Strategie der KION Group
Die KION Group hat mit dem erfolgreichen Abschluss des Erwerbs von Egemin Automation, Retrotech und Dematic die Weiterentwicklung der konzernübergreifenden Strategie 2020 eingeleitet. Dies soll im Laufe des Geschäftsjahres 2017 zu einer Aktualisierung der Strategie 2020 führen. Neben der Fortführung der Wachstumsstrategie in den Segmenten ist es das übergeordnete Ziel der Strategie, die gemeinsamen Cross-Selling- und Synergie-Potenziale konsequent auszuschöpfen und dadurch den Kundennutzen nachhaltig zu steigern. Die Potenziale erwachsen dabei aus der komplementären Technologieposition mit kompatiblen Softwarelösungen, der unterschiedlich ausgeprägten regionalen Präsenz, der umfangreichen installierten Basis bei Staplerflotten und Materialfluss-Lösungen sowie der gebündelten Vertriebs- und Servicestärke.
Auf technologischer Seite liegt der Fokus auf der Einbindung intelligenter Flurförderzeuge und Dienstleistungen im Flottenmanagement in integrierte, automatisierte und kundenspezifische Materialfluss-Lösungen unter Nutzung der Softwareplattform Dematic iQ. Hierzu wird Dematic in die erprobte globale CTO-Struktur der KION Group eingebunden.
Beim Vertrieb liegt das Augenmerk auf der gemeinsamen Marktbearbeitung über kombinierte Angebote. Dabei kann Dematic die umfassende Vertriebs- und Serviceorganisation von Linde und STILL in Europa nutzen, während umgekehrt die starke Marktposition von Dematic unter anderem in Nordamerika dem Staplergeschäft außerhalb Europas zusätzliche Impulse verleihen soll.
Zugleich soll die Effizienz konzernweit über eine intelligente Verzahnung der Produktionsinfrastruktur und die gemeinsame Nutzung von Corporate Services gesteigert werden. Damit verbunden sind erwartete Kostensynergien von ein bis zwei Prozent bezogen auf den Umsatz der Dematic innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre.
In Summe soll durch die Maßnahmen ein profitables Wachstum in beiden Segmenten bei ausbalancierter Umsatzstruktur und gleichzeitiger Absicherung der Technologieposition erreicht werden.
Ziele der Strategie 2020
Die Strategie 2020 stellt unverändert den Orientierungsrahmen für die KION Group dar. Obwohl ursprünglich mit Blick auf das Segment Industrial Trucks & Services formuliert, gibt sie konzernweit die Ziele für die Gruppe vor:
- Wachstum: Die KION Group will ihr Wachstum beschleunigen. Hierzu stärkt sie ihre führende Position im europäischen Markt und gewinnt zugleich signifikante Marktanteile in Wachstumsmärkten – mit besonderem Fokus auf Asien und Nordamerika – hinzu. Im Segment Industrial Trucks & Services will die KION Group bis zum Jahr 2020 zum globalen Marktführer aufschließen. Dies geht mit einer deutlich ausgebauten Präsenz im größten Preissegment (Volumen) einher.
- Profitabilität: Die EBIT-Marge soll weiter verbessert werden, um die Position der KION Group als profitabelster Anbieter im Markt fest zu verankern. Dabei soll – unverändert zur Kommunikation seit dem Börsengang – die EBIT-Marge dauerhaft auf ein zweistelliges Niveau verbessert werden.
- Effizienter Kapitaleinsatz: Die KION Group arbeitet kontinuierlich an der Optimierung der Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE). Daran orientieren sich neben der Ergebnissteigerung auch die zukünftige Steuerung der Vermögenswerte und die Finanzierung.
- Widerstandsfähigkeit: Die KION Group strebt eine noch bessere Widerstandsfähigkeit für den Fall konjunktureller Schwächephasen an. Hierzu zielt der Konzern – zusätzlich zur Optimierung des Produktionsverbunds und zum Ausbau des Servicegeschäfts – auf eine noch stärkere Diversifikation von Regionen und Kundenbranchen.
Strategische Arbeitsfelder der Strategie 2020
Die Strategie 2020 erstreckt sich im Wesentlichen auf sechs Arbeitsfelder, die miteinander verzahnt sind.
