Umfassend.

Produkte und Dienstleistung eng verzahnen – Kernidee des KION Geschäftsmodells. Kommen Stapler und Service aus einer Hand, profitiert auch der Autoglashersteller Fuyao. Und sieht sich gut gerüstet, Nummer eins seiner Branche zu werden.

Produkte und Dienstleistung
eng verzahnen –Kernidee des
KION Geschäftsmodells. Kommen
Stapler und Service aus einer Hand,
profitiert auch der Autoglashersteller Fuyao.
Und sieht sich gut gerüstet, Nummer eins
seiner Branche zu werden.

Vorsichtig heben zwei Arbeiter die riesige Glasplatte auf den Tisch. Einer zieht einen Glasschneider quer hindurch. Dann nimmt jeder eine Hälfte und stellt sie auf einen Ständer. Etwa sieben Platten schaffen die Männer pro Minute; geschützt sind sie mit Spezialhandschuhen und Helmen, die ein wenig aussehen wie traditionelle Strohhüte. Neben den drei Schneidetischen wartet stets ein Linde Gabelstapler, der die Ständer mit den Scheiben abtransportiert, sobald sie voll sind – zur nächsten Station in der Halle, wo aus den Platten je eine Windschutzscheibe gestanzt wird.

Alltag bei dem Autoglashersteller Fuyao in einem Vorort der Großstadt Fuzhou an der Südostküste Chinas. Doch es wird einiges an Veränderungen geben. „Diese Arbeit ist schwierig und gefährlich“, erklärt ein Firmensprecher mit Blick auf die Glasschneider. „Sie wird daher bald automatisiert.“ So wie Roboter in dem Unternehmen allmählich auch andere Arbeitsschritte übernehmen, etwa das Ausstanzen und Waschen der Scheiben. Die frei werdenden Arbeiter bedienen dann entweder die Roboter oder wechseln in neue Fabriken. Fuyao wächst schnell, daher gibt es immer Bedarf an Personal.

Das 1987 gegründete Unternehmen ist eine der beachtlichsten Erfolgsgeschichten Chinas. Es setzte früh auf Qualität und profitierte vom sagenhaften Autoboom im Reich der Mitte. Heute ist das Land der größte Automarkt der Welt und Fuyao der weltweit drittgrößte Autoglashersteller. Das Unternehmen liefert Scheiben an globale Autobauer – so auch nach Deutschland an VW, Audi, BMW oder Daimler. Bis 2020 will Fuyao die weltweite Nummer eins werden, sagt Einkaufsdirektor Teng Yu. „Der chinesische Markt hat sich weitgehend stabilisiert. Daher haben wir unseren Fokus auf Überseemärkte verschoben. Die sind sehr wichtig für den nächsten Wachstumssprung.“

Neue Anforde­rungen an Stapler

Während Fuyao in China rund 70 Prozent Marktanteil halte, seien es weltweit erst 25 Prozent. In den USA baut das Unternehmen zwei Fabriken, in Deutschland hat es einen Zweig in Heilbronn. Neben höheren Sicherheitsanforderungen sowie steigenden Lohnkosten in China zwingt auch das boomende Auslandsgeschäft Fuyao zur raschen Automatisierung: Experten sehen in der damit einhergehenden Steigerung von Qualität, Genauigkeit und Effizienz eine Voraussetzung für dauerhaften globalen Erfolg chinesischer Unternehmen. China durchläuft daher eine Automatisierungswelle, vor allem im erweiterten Automobilsektor und in der Hochtechnologie. „Wir sind dabei, die Automatisierungsrate von 50 auf 80 Prozent zu steigern“, sagt Teng. Das entspreche etwa dem Niveau in Industrieländern.

Linde erarbeite gemeinsam mit Fuyao die fabrikinternen Logistik-Konzepte zur Anpassung an die neue, automatisierte Produktionsweise, sagt Liu Xueshu, Leiter des Linde Vertriebsbüros in Fuzhou. „Mit steigender Automatisierung brauchen wir andere Stapler – weniger kleine, dafür mehr schwere Stapler über drei Tonnen“, erklärt Teng. „Denn wenn Menschen das Glas verpacken, haben wir kleinere Packungsgrößen, als wenn Roboter diese Arbeit übernehmen.“ Nahe der Autoglasfabrik fertigt Fuyao das nötige Rohglas selbst – und das bereits weitgehend automatisch.

