anfang der Wertschöpfungskette einen hohen Stellenwert ein und reduziert mögliche Qualitätsrisiken im Rahmen der Leistungserstellung.

Die Qualitätsmanagementsysteme der KION Group und ihrer operativen Einheiten sind seit vielen Jahren ISO 9001 zertifiziert. So ist der STILL EMEA Produktionsstandort in Hamburg bereits seit 1995 nach ISO 9001 zertifiziert, die Linde Material Handling EMEA Produktionsstätten in Aschaffenburg seit 1996. Das Dematic Qualitätsmanagement erfüllt ebenfalls seit 2008 die Anforderungen nach ISO 9001.

Bei der Auswahl von Lieferanten legt das Unternehmen größten Wert auf Qualität und Zuverlässigkeit. So wird erwartet, dass die Lieferanten über ein etabliertes und anerkanntes Qualitätsmanagement verfügen und die entsprechenden Nachweise ihrer Leistungsfähigkeit in Sachen Qualität dokumentieren und archivieren. Sollten Lieferanten ihr Managementsystem nicht aufrechterhalten, kommt es im Regelfall zu einer Beendigung der Geschäftsbeziehung.

Durch anspruchsvolle Qualitätsmaßstäbe in der Entwicklung, intensive Prüfungen über die gesamte Prozesskette sowie enge Kunden- und Zuliefererkontakte grenzt die KION Group die Risiken für die Qualität deutlich ein. Dabei verfolgt die KION Group ehrgeizige Ziele: die Qualitätsausfallstatistik langfristig weiter optimieren, Stillstandzeiten von Fahrzeugen minimieren und weltweit standardisierte Prozesse zur Qualitätssicherung einführen. Um dies zu erreichen und die Ausfallquote im Feld so gering wie möglich zu halten, hat das Unternehmen 2017 die Initiative KQCO (KION Quality Cost Optimization) gestartet.

Über transparente, stabile und nachvollziehbare Prozesse sind Kunden, Lieferanten und Kooperationspartner auch bei Dematic möglichst weitgehend in die Qualitätssicherung eingebunden. Produktsicherheit und produktbezogener Umweltschutz stehen dabei im Fokus. Alle Prozessebenen werden nach kunden- und produktspezifischen Kriterien geplant, überwacht und dokumentiert.