Innovation und Kundennutzen

Die übergreifenden Leistungsversprechen Effizienz, Sicherheit und Ergonomie prägen auch das Innovationsmanagement der KION Group und ihrer operativen Einheiten. Besonders im Fokus stehen dabei die Möglichkeiten und Chancen der zunehmenden Digitalisierung, Stichwort Intralogistik 4.0, die sich für die KION Group, ihre Marken und vor allem für deren Kunden ergeben. Auch im aktuellen Berichtszeitraum belegen zahlreiche Beispiele die Innovationskraft des Unternehmens.

Innovationen für mehr Sicherheit und Ergonomie

Derzeit befindet sich das Sicherheitssystem Linde Load Management in der Markteinführung. Ab einer Nennlast von mehr als 50 Prozent greift dabei die Funktion Linde Load Assist (LLA) aktiv in das Vorwärtsneigen und die Hubgeschwindigkeit des Flurförderzeuges ein, sobald die zweite Maststufe erreicht wird. Außerdem sorgen ein Überlastschutz und die lastabhängige Geschwindigkeitsbeschränkung für noch mehr Sicherheit beim Betrieb.

Seit kurzem befindet sich der Linde Speed Assist bereits in Serienfertigung. Das System passt über einen Decken- oder Radarsensor die Geschwindigkeit des Fahrzeugs an verschiedene Umgebungen an. Fährt das Fahrzeug beispielsweise in eine Halle, wird es langsamer. Außerhalb des Gebäudes steht dann wieder die volle Geschwindigkeit zur Verfügung. Aktuell wird bereits die nächste Generation des Systems entwickelt, die zonenabhängig arbeitet.

Auch bei der Modellüberarbeitung des Linde T20 P wurde besonderer Wert auf die Ergonomie gelegt. Die gesamte Fahrerplattform wurde entkoppelt, um die Humanschwingungen für den Fahrer weitestgehend zu reduzieren. Ebenfalls bei der Produktentwicklung verschiedener Lagertechnikgeräte zur Be- und Entladung (z.B. T20 R) stand die Verringerung der Humanschwingungen ganz oben auf der Anforderungsliste. Sie verfügen nun über eine vollgefederte Plattform und lassen sich über einen Joystick besonders ergonomisch steuern.

Bei Linde Material Handling EMEA wird aktuell an der nächsten Generation des Linde BlueSpot gearbeitet, bei der statt des bisherigen blauen Punktes ein grafisches Warnsignal auf den Boden projiziert wird. Und weil auch kleine Maßnahmen große Wirkung haben können, werden zusätzliche Beleuchtungselemente die Fahrzeuge der Marken Linde und STILL in Zukunft noch ein wenig sicherer machen.

Automatisierung und Vernetzung

Mit dem Erwerb von Dematic, bietet die KION Group das gesamte Spektrum an Lösungen für die Intralogistik 4.0. Das beginnt bei intelligenten Flurförderzeugen und reicht bis hin zu vollintegrierten, automatisierten Intralogistiksystemen, in die autonome Flurförderzeuge als Komponenten eingebunden werden können. Verstärkt durch die F&E-Teams von Dematic und Dematic Egemin ist die KION Group damit in einer hervorragenden Ausgangsposition, um ihre Kunden mit maßgeschneiderten Komplettlösungen zu unterstützen. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten bringen die neuen Lösungen ein Plus an Sicherheit und sorgen für eine unfallfreie Interaktion zwischen Mensch und Maschine.

Dematic hat im Berichtszeitraum seine Multishuttle-Lagersysteme weiterentwickelt und zudem die fahrerlosen Transportsysteme einer Komplettüberarbeitung unterzogen. In den vergangenen drei Jahren wurden die automatisierten Schmalganggeräte und Gegengewichtsstapler Flexfork 900, 1800 und 2500 komplett neu konzipiert und auf die FlexTruck Universal Mobilplattform umgestellt. Der neue FlexTruck kann einen Roboterarm, einen Palettenhub bzw. eine Förderstrecke enthalten und so passgenaue Einheiten aus einer sortenreinen Palette auswählen, um eine stabile gemischte Auftragspalette zu erstellen. Die neue Dematic Baureihe umfasst zudem mehr modulare, austauschbare Komponenten wie beispielsweise Lithium-Ionen- oder Brennstoffzellenoptionen sowie alle neuen, reflektorlosen Navigationsmöglichkeiten. So tragen die Systeme sowohl Umweltaspekten als auch Sicherheitsanforderungen Rechnung.

Im Berichtsjahr brachte STILL EMEA mit dem iGO neo CX 20 den ersten automatisierten Kommissionierer auf den Markt, der mit dem Bediener interagiert und ihm autonom „auf Schritt und Tritt“ folgt. Auf- und Absteigen werden damit unnötig, der Bediener kann sich voll auf die Arbeit konzentrieren. Neben einer Zeitersparnis von rund 30 Prozent und einer verbesserten Kommissionierleistung verringert sich auch die körperliche Belastung für den Bediener. Für Sicherheit sorgen Sensoren zur Bewegungsverfolgung, mit deren Hilfe Bediener, weitere Personen und Hindernisse unterschieden werden können. Hindernisse werden entweder umfahren oder das Gerät stoppt, wenn der Weg komplett blockiert ist. Fährt ein langsameres Fahrzeug voraus oder entsteht ein Stau, passt sich die Geschwindigkeit der Situation an. Ist der Weg wieder frei, schließt der iGo neo CX 20 autonom auf. Querwege werden erst nach Bedienerfreigabe autonom überquert.