Dort bringen die Stapler schwere Pakete mit mehreren Quadratmeter großen Scheiben an die Verladerampe. Zuvor haben Roboter das auf einem Förderband aus dem Ofen herausgleitende Glasband zerschnitten und die Scheiben zum Packen gestapelt. Nur die Sicherung mit Pappe und Schaumstoff übernehmen noch die Arbeiter selbst. Dazwischen sausen große Stapler durch die geräumige Halle, vorwärts, rückwärts. Im Zusammenspiel mit den schnellen, gelenkigen Robotern müssen sie besonders beweglich sein, sagt Teng Yu.

Und so braucht Fuyao viele verschiedene Stapler. Die Bandbreite ist so groß, dass der Glashersteller bei beiden Firmen im Scherz schon „Ausstellung für Linde Produkte“ genannt wurde. Fuyao ist zudem einer der zehn größten Linde Kunden in China. 1995 hatte das Unternehmen die ersten Stapler bestellt. Damals probierte man mehrere Marken aus, erzählt Teng. Linde habe Fuyao-Einkäufer vor allem durch Qualität und Service überzeugt. Seit 2003 nun ist Linde exklusiver Stapler-Lieferant für das Unternehmen, inklusive Servicevertrag. Mehr als 1.000 Stapler von Linde China rollen durch die 15 Fuyao-Fabriken im ganzen Land sowie durch ein Werk in Russland. Sind sie mal kaputt, reparieren Serviceingenieure der KION Premium-Marke die Fahrzeuge vor Ort.

Zwei weitere Werke sind derzeit im Bau, im zentralchinesischen Wuhan sowie in Shenyang im Nordosten. Für Shenyang – das bereits zu 80 Prozent automatisiert sein wird – orderte Fuyao 21 neue Stapler. Früher wären es vielleicht noch ein paar mehr gewesen, sagt Liu Xueshu. Doch da die Automatisierung die Bedingung ist für schnelles Wachstum bei Fuyao, profitiere davon wiederum auch Linde, so der Vertriebsmanager. Derzeit baut Fuyao jedes Jahr ein bis zwei neue Fabriken. In den letzten drei Jahren bestellte das Unternehmen jeweils gut 100 Stapler bei der KION Marke in der südchinesischen Hafenstadt Xiamen – deutlich mehr als in der Zeit davor. Und so wachsen beide Firmen auch künftig gemeinsam.

Werte schaffen.

Die Grundlage des Erfolgs: Die KION Group ist in einem attraktiven Markt zuhause, der kräftiger wächst als die globale Wirtschaftsleistung. Der Weltmarkt für Flurförderzeuge hat zwischen 1980 und 2014 rund 1,5-mal schneller zugelegt als die Weltwirtschaft. Treiber sind drei Megatrends – die Industrialisierung der Wachstumsmärkte, die Globalisierung des Welthandels und immer kleinteiligere Liefer- und Wertschöpfungsketten.

Die KION Group verzahnt dabei Produkte und Dienstleistungen eng miteinander. In Europa sind über 40 Prozent der Neufahrzeugverkäufe mit einer Finanzierung durch das Unternehmen verbunden. Die meisten sind an einen Servicevertrag gekoppelt, über den Kunden vom globalen Servicenetz der KION Marken profitieren.

Am Ende ihres „ersten Lebens“ kehren die Geräte zu den KION Marken zurück, werden instandgesetzt und als Gebrauchtfahrzeuge weiterverkauft oder sie bedienen als Teil der Mietflotte punktgenau Logistik-Bedürfnisse. Der Kreislauf schließt sich, wenn die dauerhafte Bindung zu Kunden in Neubestellungen mündet.

Das Geschäftsmodell der KION Group entfaltet auch außerhalb Europas zunehmend seine Stärke. Wie in China, wo der Umsatz mit Dienstleistungen der KION Marke Linde zwischen 2008 und 2014 im Durchschnitt pro Jahr um rund 15 Prozent zugelegt hat.

Das integrierte Geschäfts­modell der KION Group
Wie Produkte und Services verzahnt sind

Das integrierte Geschäftsmodell der KION Group (Grafik)