Mehrmarkenstrategie
Ausgangspunkt ist die konzernweite Weiterentwicklung der erfolgreichen Mehrmarkenstrategie. Das Segment Industrial Trucks & Services wird so in allen Regionen sowie in sämtlichen Preissegmenten vertreten sein. Die Premiummarken Linde und STILL sollen insbesondere in Nord- und Südamerika und Asien mithilfe der Plattformstrategie ihre Präsenz im gehobenen Volumen-Segment weiter verstärken. Dabei spielt insbesondere im Premium- und im gehobenen Volumen-Segment die nahtlose Integration in kundenspezifische Logistiklösungen eine immer größere Rolle. Auch IT-basierte Assistenzsysteme, wie etwa Flottendaten-Management- oder Staplerleitsysteme, sollen vorrangig den Absatz von Fahrzeugen im Premium-Segment unterstützen. Als internationale Marke wird sich Baoli mit einer auf die jeweiligen regionalen Anforderungen abgestimmten Produkt- und Vertriebsstrategie im Economy-Segment sowie auch im unteren Volumen-Segment platzieren.
Im Segment Supply Chain Solutions verbleibt Dematic ganz im Sinne der Mehrmarkenstrategie als führende Marke. Auch Egemin Automation und Retrotech werden als Marken beibehalten, aber in das Dematic Leistungsspektrum integriert. In Summe soll die führende Position bei Materialfluss-Lösungen ausgebaut werden.
Globale Plattform- und Modulstrategie
Die Weiterentwicklung der Mehrmarkenstrategie erfordert eine umfassende Steuerung des Produktportfolios auf Basis der globalen Plattform- und Modulstrategie. Mit Beginn des Berichtsjahres wurden die technischen Funktionen in einer zentralen KION Organisation unter dem CTO-Vorstandsressort gebündelt, in die nach ihrem Erwerb im November auch Dematic eingebunden wurde.
Im Segment Industrial Trucks & Services arbeitet die KION Group für die Volumen- und Economy-Segmente außerhalb Westeuropas markenübergreifend mit kosteneffizienten Plattformen für Produktentwicklung und Produktion, die gleichzeitig eine starke regionale Ausdifferenzierung der Flurförderzeuge ermöglichen. Für Elektro- und Dieselstapler sowie Lagertechnikgeräte wurden auch im Jahr 2016 neue Plattformen geschaffen und Produkte auf den Markt gebracht. Für das Volumen-Segment ist dabei die fortlaufende Weiterentwicklung der Baoli Plattform und deren Lokalisierung für unterschiedliche regionale Märkte von besonderer Bedeutung. In Westeuropa werden die Premiummarken Linde und STILL im Sinne einer stringenten Markendifferenzierung weiterhin grundsätzlich unterschiedliche Plattformen einsetzen, dabei allerdings verstärkt gemeinsame Module nutzen.
Im Segment Supply Chain Solutions gilt es momentan vor allem, die verschiedenen Angebote an fahrerlosen Transportsystemen (FTS) auf einer Technologie-Plattform zu synchronisieren. Perspektivisch wird die segmentübergreifende Software-Integration mithilfe von Dematic iQ von besonderer Bedeutung sein.
Globaler Produktionsverbund
Im Segment Industrial Trucks & Services ist die KION Group bestrebt, ihre Flurförderzeuge nahe an den jeweiligen Absatzmärkten herzustellen. Hierzu werden die Produktionsstätten im globalen Maßstab – mithilfe von Skaleneffekten und bei hoher Kapazitätsauslastung – effizient verzahnt. Ein entsprechendes Investitionsprogramm zielt auf die Modernisierung und Vergrößerung bestehender Werke ebenso wie auf die Schaffung neuer Standorte.
Im Berichtsjahr ist die Modernisierung der Werke in Aschaffenburg (Linde) und Hamburg (STILL) mit einem klaren Fokus auf Kapazitätssteigerung, verbesserte Prozesse und Kostenoptimierung weiter vorangeschritten. Hierfür werden seit 2014 und bis zum Jahr 2021 insgesamt rund 83 Mio. € bereitgestellt. Beide Standorte arbeiten zudem eng mit dem Werk im tschechischen Stříbro (bei Pilsen) zusammen, das im Januar 2016 die Produktion von Lagertechnikgeräten aufnahm. Das Werk in Aschaffenburg legt den Fokus nunmehr auf Elektro- und Dieselstapler und konnte die Produktionsabläufe effizienter strukturieren. An den außereuropäischen Standorten wird die Kapazität, begleitet von Prozessoptimierungen, ebenfalls fortlaufend an das Marktwachstum angepasst. So wird das Werk von KION North America in Summerville für die Produktion von Elektro- und Verbrennungsstaplern sowie Lagertechnikgeräten erweitert, um Angebotslücken zu schließen.
