Synergetisch.
In Südamerikas größtem Lagerhaus nahe São Paulo geht es zu wie im Bienenstock, Produktivität ist ein hohes Gut. Reibungslose Logistik verlangt ein ausgeklügeltes Zusammenspiel. Wie bei der Modul- und Plattformstrategie der KION Group, die globale Synergien ihrer Marken nutzt.
In Südamerikas größtem Lagerhaus
nahe São Paulo geht es zu wie
im Bienenstock, Produktivität ist ein hohes
Gut. Reibungslose Logistik verlangt ein
ausgeklügeltes Zusammenspiel. Wie bei der
Modul- und Plattformstrategie der KION Group,
die globale Synergien ihrer Marken nutzt.
Von oben gesehen wirkt es ein bisschen wie auf der Kirmes. Dutzende Männer stehen auf Lagertechnikgeräten und rattern durch die Gänge, sausen um die Kurven, bremsen quietschend. Die Arbeiter in blaugelben Overalls steuern ihre Kommissionierer konzentriert wie kleine Jungs ihre Autoscooter – und sie scheinen ähnlich viel Spaß dabei zu haben. Anstatt aber andere zu rammen, stapeln sie im Warenempfang des „Centro de Distribuição“ Kühlschränke, Matratzen oder Gasherde und bringen sie ans Ziel.
Das Centro de Distribuição, kurz CD, liegt wie ein großes „L“ in einer sanften Hügellandschaft in Jundiaí, nur 50 Kilometer von der brasilianischen Megametropole São Paulo entfernt. Es ist mit 160.000 Quadratmetern Grundfläche – was mehr als 20 Fußballfeldern entspricht – das größte Warenverteilzentrum Südamerikas. Ab halb sechs Uhr morgens bringen Lieferanten mit Lastwagen Waren aus den Produktionsstätten der Region, und bis drei Uhr morgens werden täglich von Jundiaí aus rund 6.700 fertige Sendungen auf den Weg gebracht. Nicht selten legen sie in dem Riesenland Entfernungen zurück wie von Paris bis nach Moskau.
960 Menschen arbeiten hier in drei Schichten, sieben Tage die Woche, rund um die Uhr. Mit 163 Kommissionierern, 87 Gabelstaplern und acht Schleppern der KION Marke STILL bewegen sie Fahrräder und Stereoanlagen, Bausätze für Möbel oder Schnellkochtöpfe. Dank akkurat geplanter Abläufe gelangen die Pakete vom Empfang bis zur Abfertigung auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite, wo die nach Postleitzahlen sortierten Einzelsendungen für Händler und Endkunden zusammengestellt werden.
Wenn die Laster in die Abladeboxen einparken, hat das Abfertigungszentrum bereits für jede Ware Adressaufkleber produziert, die genau festlegen, in welcher Straße, auf welcher Höhe, in welchem Lagerabteil das Paket, der Kühlschrank, das Sofa untergebracht werden. Zu Stoßzeiten, wie kurz vor Weihnachten oder am Muttertag, warten Dutzende Lastwagen draußen, bis sie an der Reihe sind. Die Halle ist bis unter die Decke vollgepackt. „Manchmal kommen hier in drei Tagen 35.000 TV-Geräte an, die in weiteren drei Tagen verkauft werden“, sagt Marcos Antônio Spoldari, der die Warenannahme koordiniert.
Vom Hausierer zum Unternehmer
Marcão, „der große Marcos“, wie ihn die Arbeiter respektvoll nennen, hat vor mehr als 30 Jahren als Hilfskraft im Unternehmen Casas Bahia angefangen und kannte dessen Gründer noch persönlich – den polnischen Einwanderer Samuel Klein. Zunächst war er Hausierer, dann Ladeninhaber. Als erster entdeckte Klein die unteren Gesellschaftsschichten als Kundenpotenzial. Ihnen ermöglichte er Zahlungen in bis zu zwei Dutzend Raten, selbst wenn sie kein Bankkonto hatten. So erfüllte Samuel Klein ihnen zuvor unerreichbare Konsumträume und erzielte selbst einen beispiellosen Geschäftserfolg: Bevor sein Unternehmen im Jahr 2009 fusionierte, setzte es rund 14 Milliarden Reais im Jahr um. Heute sind die Läden von Casas Bahia Teil des Konzerns Via Varejo, eines der größten Einzelhandelsunternehmen der Welt für Elektro- und Haushaltsgeräte.
Enorme Einsparungen dank Automatisierung
1997 ließ Klein das CD in Jundiaí bauen, aus dem heute täglich Waren im Wert von sechs bis sieben Millionen Reais verlassen. Deswegen wird es ständig weiter perfektioniert. „Wir wollen so viel wie möglich automatisieren. Beim Abladen setzen wir zurzeit noch viel menschliche Arbeitskraft ein, das ist enorm unproduktiv“, sagt Francisco Tarosso, Geschäftsführer des Verteilzentrums. Die neueste Errungenschaft sind Schlepper mit mehreren Anhängern, die den Wareneingang und die Verteilung erleichtern sollen. Sie drehen ständig in der 530 Meter langen Lagerhalle ihre Runden und nehmen an festgelegten Punkten wie an Bushaltestellen Waren auf oder laden sie ab. Dadurch verringert sich der Verkehr in den Straßen, wird Platz und Arbeitskraft gespart.
Die Elektromotoren brummen, die Gummiräder surren auf dem Betonboden, die Gabeln und Hubmasten rattern ohne Pause: Ohne Kommissionierer, Stapler und Schlepper stände das CD in Jundiaí still. „Damit die Logistik hier mit der Produktivität Schritt halten kann, ist es besonders wichtig, dass die Geräte wenig Wartung benötigen und nicht ausfallen“, erklärt Edgard Liberali Filho, Logistikdirektor des CD. „Wir setzen hier fast ausschließlich Maschinen der Marke STILL ein. Manche davon laufen seit 15 Jahren zuverlässig“, berichtet er. „Die müssen wir nur gelegentlich neu streichen, weil sie so eng an den Metallregalen entlang fahren und dabei auch mal eine Schramme abbekommen“, fügt er mit einem Lachen hinzu.