Auch Linde Material Handling EMEA bietet mit dem N20 OptiPick seit dem Frühjahr 2017 eine semiautomatische Kommissionierlösung. Sie ermöglicht dem Mitarbeiter, sich voll auf seine Picktätigkeit zu konzentrieren, unnötige Wege zwischen Fahrzeug und Regal zu sparen und damit insgesamt produktiver und ergonomischer zu arbeiten. Dazu dient ihm ein smartes Armband als Fernsteuerung. Mit diesem erteilt er individuell einstellbare Fahrbefehle, worauf sich das Gerät autonom in einem zuvor festgelegten Abstand parallel zum Regal bewegt und je nach gewählter Entfernung anhält. Kleinere Hindernisse werden umfahren. Erreicht der Niederhubkommissionierer das Ende des Regalgangs, bleibt er automatisch stehen. Für umfassende Sicherheit sorgen unter anderem intelligente Sensoren, ein um das Fahrzeug laufender Fußschutz, Notausschalter sowie eine mehrfarbige Leuchte, die dem Bediener unterschiedliche Fahrzeugzustände anzeigt.

Mit dem Routenzugsystem LiftRunner hat STILL EMEA im Berichtsjahr auch eine automatisierte Lösung für den innerbetrieblichen Materialtransport vorgestellt. Neben einer verbesserten Wirtschaftlichkeit durch eine geringere Zahl an Fahrzeugen und Einsätzen profitiert hier einmal mehr auch die Umwelt durch den geringeren Energieverbrauch.

Daneben entwickelten die KION Group und ihre operativen Einheiten das Angebot an Flottenmanagementlösungen weiter. STILL EMEA führte die Software neXXt fleet ein, die Datensätze aus verschiedenen Anwendungen und Bereichen intelligent zusammenführt, so dass der Kunde seine Flotte präzise und umfassend analysieren kann – auch in Bezug auf umweltrelevante Aspekte wie etwa den Energieverbrauch. Linde Material Handling EMEA erweiterte sein Flottenmanagementsystem connect um die App pre-op check. Die vor jedem Einsatz erforderliche Prüfung des Flurförderzeugs entsprechend den Richtlinien der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung kann nun sehr einfach mit dem Smartphone oder Tablet ausgeführt werden. Außerdem wurde eine neue Technologie zur Lokalisierung entwickelt, die den Standort von Fahrzeugen oder Transportbehältern in Echtzeit zentimetergenau erfasst.

Die Drohne macht bald Inventur

Durch den Einsatz von Drohnen kann sich die Inventur von Lagerbeständen in Zukunft radikal vereinfachen. Wie das geht, zeigte Linde Material Handling EMEA im März 2017 auf der Fachmesse LogiMAT in Stuttgart.

Die Drohne mit dem Namen „Flybox“ misst etwa 50 Zentimeter und ist mit sechs Rotoren, Kamera, Barcode-Scanner und Telemeter ausgestattet. Das Besondere: Durch die Kopplung der Flybox mit einem automatisierten Linde-Hochhubwagen, dem L-MATIC, sind dauerhafte Energieversorgung und exakte Ortung der Drohne in der Halle garantiert. Beide Geräte sind über einen Spannungswandler sowie ein sich selbst justierendes Kabel miteinander verbunden.

Noch ist die auf der LogiMAT vorgestellte Drohne ein Prototyp, den Linde Material Handling zusammen mit dem französischen Automatisierungs-Experten Balyo entwickelt hat. Die Markteinführung der „Flybox“ ist frühestens 2018 geplant. Dann kann die „Flybox“ die gesetzlich vorgeschriebenen Inventurprozesse radikal vereinfachen und Unternehmen wertvolle Zeit und hohe Kosten sparen. Denn, so schätzen Experten, Betriebe in Deutschland wenden aktuell bis zu acht Prozent des inventarisierten Lagerwerts auf, um Aushilfskräfte oder eigene Mitarbeiter zu bezahlen, Formulare zu beschaffen oder Hilfsvorrichtungen bereitzuhalten. Gleichzeitig stört der manuelle Zählvorgang den Betriebsablauf, und es kommt immer wieder zu Fehlern, Unfällen oder Beschädigungen an Waren und Einrichtungsgegenständen.

Mit der „Flybox“ könnten diese Probleme bald schon der Vergangenheit angehören: Die Drohne soll komplett automatisiert und damit nahezu unfallfrei arbeiten und die Inventur außerhalb der regulären Arbeitszeiten durchführen – nachts, am Wochenende oder an den Weihnachtsfeiertagen.