Zusammenfassung des Geschäftsverlaufs
Rahmenbedingungen
Laut Internationalem Währungsfonds (IWF) wird der Krieg in der Ukraine die Weltwirtschaft stark belasten. Demnach werden die bereits bestehenden Unterbrechungen in den Lieferketten sowie die weiter steigenden Rohstoff- und Energiepreise zu einer deutlich höheren Inflationsrate führen. Der IWF geht auf Basis der aktuellen Einschätzung vom 19. April 2022 von einem globalen Wachstum von lediglich 3,6 Prozent und einer Inflationsrate von 5,7 Prozent für die entwickelten Volkswirtschaften und 8,7 Prozent für die Schwellen- und Entwicklungsländer aus. Der IWF revidierte damit erneut sein globales Wachstumsziel für 2022, das im Januar 2022 noch bei 4,4 Prozent gelegen hatte.
Durch die international geltenden Sanktionen gegen Russland und Belarus kam es zu weiteren Preissteigerungen an den Rohstoffmärkten. So erhöhten sich nicht nur die Preise für die Energierohstoffe wie Gas, Öl und Kohle stark, auch die Notierungen für Metalle wie Palladium und Nickel stiegen zeitweise drastisch. Russland zählt zu den wichtigsten Exporteuren von Nickel, das größtenteils in der Stahlproduktion und der Herstellung von Batterien seinen Einsatz findet. Aufgrund der gestiegenen Inflationsraten zeichnet sich eine Trendwende in der bislang äußerst expansiven Geldpolitik der Notenbanken ab.
Laut IWF bestehen anhaltende Risiken für die Weltwirtschaft im Zusammenhang mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, vor allem wenn Lockdown-Maßnahmen die Produktion in China weiterhin beeinträchtigen sollten.
Nach Einschätzung der KION Group wurde der Material-Handling-Markt im ersten Quartal 2022 durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine zunächst nur moderat belastet. Die Nachfrage nach Flurförderzeugen bewegte sich in den Absatzmärkten der KION Group weiterhin über dem Vorjahresniveau. In den Regionen EMEA und Americas ist der Markt nach Einschätzung der KION Group im Berichtszeitraum stark gewachsen. Die Bestellzahlen in der Region APAC lagen nach Einschätzung der KION Group leicht über dem Vorjahresniveau, was durch die anhaltend positive Entwicklung in China getrieben wurde. Zugleich setzten sich die ausgeprägten Liefereinschränkungen als Folgewirkung der Corona-Pandemie weiter fort. Zusätzlich wird das branchenbezogene Umfeld durch die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine fehlenden Vorprodukte für die Produktion und den Wegfall wichtiger Transportwege beeinträchtigt. Die Verzögerungen in der Lieferkette schränkten die Versorgung der Produktionsstandorte mit dringend benötigten Zulieferprodukten branchenweit ein. Hierdurch kam es auch bei den Marken der KION Group zu anhaltenden erheblich verlängerten Lieferzeiten.
Aufgrund verbandsseitig geänderter Regularien für die Veröffentlichungstermine von Marktdaten zum Auftragseingang für Flurförderzeuge liegen für den Berichtszeitraum keine berichtsfähigen Angaben zum Gesamtmarkt der Bestellzahlen vor.
Auch das Projektgeschäft bei Lieferkettenlösungen wurde durch Verzögerungen auf Zulieferseite in Mitleidenschaft gezogen. Der Weltmarkt für Supply-Chain-Lösungen ist nach Einschätzung der KION Group im Berichtszeitraum weiterhin stark gewachsen. Dabei trugen erneut die Regionen EMEA und Americas zum hohen Marktniveau bei. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der international geltenden Sanktionen gegen Russland und Belarus auf die konjunkturelle Entwicklung in den Kundenbranchen der KION Group sind noch nicht umfassend abschätzbar.
Der durch Marktstudien untermauerte mittel- bis langfristige Wachstumstrend ist nach Einschätzung der KION Group nach wie vor intakt.
Der Rubel und weitere osteuropäische Währungen haben sich zum Ende des ersten Quartals 2022 nach einer vorübergehenden massiven Abwertung stabilisiert. Die Währungseffekte in dieser Region fielen für die KION Group aufgrund des geringen lokalen Geschäftsvolumens insgesamt moderat aus.
Geschäftsverlauf im Konzern
Der Geschäftsverlauf der KION Group war im ersten Quartal 2022 durch die weiter stark steigenden Material- und Logistikkosten sowie die anhaltenden Engpässe in den Beschaffungsmärkten geprägt; die bereits angespannte Situation hat sich mit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine nochmals verschärft. Hinzu kamen neuerliche Corona-Lockdowns, die insbesondere den asiatischen Raum trafen.
Infolge des Kriegs in der Ukraine hat der Konzern sämtliche Lieferungen von ITS- und SCS-Produkten nach Russland und Belarus, einschließlich der Versorgung mit Ersatzteilen und zugehörigen Dienstleistungen, eingestellt. Die lokale Geschäftstätigkeit in Russland wird, beschränkt auf das laufende Servicegeschäft, durch die dort ansässigen Vertriebsgesellschaften mit den KION-Mitarbeitern fortgesetzt. Im Segment ITS wurden insbesondere Vermögenswerte der russischen Tochterunternehmen, die zusammen eine Bilanzsumme von rund 50 Mio. € zum Stichtag aufweisen, zu einem wesentlichen Teil wertgemindert. Die Sondereffekte aus dem Russlandgeschäft minderten das Konzernergebnis im Berichtszeitraum insgesamt um knapp 30 Mio. €. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die KION Group zusammengenommen weniger als ein Prozent ihres Konzernumsatzes in Russland, Belarus und in der Ukraine.
Das Investitionsprogramm der KION Group konnte trotz der angespannten Lage auf den Beschaffungsmärkten planmäßig fortgesetzt werden. Im chinesischen Jinan (Provinz Shandong) nahm das neue Werk für Gegengewichtsstapler der Marken Linde und Baoli im Februar 2022 den regulären Betrieb auf. Das auf eine Kapazität von bis zu 40.000 Flurförderzeugen ausgerichtete Werk unterstützt den Ausbau der Marktposition im wachstumsstarken Value-Segment. Zugleich startete in Jinan der Bau eines neuen Werks für Lieferkettenlösungen. Im neuen Werk sollen unter anderem Regale für das Multishuttle-System von Dematic, Komponenten für fahrerlose Transportsysteme sowie Förderanlagen bzw. -bänder hergestellt werden. Die Inbetriebnahme ist für das erste Quartal 2023 geplant.
Das im Februar gestartete europäische Forschungsprojekt IMOCO (Intelligent Motion Control) zielt auf den sicheren Einsatz vollständig autonomer Transportfahrzeuge und mobiler Roboter in dynamischen Intralogistik-Umgebungen ab. Die Funktionen vom intelligenten Navigieren über das Aufnehmen der Ware und den Transport bis zur Platzierung am Ziel werden durch Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt. Für das deutsche Projektkonsortium stellt STILL am Standort Hamburg das teilautonome Fahrzeug iGo neo als Produktbasis zur Verfügung und koordiniert die Integration der Komponenten.
Mit einer Investition im mittleren zweistelligen Millionenbereich wird in Kahl am Main ein neuer Premiumstandort in Deutschland entstehen. Auf rund 31.000 Quadratmetern wird auf dem Gelände der Linde Material Handling GmbH ein automatisiertes Distributionszentrum für die Ersatzteilversorgung der beiden operativen Segmente errichtet. Der Betrieb mit rund 300 Mitarbeitern soll im Frühjahr 2024 aufgenommen werden.