Im Segment Supply Chain Solutions wird das globale Produktionsnetzwerk durch den im Jahr 2015 eröffneten Standort in Monterrey (Mexiko) ergänzt. Das auf Montage fokussierte Werk bedient in Ergänzung zum Standort Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan vorrangig den nordamerikanischen Markt, wobei der Fokus auf Förderbändern, Sortieranlagen und Multishuttle-Regalsystemen liegt.
Regionale Wachstumsstrategien
Mit der weiterentwickelten Mehrmarken-, Plattform- und Modulstrategie sowie dem verzahnten Produktionsverbund verfügt die KION Group über alle Voraussetzungen, um den Marktanteil in strategisch wichtigen Regionen auszubauen.
Im Segment Industrial Trucks & Services liegt der Fokus hauptsächlich auf Nordamerika und China. In Nordamerika, einem der größten Märkte für Flurförderzeuge, will sich das Segment bis 2020 – auch unter Nutzung der Marktpräsenz von Dematic – vom Nischenanbieter zu einem bedeutenden Marktteilnehmer mit voll ausgestatteter Produktpalette weiterentwickeln und am Marktwachstum überdurchschnittlich partizipieren. Im Rahmen des markenübergreifenden Ansatzes werden die verschiedenen Plattformen speziell für den amerikanischen Markt angepasst. So hat im Berichtsjahr Baoli gezielt Produkte für das untere Preissegment eingeführt. Parallel zur Erweiterung des Produktangebots stärkt KION North America das Vertriebs- und Servicenetz, das zum Jahresende 2016 mehr als 70 Partner an rund 220 Standorten umfasste.
Auch in den Wachstumsmärkten will das Segment zusätzliche Marktanteile gewinnen, unter anderem durch neue Produkte für das Volumen-Segment, die auf Basis der Economy-Plattform von Baoli entwickelt wurden. Neue Elektrostapler und Lagertechnik-Produkte werden insbesondere für den stark wachsenden E-Commerce-Sektor in China entwickelt. In Brasilien, dem wichtigsten Absatzmarkt in Südamerika, wurden die Vertriebsaktivitäten von Linde und STILL gebündelt, um der schwierigen Marktsituation Rechnung zu tragen.
Das Segment Supply Chain Solutions richtet sein Portfolio auf die spezifischen Bedürfnisse in den wachstumsstarken Kundensegmenten und Regionen aus. Aufbauend auf der starken Marktposition in Nordamerika soll das starke Vertriebs- und Servicenetz im Bereich Industrial Trucks & Services für den Ausbau der Marktstellung in Europa und Asien genutzt werden.
After-Sales- und Service-Geschäft
Mit ihrer Strategie für das After-Sales- und Service-Geschäft will die KION Group das Potenzial der weltweit wachsenden installierten Basis noch besser ausschöpfen, um so zum Umsatzwachstum beizutragen. Das Unternehmen baut hierfür kontinuierlich Umfang und Qualität der Dienstleistungen entlang des gesamten Lebenszyklus der Produkte aus.
Im Segment Industrial Trucks & Services weitet die KION Group Schritt für Schritt ihr umfassendes Serviceangebot auch auf die Volumen- und Economy-Segmente in Wachstumsmärkten aus. Finanzdienstleistungen sind ebenfalls wichtiger Bestandteil des Serviceangebots zur Unterstützung des industriellen Kerngeschäfts. Durch zusätzliche Servicestellen in attraktiven Wachstumsmärkten sowie die Verstärkung des kurzfristigen Mietgeschäfts soll der Marktanteil weiter ausgebaut werden.
Im Segment Supply Chain Solutions soll das Projektgeschäft zunehmend durch Dienstleistungen im Rahmen des Servicegeschäfts etwa für die Modernisierung von Logistikprozessen ergänzt werden.
Unterstützende Funktionen
Die konzernweiten unterstützenden Corporate Services der KION Group werden an den wachsenden Anforderungen der globalen Organisation ausgerichtet, um Skaleneffekte und Synergien zu nutzen. So hat sich die KION Group IT im Berichtsjahr neu als globale Shared-Services-Organisation aufgestellt und die noch stärkere Standardisierung und Bündelung von Abläufen und Infrastruktur eingeleitet. Um die Kosten des erweiterten Serviceangebots gering zu halten, werden die operativen Einheiten im administrativen Bereich stärker zusammenarbeiten.